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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Wellen. So dicht fiel der Regen, und so dunkel war der Himmel, daß ich die anderen Boote aus den Augen verlor. Die Küste verschwand, und alles, was ich sah, war ein Alptraum aus kurzen, hohen, schaumgekrönten Wogen, die unser Boot überschwemmten. Das Segel peitschte sich selbst zu zerfetzten Lumpen, die wie zerrissene Banner am Mast flatterten.
    Donner spaltete den Himmel, das Boot stürzte von einem Wellenkamm ins Tal hinab, und ich sah, wie uns das Wasser, grün und schwarz, entgegenkam, um sich über die Dollborde zu ergießen, doch irgendwie steuerte Balig den Bug in die Woge hinein, das Wasser zögerte am Bootsrand und fiel zurück, während wir zum nächsten windgefolterten Wogenkamm emporstiegen.
    »Boot leichtern!« schrie Balig durch das Tosen des Sturmes. Wir warfen das Gold über Bord. Wir warfen Arthurs Schatz, meinen Schatz, Gwydres Schatz und Culhwchs Schatz ins Wasser. Wir opferten alles Manawydan, fütterten seinen gierigen Rachen – mit Münzen, Bechern, Kerzenständern und Goldbarren, und immer noch verlangte er mehr, also schleuderten wir die Körbe mit Proviant und sogar die aufgerollten Banner in die Wellen. Seine Rüstung wollte Arthur jedoch nicht opfern, ebensowenig wie ich die meine, also verstauten wir die Rüstungen und Waffen in der winzigen Kabine unter dem Achterdeck und warfen dem Gold statt dessen einige von den Ballaststeinen des Bootes nach. Von den Wellen herumgeschleudert, torkelten wir wie Betrunkene im Boot durcheinander, glitten in einer schwappenden Mischung aus Erbrochenem und Wasser aus. Morwenna hielt ihre Kinder fest, Ceinwyn und Guinevere beteten, Taliesin pützte mit einem Helm, während Culhwch und Galahad Balig und dem sächsischen Matrosen halfen, die Reste des Segels einzuholen. Sie warfen das Segel mitsamt dem Mast über Bord, vertäuten das Ganze aber mit einem langen Roßhaarseil am Achtersteven, und irgendwie wurde unser Bug durch das nachgeschleppte Tuch samt Mast wieder in den Wind gedreht, so daß wir dem Sturm die Stirn boten und sein Wüten in großen, wiegenden Auf-und Abschwüngen ausreiten konnten.
    »Hab’ ich noch nie erlebt, daß ein Unwetter so schnell kommt!« rief Balig mir zu. Das wunderte mich nicht, denn dies war kein gewöhnliches Unwetter, sondern ein rasendes Toben, das durch den Tod eines Druiden ausgelöst wurde, und während unser stöhnendes Boot von den Wellen herumgeworfen wurde, schlug uns die Welt wutkreischend Luft und Meerwasser um die Ohren. Durch die Planken des Bootskörpers spritzte Wasser herein, das wir so schnell, wie es eindrang, wieder hinausschöpften.
    Dann entdeckte ich auf dem Kamm einer Woge das erste Wrack, und gleich darauf einen schwimmenden Mann. Er versuchte uns etwas zuzurufen, aber das Meer zwang ihn wieder unter Wasser. Arthurs Flotte wurde vernichtet. Manchmal, wenn eine Sturmbö vorüber war und die Luft für kurze Zeit klar wurde, sahen wir Männer, die hektisch Wasser schöpften, sahen, wie tief ihre Boote in dem tosenden Chaos lagen, doch dann wurden wir vom Sturm geblendet, und wenn er abermals nachließ, waren keine Boote mehr zu sehen, nur noch dahintreibende Planken. Arthurs Flotte wurde Boot um Boot versenkt, und all seine Männer und Frauen ertranken. Die Männer, die ihre Rüstung trugen, starben am schnellsten.
    Und während der ganzen Zeit wurden wir, gleich hinter dem zerrissenen Segel, das unser schwer arbeitendes Boot hinter sich herzog, von Merlins Leichnam verfolgt. Aufgetaucht war er einige Zeit nachdem wir das Segel über Bord gewuchtet hatten; dann war er ständig bei uns geblieben, so daß ich sein weißes Gewand am Hang einer Woge entdeckte und kurz darauf sah, wie es verschwand, nur um es, während die Wogen rollten, kurz danach wieder auftauchen zu sehen. Einmal schien es, als hebe er den Kopf aus dem Wasser, und ich sah, daß die Wunde an seiner Kehle vom Meer schneeweiß gewaschen worden war und daß er uns aus seinen leeren Augenhöhlen anstarrte; dann aber drückte ihn das Wasser wieder hinab. Ich berührte den Eisennagel im Achtersteven und bat Manawydan, den Druiden zu sich ins Bett des Meeres herabzuholen. Hol ihn zu dir, betete ich, und schicke seine Seele in die Anderwelt; doch jedesmal, wenn ich hinübersah, war er immer noch da mit seinen weißen Haaren, die sich auf dem wirbelnden Wasser wie ein Fächer um seinen Kopf ausbreiteten.
    Merlin war da, Boote jedoch keine mehr. Wir spähten durch Regen und fliegende Gischt, doch da war nichts außer einem dunklen, wirbelnden

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