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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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in dieses Loch hineinflüstert, kann man mit den Toten reden.«
    »Aber Ihr glaubt nicht daran – oder?« fragte ich ihn, weil mir die Skepsis in seinem Ton auffiel.
    »Wir glauben daran, daß wir durch dieses Loch mit Thunor, Woden und Seaxnet sprechen können«, antwortete Aelle. »Aber Ihr? Vielleicht könnt Ihr tatsächlich die Toten erreichen, Derfel.« Er lächelte. »Wir werden uns wiedersehen, mein Sohn.«
    »Das hoffe ich, Lord König«, gab ich zurück. Und dann erinnerte ich mich an die seltsame Voraussage meiner Mutter, daß Aelle von seinem eigenen Sohn getötet werde. Ich versuchte dies als Geplapper einer verrückten Alten abzutun, aber nicht selten benutzten die Götter gerade derartige Frauen als ihr Sprachrohr, und auf einmal wußte ich nichts mehr zu sagen.
    Aelle umarmte mich und drückte mein Gesicht dabei fest in den Kragen seines weiten Pelzumhangs. »Hat Eure Mutter noch lange zu leben?« fragte er mich.
    »Nein, Lord König.«
    »Begrabt sie mit den Füßen nach Norden«, bat er mich. »So ist es bei unserem Volk üblich.« Dann umarmte er mich ein letztes Mal. »Ihr werdet sicher nach Hause begleitet werden«, versprach er und trat dann zurück. »Wenn Ihr mit den Toten sprechen wollt«, setzte er heiter hinzu,
    »müßt Ihr dreimal um den Stein schreiten und dann vor dem Loch niederknien. Gebt meiner Enkelin einen Kuß von mir.« Er lächelte, erfreut über mein Erstaunen angesichts seiner so intimen Kenntnisse meines Lebens; dann machte er kehrt und ging davon. Die wartende Eskorte sah aufmerksam zu, wie ich dreimal um den Stein wanderte, niederkniete und mich dem Loch zuneigte. Auf einmal war mir nach Weinen zumute, und meine Stimme klang erstickt, als ich den Namen meiner Tochter flüsterte. »Dian?« wisperte ich ins Herz des Steins, »meine geliebte Dian? Warte auf uns, mein Liebling, wir werden zu dir kommen, Dian.« Meine tote Tochter, meine bezaubernde Dian, ermordet von Lancelots Männern. Ich sagte, wie sehr wir sie liebten, ich sandte ihr Aelles Kuß; dann lehnte ich die Stirn an den kalten Fels und dachte an ihren kleinen Schattenkörper, der so ganz allein in der Anderwelt weilte. Gewiß, Merlin hatte uns erklärt, daß die Kinder fröhlich unter den Apfelbäumen von Annwn spielten, aber ich weinte dennoch, als ich mir vorstellte, wie sie plötzlich meine Stimme vernahm. Blickte sie auf? Oder weinte sie vielleicht wie ich?
    Ich ritt davon. Drei Tage brauchte ich bis nach Dun Caric, und dort gab ich Ceinwyn den kleinen Goldring. Sie hatte schon immer die einfachen Dinge geliebt, und dieser Ring gefiel ihr weit besser als irgendein kostbarer Römerschmuck. Sie trug ihn am kleinen Finger der rechten Hand, dem einzigen Finger, an den er paßte. »Ich glaube trotzdem nicht, daß er mir das Leben retten wird«, gestand sie wehmütig.
    »Und warum nicht?« wollte ich wissen.
    Den Ring bewundernd, lächelte sie. »Welcher Sachse wird sich die Zeit nehmen und nach einem Ring suchen? Erst wird vergewaltigt, dann geplündert – lautet nicht so das Motto der Speerkämpfer?«
    »Du wirst nicht hier sein, wenn die Sachsen kommen«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Du mußt nach Powys zurückkehren.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde bleiben. Ich kann nicht jedesmal, wenn Probleme auftauchen, zu meinem Bruder gelaufen kommen.«
    Ich ließ ihr Argument vorerst durchgehen und schickte statt dessen Boten nach Durnovaria und Caer Cadarn, um Arthur zu melden, daß ich zurückgekehrt sei. Vier Tage später kam er nach Dun Caric, wo ich ihm von Aelles Weigerung berichtete. Arthur zuckte die Achseln, als hätte er nichts anderes erwartet. »Es war einen Versuch wert«, erklärte er lässig. Von Aelles Angebot an mich sagte ich ihm kein Wort, denn in dieser finsteren Laune würde er vermutlich annehmen, daß ich versucht sei, das Angebot anzunehmen, und mir nie wieder vertrauen. Auch daß
    Lancelot in Thunreslea gewesen war, erzählte ich ihm nicht, weil ich wußte, wie sehr er es haßte, wenn dieser Name auch nur beiläufig erwähnt wurde. Dafür berichtete ich ihm von den Priestern aus Gwent, und bei dieser Nachricht zog er ein finsteres Gesicht. »Ich werde Meurig einen Besuch abstatten müssen«, sagte er kalt, während er auf den Tor starrte. Dann wandte er sich wieder an mich. »Wußtet Ihr, daß Excalibur eins der Kleinodien von Britannien ist?« fragte er mich.
    »Ja, Lord«, gestand ich. Das hatte mir Merlin schon vor langem anvertraut, aber ich hätte ihm schwören müssen, daß ich

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