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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schwarzschilde nicht zu beeindrucken. Der jüngere Mann stieg mit der Nachricht den Hang empor, während der ältere mit mir plauderte. Wie die meisten von Oengus’ Speerkämpfern schien er ein fröhlicher Spitzbube zu sein. Die Schwarzschilde kamen aus Demetia, einem Königreich, das Oengus an Britanniens Westküste gegründet hatte, und obwohl sie als Eroberer gekommen waren, waren Oengus’ irische Speerkämpfer bei der Bevölkerung nicht so verhaßt wie die feindlichen Sachsen. Die Iren kämpften gegen uns, sie bestahlen uns, sie versklavten uns und nahmen uns unser Land, aber sie sprachen eine Sprache, die der unseren ähnlich war, ihre Götter waren unsere Götter, und wenn sie nicht gegen uns kämpften, mischten sie sich zwanglos mit den eingeborenen Britanniern. Manche, wie etwa Oengus selbst, wirkten inzwischen eher britannisch als irisch, denn ihre Heimat Irland, die immer so stolz darauf gewesen war, nie von den Römern erobert worden zu sein, hatte sich jetzt der Religion unterworfen, welche die Römer mitgebracht hatten. Die Iren hatten das Christentum angenommen, während die »Lords hinter dem Meer«, irische Könige wie Oengus, die in Britannien Land erobert hatten, noch an den älteren Göttern festhielten. Und wenn es Merlin mit seinen Riten nicht gelingt, die Götter zu unserer Hilfe herabzubeschwören, dachte ich mir, werden diese Schwarzschildkrieger im nächsten Frühjahr zweifellos für Britannien gegen die Sachsen kämpfen.
    Es war der junge Prinz Gawain, der vom Gipfel herabkam, um mich abzuholen. In seiner weißgetünchten Rüstung schritt er den Pfad herunter, doch all die Pracht war plötzlich dahin, als seine Füße auf dem schlammigen Pfad unter ihm wegglitten und er ein paar Meter weit auf dem Hinterteil rutschte. »Lord Derfel!« rief er, während er sich aufrappelte. »Lord Derfel! Kommt, kommt! Herzlich willkommen!« Als ich mich näherte, strahlte er übers ganze Gesicht. »Ist es nicht furchtbar aufregend hier?« fragte er mich.
    »Das kann ich noch nicht sagen, Lord Prinz.«
    »Ein Triumph!« schwärmte er begeistert, während er sorgsam um die Schlammpfütze herumtrat, die seinen Sturz verursacht hatte. »Ein großartiges Werk! Beten wir darum, daß es nicht vergebens sein wird!«
    »Ganz Britannien betet darum«, behauptete ich, »nur vielleicht die Christen nicht.«
    »In drei Tagen, Lord Derfel«, versicherte er mir, »wird es keine Christen mehr in Britannien geben, denn bis dahin haben alle die wahren Götter gesehen. Das heißt«, setzte er ein wenig beunruhigt hinzu, »solange es nicht regnet.« Voll Sorge blickte er zu den unheilverkündenden Wolken empor und schien plötzlich den Tränen nahe zu sein.
    »Regen?« fragte ich ihn erstaunt.
    »Nun ja, vielleicht sind es auch die Wolken, die uns die Götter vorenthalten. Entweder Regen oder Wolken, da bin ich nicht sicher, und Merlin ist sehr ungeduldig. Er weigert sich, etwas zu erklären, aber ich glaube, daß der Regen unser Feind ist, aber es können auch die Wolken sein.« Mit bedrückter Miene hielt er inne. »Vielleicht auch beides. Ich habe Nimue gefragt, aber die mag mich nicht.« Das klang tieftraurig.
    »Deswegen bin ich nicht sicher, aber ich flehe die Götter um einen klaren Himmel an. Denn in der letzten Zeit ist es ziemlich wolkig gewesen, sehr wolkig sogar, und ich argwöhne, daß alle Christen um Regen beten. Habt Ihr wirklich Excalibur mitgebracht?«
    Ich nahm das Tuch von dem Schwert in seiner Scheide und reichte ihm den Griff. Sekundenlang wagte er nicht, es zu berühren, dann griff er vorsichtig zu und zog Excalibur heraus. Ehrfürchtig blickte er auf die Klinge hinab und berührte mit dem Finger die in den Stahl eingravierten Spiralen und Drachen. »Geschmiedet in der Anderwelt«, sagte er mit ehrfürchtiger Stimme, »von Gofannon persönlich.«
    »Wohl eher in Irland geschmiedet«, berichtigte ich ihn hartherzig, denn in Gawains Jugend und Gutgläubigkeit lag etwas, das mich herausforderte, seine fromme Unschuld zu verletzen.
    »Nein, Lord«, versicherte er mir sehr ernst, »es wurde in der Anderwelt geschmiedet.« Damit drückte er mir Excalibur wieder in die Hände. »Kommt, Lord«, sagte er und versuchte mich zur Eile anzutreiben, rutschte aber nur abermals im Schlamm aus und kämpfte wild rudernd um sein Gleichgewicht. Seine weiße Rüstung war zwar aus der Ferne beeindruckend, aus der Nähe aber ziemlich schäbig. Der weiße Anstrich, jetzt voller Schlammstreifen, blätterte bereits ab, er selbst

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