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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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herschleifte. Gawain schrie ihnen zu, sie sollten vorsichtig sein; dann folgte er dem großen Tier halb rutschend und halb laufend den Wall hinunter. Merlin, offenbar kaum von diesem kleinen Drama berührt, folgte den anderen zusammen mit Nimue. Er beobachtete, wie das Pferd zu einem der östlichen Unterstände gebracht wurde, dann kam er mit Nimue zum Tempel herunter. »Ah, Derfel!« begrüßte er mich lässig. »Du siehst so mißmutig aus. Hast du Zahnschmerzen?«
    »Ich habe Euch Excalibur gebracht«, erklärte ich steif.
    »Das sehe ich. Ich habe ja Augen. Ich bin nicht blind, weißt du. Ein bißchen schwerhörig, manchmal, und die Blase ist schwach, aber was kann man in meinem Alter schon erwarten?« Er nahm mir Excalibur aus den Händen, zog die Klinge ein paar Zoll aus der Scheide und küßte den Stahl. »Das Schwert von Rhydderch«, sagte er ehrfürchtig, und sekundenlang erschien ein fast ekstatischer Ausdruck auf seinem Gesicht. Unvermittelt schob er das Schwert wieder zurück und ließ es sich von Nimue abnehmen. »Du warst also bei deinem Vater«, wandte sich Merlin dann wieder an mich. »Magst du ihn?«
    »Ja, Lord.«
    »Du warst schon immer ein gefühlsduseliger Bursche, Derfel«, sagte Merlin. Er sah zu Nimue hinüber, die Excalibur aus der Scheide gezogen hatte und die blanke Klinge fest an ihren mageren Körper preßte. Aus irgendeinem Grund schien Merlin sich darüber zu ärgern, denn er entriß ihr die Scheide und versuchte sich dann das Schwert zurückzuholen. Nimue wollte es aber nicht loslassen, und nachdem Merlin einen Moment mit ihr gekämpft hatte, mußte er es aufgeben.
    »Wie ich hörte, hast du Liofa verschont«, sagte er, wiederum an mich gewandt. »Das war ein Fehler. Ein äußerst gefährlicher Kerl, dieser Liofa.«
    »Woher wißt Ihr, daß ich ihn verschont habe?«
    Merlin sah mich vorwurfsvoll an. »Vielleicht war ich eine Eule im Dachgebälk von Aelles Halle, Derfel, oder auch eine Maus in den Binsen auf dem Boden.« Er warf sich auf Nimue, und dieses Mal gelang es ihm, ihr das Schwert zu entreißen. »Wir dürfen die Magie nicht schwächen«, murmelte er, während er die Klinge ungeschickt in die Scheide zurückschob. »Hatte Arthur nichts dagegen, das Schwert aus der Hand zu geben?« fragte er mich.
    »Warum sollte er, Lord?«
    »Weil Arthur gefährlich nahe an der Skepsis ist«, antwortete Merlin und bückte sich, um Excalibur durch die niedrige Tür in den Tempel zu schieben. »Er glaubt, daß wir auch ohne die Götter auskommen können.«
    »Dann ist es nur schade«, sagte ich voll Ironie, »daß er nicht gesehen hat, wie Olwen, die Silberne, im Dunkeln leuchtet.«
    Nimue zischte mich wütend an. Merlin hielt inne. Langsam wandte er sich um, richtete sich von der Türöffnung auf und warf mir einen verdrossenen Blick zu. »Warum, Derfel, soll das schade sein?« fragte er in gefährlichem Ton.
    »Weil er, wenn er sie gesehen hätte, Lord, bestimmt an die Götter glauben würde, nicht wahr? Natürlich nur, solange er Eure Muscheln nicht entdeckt.«
    »Das ist es also«, sagte er. »Du hast herumgeschnüffelt, wie? Du hast deine dicke Sachsennase in Dinge hineingesteckt, die dich nichts angehen, und hast meine Piddocks gefunden.«
    »Piddocks?«
    »Die Muscheln, du Schwachkopf, werden Piddocks genannt. Wenigstens das vulgäre Volk nennt sie so.«
    »Und die leuchten?«
    »Ihr Saft besitzt Leuchtkraft, ja«, gab Merlin von oben herab zu. Ich merkte, daß er sich über meine Entdeckung ärgerte, sich aber größte Mühe gab, seinen Ärger zu verbergen. »Plinius erwähnt dieses Phänomen, aber der erwähnt so vieles, daß es schwerfällt zu entscheiden, was man davon glauben soll. Die meisten seiner Vorstellungen sind natürlich ausgesprochener Unsinn. All dieser Quatsch über Druiden, die am sechsten Tag nach Neumond Mistelzweige schneiden! Nie, niemals würde ich das tun! Am fünften Tag, ja, und zuweilen am siebenten – aber am sechsten? Niemals!
    Außerdem empfiehlt er, wenn ich mich recht erinnere, sich bei Kopfschmerzen das Brustband einer Frau um den Schädel zu binden, aber das nützt nicht das geringste. Wie denn auch? Die Magie liegt in den Brüsten, nicht im Band, daher ist es natürlich weitaus wirksamer, den schmerzenden Kopf zwischen die Brüste selbst zu betten. Diese Kur hat bei mir noch nie versagt, soviel steht fest. Hast du Plinius gelesen, Derfel?«
    »Nein, Lord.«
    »Ja, richtig, ich habe dich nie Latein gelehrt. Wie nachlässig von mir!
    Nun, die Piddocks

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