Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
an uns vorbeizieht.« Als das Boot um die letzte große Flußschleife getragen wurde, stemmte er sich gegen das Steuerruder. Wir fuhren jetzt nach Westen, hart im Wind; das Wasser des Flusses war kabbelig, mit kleinen Schaumkronen auf den Wellen, die von unserem Bug geteilt wurden und über unser Deck zurückklatschten. Das Segel war noch immer unten. »Jetzt durchziehen!« rief Balig unseren Ruderern zu. Der Sachse hatte einen Riemen, Galahad einen weiteren, Taliesin und Culhwch saßen auf der Mittelbank, und Culhwchs zwei Söhne vervollständigten die Besatzung. Die sechs Männer ruderten kräftig und kämpften tapfer gegen den Wind, doch Ebbe und Strömung halfen uns immer noch weiter. Die Banner am Bug und Heck knatterten im Wind und ließen die in ihrem Tuch gefangenen Pfeile klappern.
    Vor uns wandte sich der Fluß nach Süden, und dort würde Balig, wie ich wußte, das Segel aufziehen lassen, damit der Wind uns helfen konnte, die lange Meeresstrecke zu erreichen. Waren wir erst einmal auf dem Meer, würden wir gezwungen sein, uns innerhalb der von Weidenpfählen markierten Fahrrinne zu halten, die zwischen den breiten Untiefen hindurchführte, bis wir ins tiefe Wasser kamen, wo wir uns vom Wind abwenden und zur dumnonischen Küste hinübersegeln konnten. »Die Überfahrt wird nicht lange dauern«, sagte Balig tröstend, mit einem kurzen Blick auf die Wolken. »Nicht sehr lange. Wir müßten vor diesem Sturm herfahren können.«
    »Können die Boote zusammenbleiben?« fragte ich ihn.
    »Mehr oder weniger.« Mit dem Kopf deutete er auf das Boot unmittelbar vor uns. »Der alte Kahn wird zurückfallen. Segel wie ‘ne trächtige Sau hat der, aber es wird reichen, es wird reichen.«
    Nimues Reiter erwarteten uns auf einer Landzunge, wo sich der Fluß
    südwärts zum Meer wandte. Als wir uns näherten, ritt sie aus der Masse der Speerkämpfer hervor und spornte ihr Pferd ins seichte Wasser, und als wir uns noch weiter näherten, sah ich, daß zwei ihrer Speerkämpfer einen Gefangenen ins Seichte neben ihr führten.
    Anfangs dachte ich, es handele sich um einen unserer Männer aus dem gestrandeten Boot, dann aber erkannte ich, daß es Merlin war. Man hatte ihm den Bart abgeschnitten, und seine strähnigen weißen Haare wehten zottig im auffrischenden Wind, während er blind zu uns herüberstarrte; aber ich hätte schwören können, daß er lächelte. Sein Gesicht vermochte ich nicht deutlich zu erkennen, dafür war die Entfernung zu groß, aber ich schwöre, daß er lächelte, als er in die leichten Wellen gezerrt wurde. Er wußte, was ihm jetzt bevorstand. Und plötzlich wußte ich es auch, aber es gab nichts, was ich tun konnte, um es zu verhindern.
    Nimue war als Kind aus diesem Meer herausgeholt worden. Sie war in Demetia durch eine Bande von Männern entführt worden, die Sklavenbeute machen wollten; auf der Überfahrt erhob sich jedoch ein Sturm, und alle Schiffe der Angreifer sanken. Die Besatzung und ihre Gefangenen ertranken – bis auf Nimue, die sicher an Ynys Wairs felsiger Küste landete; Merlin, der das Kind rettete, hatte sie Vivien genannt, weil sie ganz eindeutig von Manawydan geliebt wurde, dem Meeresgott, und Vivien ein Name ist, der zu Manawydan gehört. Widerborstig, wie sie war, hatte Nimue sich geweigert, diesen Namen anzunehmen, ich aber erinnerte mich jetzt daran, und ebenfalls daran, daß Manawydan sie liebte. Daher wußte ich, daß sie die Hilfe des Gottes dazu benutzen wollte, um einen starken Fluch gegen uns zu wirken.
    »Was macht sie da?« erkundigte sich Arthur.
    »Seht nicht hin, Lord«, bat ich ihn.
    Die beiden Speerkämpfer waren ans Ufer zurückgewatet und hatten den geblendeten Merlin neben Nimues Schimmel zurückgelassen. Er machte keinen Versuch zu fliehen. Er stand einfach da mit seinem wehenden weißen Haar, während Nimue einen Dolch aus ihrem Schwertgurt zog. Es war der Dolch von Laufrodedd.
    »Nein!« rief Arthur, aber der Wind trug seinen Protest in unser Boot zurück, über die Marschen und die Binsen weit, weit zurück ins Nirgendwo. »Nein!« rief er abermals.
    Nimue zeigte mit ihrem Druidenstab nach Westen, wandte das Gesicht gen Himmel und heulte. Noch immer rührte sich Merlin nicht. Unsere Flotte wurde an ihnen vorbeigetragen, und jedes Boot geriet dicht an die Untiefe, wo Nimues Schimmel stand, bevor es, als die Besatzung die Segel hißte, nach Süden gezogen wurde. Nimue wartete, bis unser flaggengeschmücktes Boot ganz nahe war; dann senkte sie den Kopf und

Weitere Kostenlose Bücher