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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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starrte uns mit ihrem einzigen Auge an. Sie lächelte, und Merlin lächelte ebenfalls. Jetzt war ich so nahe, daß ich ihn deutlich sehen konnte, und er lächelte immer noch, als Nimue sich mit dem Messer aus dem Sattel beugte. Ein einziger kräftiger Hieb, mehr war nicht nötig.
    Merlins langes weißes Haar und Merlins langes weißes Gewand färbten sich rot.
    Wieder begann Nimue laut zu heulen. Ich hatte dieses Geheul schon oft gehört, aber niemals so wie jetzt, denn in diesem Geheul mischte sich tiefer Schmerz mit Triumph. Sie hatte ihren Zauber gewirkt. Sie glitt vom Pferd und ließ ihren Stab fallen. Merlin mußte sehr schnell gestorben sein, aber sein Leichnam schlug in den leichten Wellen immer noch um sich, und ein paar Herzschläge lang wirkte es, als ringe Nimue mit dem Toten. Ihr weißes Gewand war rot bespritzt, doch dieses Rot wurde sofort vom Seewasser verdünnt, als sie Merlins Leichnam tiefer ins Wasser zu zerren und zu schieben versuchte. Als er endlich aus dem Schlamm befreit war und auf dem Wasser trieb, schob sie ihn als Opfer für ihren Herrn Manawydan mit einem kräftigen Stoß
    in die Strömung.
    Und welch ein Opfer sie ihm brachte! Der Leichnam eines Druiden ist mächtige Magie, so mächtig, daß es auf dieser armen Welt fast keine mächtigere gibt, und Merlin war der letzte und größte aller Druiden. Natürlich kamen andere nach ihm, doch keiner besaß sein Wissen, keiner besaß seine Weisheit, und keiner besaß seine Macht. All diese Macht wurde nun in diesen einen Zauber gelegt, eine Anrufung des Meeresgottes, der Nimue vor so vielen, Jahren gerettet hatte. Sie griff sich den Stab von dort, wo er auf den Wellen trieb, und zeigte damit auf unser Boot; dann lachte sie. Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte wie die Wahnsinnigen, die ihr aus den Bergen bis zu diesem Tod im Wasser gefolgt waren. »Ihr werdet überleben!« rief sie zu unserem Boot hinüber. »Und wir werden uns wiedersehen!«
    Balig hißte das Segel, der Wind packte es und beförderte uns zum Meer. Keiner von uns sagte ein Wort. Wir blickten nur zu Nimue zurück und dahin, wo uns im weißen Wirbel der grauen Wogen Merlins Leichnam aufs tiefe Meer hinaus folgte.
    Wo Manawydan auf uns wartete.

    Wir richteten den Bug gen Südosten, damit der Wind den Bauch des zerschlissenen Segels aufblähen konnte, und sofort drehte sich mir bei jeder zuschlagenden Welle der Magen um.
    Balig kämpfte mit dem Steuerruder. Die anderen Riemen hatten wir eingezogen, um dem Wind die Arbeit zu überlassen, aber die starke Tide lief gegen uns und drückte den Bug unseres Bootes immer wieder nach Süden, wo der Wind das Segel flattern ließ und das Steuerruder sich bedrohlich durchbog; dann aber kam das Boot ganz langsam wieder zurück, füllte sich mit dem Knall einer riesigen Peitsche, der Bug tauchte ins Wellental, mein Magen kehrte sich um, und die Galle stieg mir in die Kehle.
    Der Himmel verfinsterte sich. Balig blickte zu den Wolken auf, spie aus und stemmte sich dann wieder gegen das Steuerruder. Der erste Regen kam, dicke Tropfen platschten auf das Deck und färbten das schmutzige Segel dunkel. »Banner einziehen!« rief Balig, und Galahad rollte die Bugflagge ein, während ich mich bemühte, die Heckfahne loszumachen. Gwydre half mir, sie herunterzuholen, verlor aber das Gleichgewicht, weil sich das Boot auf dem Kamm einer Woge nach vorn neigte. Er fiel gegen das Dollbord, und das Wasser brach über den Bug herein. »Pützen!« schrie Balig. »Pützen!«
    Jetzt erhob sich auch der Wind. Ich erbrach mich über das Achterdeck, und als ich wieder aufblickte, sah ich, daß die anderen Boote der Flotille in einem grauen Alptraum von kochendem Wasser und fliegender Gischt umhergeworfen wurden. Über mir hörte ich einen kreischenden Knall, und als ich aufblickte, entdeckte ich, daß unser Segel in der Mitte zerrissen war. Balig fluchte. Die Küste hinter uns war nur noch ein dunkler Strich, hinter dem die Berge von Siluria, von der Sonne beschienen, grün leuchteten, doch rings um uns her war alles dunkel, naß und gefahrdrohend.
    »Pützen!« rief Balig abermals, und alle, die im Bauch des Bootes saßen, begannen mit ihren Helmen das Wasser rings um die Bündel mit Schatz, Rüstungen und Proviant herauszuschöpfen.
    Dann schlug das Unwetter richtig zu. Bis jetzt hatten wir nur unter den Vorreitern des Sturms zu leiden gehabt, jetzt aber heulte der Wind übers Meer, und der Regen prasselte flach und stechend über die weißschäumenden

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