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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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war eine gewisse Unwirklichkeit eigen, die jede kleinste Aufgabe zu etwas Besonderem machte. Vielleicht war dies das letzte Mal, daß wir das Winterstroh aus unseren Betten verbrannten, und vielleicht auch das letzte Mal, daß wir ein blutverschmiertes Kalb aus dem Leib der Mutter ans Licht der Welt zogen. Alles war etwas Besonderes, weil alles bedroht war.
    Außerdem wußten wir, daß das kommende Beltanefest
    möglicherweise das letzte war, das wir je als Familie erleben würden; deswegen versuchten wir es unvergeßlich zu machen. An Beltane begrüßten wir das Leben des neuen Jahres, und am Abend vor dem Fest ließen wir in Dun Caric alle Feuer erlöschen. Die Küchenfeuer, die den ganzen Winter hindurch gebrannt hatten, wurden tagsüber nicht unterhalten, so daß bei Nacht nur noch glühende Asche übrig war. Wir fegten sie aus, putzten den Herd und legten neue Feuer an, während wir auf einem Hügel östlich des Dorfes zwei große Stöße Brennholz aufschichteten, von denen der eine den heiligen Baum umgab, den Pyrlig, unser Barde, ausgewählt hatte. Der Baum wurde mit Stoffetzen behängt, und alle Häuser wie auch die Halle selbst wurden mit frischen, jungen Haselzweigen geschmückt.
    In jener Nacht waren die Feuer in ganz Britannien erloschen. Am Abend vor Beltane regiert die Dunkelheit. Das Festmahl wurde in unserer Halle vorbereitet, aber es gab kein Feuer, auf dem es gekocht werden konnte, und keine Flamme, um bis in die Dachbalken Licht hinaufzuschicken. Es gab nirgendwo Licht, nur in den christlichen Städten, wo die Menschen Scheiterhaufen errichteten, um den Göttern zu trotzen, doch auf dem Land war alles dunkel. Als es dämmerte, erklommen wir den Hügel, eine ganze Schar von Dörflern und Speerkämpfern, die Schafe und Rinder vor sich her trieben, um sie in Hürden aus Weidengeflecht zu sperren. Kinder spielten, sobald jedoch die große Dunkelheit hereinbrach, schliefen die kleinsten Kinder ein und lagen friedlich im Gras, während wir übrigen uns um die noch nicht entzündeten Feuer versammelten und die Klage von Annwn sangen. Dann, in der dunkelsten Stunde der Nacht, entzündeten wir das Neujahrsfeuer. Pyrlig entfachte die Flamme, indem er zwei Stöckchen aneinanderrieb, während Issa Lärchenholzspäne auf den Funken streute, der ein winziges Rauchwölkchen von sich gab. Die beiden Männer beugten sich tief über die kleine Flamme, bliesen hinein, fügten mehr Späne hinzu, und schließlich sprang eine kräftige Flamme empor, und wir alle stimmten das Lied von Belenus an, während Pyrlig das neue Feuer zu den beiden Brennholzstapeln trug. Die schlafenden Kinder wachten auf und liefen los, um ihre Eltern zu suchen, während die Beltanefeuer hoch und hell zu brennen begannen.
    Sobald die Feuer richtig brannten, wurde eine Ziege geopfert. Wie immer wandte sich Ceinwyn ab, als dem Tier die Kehle durchschnitten wurde und Pyrlig das Gras mit dem Blut besprengte. Den Kadaver der Ziege warf er auf das Feuer, wo der heilige Haselstrauch brannte; dann holten die Dörfler ihre Schafe und Rinder und trieben sie zwischen den großen Feuern hindurch. Den Kühen hängten wir geflochtene Strohkränze um den Hals, und dann sahen wir zu, wie die jungen Frauen zwischen den Feuern tanzten, um ihren Leib von den Göttern segnen zu lassen.

    Auch beim Imbolc-Fest waren sie durch das Feuer getanzt, aber an Beltane taten sie es noch einmal. Jenes Jahr war das erste, in dem Morwenna alt genug war, um zwischen den Feuern zu tanzen, und ich verspürte einen leichten Stich der Trauer, als ich beobachtete, wie meine Tochter sprang und sich drehte. Sie schien so glücklich zu sein. Sie dachte an Vermählung und träumte von Kindern, doch innerhalb weniger Wochen, dachte ich, könnte sie versklavt oder tot sein. Dieser Gedanke erfüllte mich mit einer mächtigen Wut. Ich wandte mich von unseren Feuern ab und sah verblüfft, daß in der Ferne andere Beltanefeuer hell brannten. In ganz Dumnonia brannten die Feuer, um das neue Jahr zu begrüßen.
    Meine Speerkämpfer hatten zwei riesige Eisenkessel auf den Hügel geschleppt, die wir nun mit brennendem Holz füllten. Dann liefen wir schnell mit den flammenden Kesseln den Hang hinab. Unten im Dorf wurde das neue Feuer verteilt, indem sich jede Hütte einen Feuerbrand holte und damit das aufgeschichtete Holz im Herd entzündete. Zuletzt gingen wir in die Halle und trugen das Feuer in die Küchen. Inzwischen graute schon fast der Morgen, und die Dörfler drängten sich innerhalb der

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