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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Nein«, wiederholte er ein wenig leiser. »Ich habe mich einmal auf einen Kompromiß eingelassen, aber das werde ich nie wieder tun, denn was war der Preis für den Kompromiß? Leid! Aber wenn Nimue die Riten ausführen kann, werden all unsere Leiden vorüber sein. Schon bald. Die Götter werden zu uns zurückkehren, Ceinwyn wird tanzen, und ich werde wieder sehen.«
    Er schlief eine Zeitlang, und ich schlief auch; nach einer Weile jedoch weckte er mich, indem er eine Klauenhand durchs Gitter streckte und mich am Arm packte. »Schlafen die Wachen?« fragte er mich.
    »Ich glaube schon, Lord.«
    »Dann such nach dem Silbernebel«, flüsterte er mir zu. Einen Herzschlag lang dachte ich, er sei wieder in den Wahnsinn gefallen. »Lord?« fragte ich nach.
    »Manchmal denke ich«, sagte er mit ganz normaler Stimme, »daß es nur noch eine bestimmte Menge Magie auf der Erde gibt. Sie verschwindet, genau wie die Götter langsam verschwinden. Aber ich habe Nimue nicht alles gegeben, Derfel. Sie glaubt das zwar, doch einen letzten Zauber habe ich noch zurückbehalten. Den habe ich für dich und für Arthur gewirkt, für euch beide, die ich mehr als alle anderen Menschen liebe. Wenn Nimue versagt, Derfel, dann such Caddwg. Erinnerst du dich an Caddwg?«
    Caddwg war der Bootsmann, der uns vor so vielen Jahren aus Ynys Trebes gerettet hatte und auch der Mann, der Merlins Piddocks gesammelt hatte. »Ich erinnere mich an Caddwg«, sagte ich.
    »Er lebt jetzt in Camlann«, erklärte mir Merlin flüsternd. »Such ihn, Derfel, und such den Silbernebel. Vergiß das nicht. Wenn Nimue versagt und das Grauen kommt, geh mit Arthur nach Camlann, such Caddwg und such den Silbernebel. Das ist der letzte Zauber. Meine letzte Gabe an jene, die meine Freunde waren.« Seine Finger krampften sich um meinen Arm. »Versprichst du mir, daß du ihn suchen wirst?«
    »Das werde ich, Lord«, versicherte ich ihm.
    Er schien erleichtert zu sein. Eine Zeitlang saß er da, die Hand an meinem Arm; dann seufzte er. »Ich wünschte, ich könnte mit dir gehen. Aber das kann ich nicht.«
    »Doch, das könnt Ihr, Lord«, widersprach ich.
    »Sei nicht albern, Derfel. Ich muß hierbleiben, und Nimue wird mich noch ein letztes Mal benutzen. Ich mag alt sein, blind, halb wahnsinnig und fast tot, aber es steckt immer noch Macht in mir. Und die will sie.«
    Er stieß ein schreckliches, leises Wimmern aus. »Ich kann nicht einmal mehr weinen«, sagte er, »und es gibt Zeiten, da möchte ich nur noch weinen. Aber im Silbernebel, Derfel, in diesem Silbernebel werdet ihr kein Weinen und keine Zeit finden, nur noch Freude.«
    Wieder schlief er. Als er aufwachte, graute der Morgen, und Olwen war gekommen, mich abzuholen. Ich streichelte Merlins Haare, aber er hatte sich schon wieder in den Wahnsinn zurückgezogen. Er fiepte wie ein Hund, und Olwen lachte darüber. Ich wünschte, ich hätte etwas, was ich ihm geben konnte, irgend etwas Kleines, was ihm ein wenig Trost spendete, aber ich hatte nichts. Also verließ ich ihn und nahm seine letzte Gabe mit, obwohl ich nicht begriff, was das war: der letzte Zauber.

    Olwen brachte mich nicht auf demselben Pfad zurück, auf dem sie mich zu Nimues Lager geführt hatte, sondern durch eine steile Talmulde und dann in einen dunklen Wald, wo ein Bach zwischen den Felsen rauschte. Es hatte angefangen zu regnen, und unser Pfad war unsicher, aber Olwen tanzte in ihrem nassen Umhang vor mir her. »Ich mag den Regen!« rief sie mir einmal zu.
    »Ich dachte, Ihr liebt die Sonne«, antwortete ich mürrisch.
    »Ich mag beide, Lord«, behauptete sie. Wie immer war sie lebhaft und fröhlich, aber ich hörte kaum auf das, was sie sagte. Ich dachte an Ceinwyn, und an Merlin, an Gwydre und an Excalibur. Ich glaubte in einer Falle zu sitzen und sah keinen Ausweg. Mußte ich zwischen Ceinwyn und Gwydre wählen? Olwen muß erraten haben, woran ich dachte, denn sie kam und schob ihren Arm durch den meinen. »Euer Kummer wird bald vorüber sein, Lord«, tröstete sie mich freundlich. Ich entzog ihr meinen Arm. »Er fängt gerade erst an«, widersprach ich verbittert.
    »Aber Gwydre wird nicht tot bleiben!« versicherte sie mir aufmunternd. »Er wird im Kessel liegen, und der Kessel verleiht Leben.« Sie glaubte daran, ich aber nicht. Ich glaubte zwar immer noch an die Götter, aber ich glaubte nicht mehr daran, daß wir sie unserem Willen beugen konnten. Arthur, dachte ich, hat recht. Auf uns selber müssen wir vertrauen, nicht auf die Götter. Die

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