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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ich.
    »Das ist meine Aufgabe«, sagte Gawain feierlich. »Mit Hilfe der Götter, natürlich, und mit dem hier.« Dabei berührte er Excalibur, das ich noch immer unterm Arm trug.
    »Excalibur?« Ich war erstaunt, denn ich konnte mir nicht vorstellen, daß ein anderer Mann als Arthur die magische Klinge trug.
    »Was sonst?« fragte mich Gawain. »Ich werde Excalibur führen, Anbarr reiten und die Feinde aus Britannien vertreiben.« Er lächelte freudig; dann zeigte er auf eine Bank neben der Tempeltür. »Wenn Ihr dort warten wollt, Lord, werde ich Merlin suchen gehen.«
    Der Tempel wurde von sechs Schwarzschildkämpfern bewacht, doch da ich in Gawains Begleitung gekommen war, machten sie keine Anstalten, mich zurückzuhalten, als ich durch die niedrige Tür schlüpfte. Ich wollte das kleine Gebäude erkunden – nicht aus Neugier, sondern weil Mithras zu jener Zeit mein Hauptgott war. Er war der Gott der Soldaten, ein geheimer Gott. Die Römer hatten seinen Kult nach Britannien gebracht, und obwohl sie selbst schon lange fort waren, wurde Mithras von den Kriegern noch immer bevorzugt. Dieser Tempel war winzig. Er bestand nur aus zwei kleinen Räumen – ohne Fenster, um an die Höhle zu erinnern, in der Mithras geboren war. Der äußere Raum stand voller Holzkisten und Weidenkörbe, die, wie ich vermutete, die Kleinodien von Britannien enthielten, aber ich hob keinen einzigen Deckel an, um nachzusehen. Statt dessen kroch ich durch die innere Tür ins pechschwarze Heiligtum selbst hinüber, und dort sah ich, im Dunkeln schimmernd, den großen silberngoldenen Kessel von Clyddno Eiddyn. Hinter dem Kessel, gerade noch sichtbar in dem schwachen grauen Licht, das durch die beiden niedrigen Türen hereindrang, stand der Mithrasaltar. Um die Aufmerksamkeit des Gottes abzulenken, hatte entweder Merlin oder Nimue, die sich beide über Mithras lustig machten, einen Dachsschädel auf den Altar gelegt. Ich fegte den Schädel beiseite; dann kniete ich neben dem Kessel nieder und sprach ein Gebet. Ich bat Mithras, unseren Göttern zu helfen, und betete, er möge nach Mai Dun herabkommen und der Schlacht gegen unsere Feinde Schrecken verleihen. Mit Excaliburs Heft berührte ich seinen Stein und fragte mich, wann wohl an diesem Ort zuletzt ein Stier geopfert worden war. Ich stellte mir vor, wie die römischen Soldaten den Stier in die Knie zwangen und ihn dann, indem sie von hinten schoben und von vorn an seinen Hörnern zogen, durch die niedrigen Türen quetschten, bis er sich im inneren Heiligtum erhob und vor Angst brüllte, weil er in der Finsternis nichts witterte als die Speerkämpfer. Und dort, in der schreckenerregenden Dunkelheit, würden sie ihm die Kniesehnen durchschneiden. Wieder würde er brüllen, würde zusammenbrechen, mit seinen schweren Hörnern aber immer noch nach den Mithrasjüngern stoßen, die ihn überwältigen und ausbluten lassen würden, und so würde der Stier allmählich sterben, während der Tempel sich mit dem Gestank von Blut und Dung füllte. Dann würden die Versammelten Mithras zu Ehren das Blut des Stiers trinken, wie er es uns befohlen hat. Die Christen hatten, wie man mir sagte, eine ganz ähnliche Zeremonie, behaupteten aber, daß bei ihren Riten kein Lebewesen getötet werde, obwohl nur wenige Heiden ihnen das glaubten, denn der Tod ist der Zoll, den wir den Göttern für das Geschenk des Lebens schuldig sind. Im Dunkeln lag ich auf den Knien, ein Mithraskrieger, der zu einem der vergessenen Tempel des Gottes gekommen war. Und als ich dort betete, nahm ich auf einmal den gleichen Meeresgeruch wahr, den ich aus Lindinis kannte, jenen Duft nach Tang und Salz, den wir gerochen hatten, als Olwen, die Silberne, so schlank und zart und lieblich durch die Arkaden von Lindinis schritt. Einen Augenblick dachte ich, ein Gott sei anwesend, oder Olwen, die Silberne, sei persönlich nach Mai Dun gekommen, aber nichts rührte sich; es gab keine Vision, keine nackte Haut, sondern nur den schwachen Salzgeruch und das sanfte Wispern des Windes vor der Tempeltür.
    Durch die innere Tür kehrte ich in den Vorraum zurück, und dort wurde der Salzgeruch spürbar stärker. Ich öffnete Kistendeckel, hob Sackleinen von Weidenkörben und glaubte die Quelle des Meeresgeruchs gefunden zu haben, als ich entdeckte, daß zwei Körbe mit Salz gefüllt waren, das in der feuchten Herbstluft schwer und klumpig geworden war; aber der Meeresgeruch kam nicht von dem Salz, sondern von einem dritten Korb, der mit nassem

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