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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Palisade, um die aufgehende Sonne zu begrüßen. In dem Moment, da sich ihr erster Lichtstrahl am östlichen Horizont zeigte, sangen wir das Lied von Lughs Geburt, eine fröhliche, tanzende Hymne der Freude. Ostwärts gewandt, hießen wir singend die Sonne willkommen und sahen dabei rings am Horizont feine, dunkle Rauchwölkchen von Beltanefeuern in den heller werdenden Himmel steigen. Das große Kochen begann, als die Herdfeuer heiß waren. Ich hatte ein großes Festmahl für das Dorf geplant, weil ich das Gefühl hatte, daß
    dies für lange Zeit unser letzter sorgenfreier Tag sein würde. Das einfache Volk aß selten Fleisch, an jenem Beltane jedoch gab es fünf Hirsche, zwei Keiler, drei Schweine und sechs Schafe am Spieß; es gab Fässer voll frischgebrautem Met und zehn Körbe voll Brot, das noch auf den Feuern des letzten Jahres gebacken worden war. Es gab Käse, in Honig getauchte Nüsse und Haferkuchen, in deren Kruste das Beltanekreuz gebrannt war. In ungefähr einer Woche würden die Sachsen kommen, also war dies die richtige Zeit, um ein Festmahl zu veranstalten, das unseren Leuten helfen würde, die bevorstehenden Schrecken zu überleben.
    Während das Fleisch garte, vergnügten sich die Dörfler mit Spielen. Es gab Wettläufe auf der Straße, Ringkämpfe und einen Wettbewerb, um zu sehen, wer das schwerste Gewicht heben konnte. Die Mädchen flochten sich Blumen ins Haar, und lange bevor das Festmahl begann, sah ich Paare, die sich unauffällig entfernten. Gegessen wurde am Nachmittag, und während wir es uns schmecken ließen, trugen Poeten Gedichte vor, sangen die Dorfbarden, und der Erfolg ihrer Darbietungen wurde an dem Beifall gemessen, den sie jeweils erzielten. Ich selbst belohnte alle Barden und Poeten mit Gold, auch die schlechtesten, und von denen gab es zahlreiche. Die meisten Poeten waren junge Männer, welche errötend holprige Verse deklamierten, die ihren Mädchen gewidmet waren. Die Mädchen zogen verlegene Gesichter, während die Dörfler johlten, lachten und anschließend verlangten, daß jedes Mädchen seinen Poeten mit einem Kuß belohnte, und wenn dieser Kuß
    zu flüchtig ausfiel, wurde das Pärchen Auge in Auge festgehalten und gezwungen, sich richtig zu küssen. Je länger wir weitertranken, desto besser wurden die Gedichte.
    Ich trank zuviel. Tatsächlich aßen wir alle gut und tranken noch besser. Einmal wurde ich vom reichsten Bauern des Dorfes zum Ringkampf gefordert, und die jubelnde Menge verlangte, daß ich die Herausforderung akzeptiere; also umklammerte ich, schon halb betrunken, mit beiden Händen den Körper des Bauern, während er das gleiche mit mir tat. Dabei roch ich den Met in seinem Atem, wie er ihn mit Sicherheit in dem meinen roch. Er versuchte mich zu heben, ich versuchte ihn zu heben, doch keiner von uns vermochte den anderen von der Stelle zu bewegen, also standen wir beide da, Kopf an Kopf wie kämpfende Hirsche, während die Zuschauer sich über unsere traurige Vorstellung lustig machten. Schließlich warf ich ihn auf den Boden, aber nur, weil er noch betrunkener war als ich. Anschließend trank ich weiter, vielleicht auch, weil ich die Zukunft aus meinen Gedanken vertreiben wollte.
    Gegen Abend wurde mir übel. Ich ging zu der Kampfstation, die wir auf dem östlichen Wall errichtet hatten, stützte mich auf die Mauer und starrte zum dunkelnden Horizont hinüber. Zwei Rauchwölkchen stiegen von dem Hügel auf, wo wir in der Nacht die Feuer entzündet hatten, obwohl es mir in meinem metbenebelten Kopf so vorkam, als sähe ich mindestens ein Dutzend Rauchwolken. Ceinwyn, die zu mir auf die Plattform geklettert war, lachte über mein bekümmertes Gesicht. »Du bist betrunken«, stellte sie fest.
    »Das ist wahr«, stimmte ich ihr zu.
    »Du wirst schlafen wie ein Eber«, sagte sie vorwurfsvoll, »und auch so schnarchen.«
    »Es ist Beltane«, wandte ich zur Entschuldigung ein und winkte zu den Rauchsäulen hinüber.
    Sie lehnte sich neben mir an die Mauer. Sie hatte sich eine Schlehenblüte ins goldene Haar geflochten und sah so schön aus wie immer. »Wir müssen mit Arthur über Gwydre reden«, sagte sie.
    »Wegen der Vermählung mit Morwenna?« fragte ich und hielt dann inne, um meine Gedanken zu ordnen. »Arthur scheint mir in letzter Zeit sehr unfreundlich zu sein«, brachte ich schließlich mühsam heraus.
    »Vielleicht hat er ja vor, Gwydre mit einer anderen zu vermählen.«
    »Möglicherweise«, antworte Ceinwyn gelassen. »In diesem Fall sollten wir

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