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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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uns einen anderen für Morwenna suchen.«
    »Und wen?«
    »Genau darüber solltest du dir Gedanken machen«, sagte Ceinwyn.
    »Sobald du wieder nüchtern bist. Vielleicht einen von Culhwchs Söhnen?« Sie spähte in die Abendschatten am Fuß des Hügels von Dun Caric hinab. Dort gab es es dichtes Gebüsch, in dem sie ein sehr beschäftigtes Pärchen entdeckte. »Das ist Morfudd«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Morfudd«, antwortete Ceinwyn, »unser Milchmädchen. Schon wieder ein neues Baby, vermutlich. Es wird wirklich Zeit, daß sie sich vermählt.« Sie seufzte und blickte zum Horizont hinüber. Eine lange Zeit schwieg sie; dann runzelte sie die Stirn.
    »Hast du nicht auch den Eindruck, daß es in diesem Jahr mehr Feuer gibt als im letzten?« fragte sie mich.
    Gehorsam blickte ich zum Horizont, konnte aber, ehrlich gesagt, das eine Rauchwölkchen nicht vom anderen unterscheiden. »Möglich«, gab ich ausweichend zurück.
    Ihre Stirn war immer noch gekraust. »Aber vielleicht sind das ja gar keine Beltanefeuer.«
    »Natürlich sind sie das!« behauptete ich mit der festen Überzeugung eines Betrunkenen.
    »Sondern Warnfeuer«, fuhr sie fort.
    Es dauerte ein paar Herzschläge, bis mir die Bedeutung ihrer Worte so richtig aufging, und dann fühlte ich mich unversehens überhaupt nicht mehr betrunken. Mir wurde übel, aber ich war nicht betrunken. Ich spähte ostwärts. Etwa zwanzig Rauchsäulen stiegen vor dem Himmel auf, aber zwei von ihnen waren viel dicker als die anderen und viel zu dick, um Reste der Feuer zu sein, die man in der Nacht zuvor entzündet hatte und die bis zum Morgengrauen allmählich verloschen waren. Und plötzlich, einem Schlag in die Magengrube gleich, wußte ich, daß
    es Warnfeuer waren. Die Sachsen hatten nicht bis nach ihrem Eostrefest gewartet, sondern waren an Beltane gekommen. Sie wußten, daß wir Warnfeuer vorbereitet hatten, aber sie wußten ebenso, daß in ganz Britannien überall auf den Hügeln Beltanefeuer brennen würden, und mußten erraten haben, daß wir bei den vielen Festtagsfeuern die Warnfeuer nicht bemerken würden. Sie hatten uns übertölpelt. Wir hatten gefeiert, wir hatten uns bis zur Sinnlosigkeit betrunken, und dabei hatten die Sachsen die ganze Zeit ihren Angriff vorgetragen. Und Dumnonia befand sich im Krieg.

    I ch war der Führer von siebzig erfahrenen Kriegern, befehligte darüber hinaus jedoch noch einhundertundzehn Jungmänner, die ich im Winter ausgebildet hatte. Diese einhundertachtzig Mann waren nahezu ein Drittel aller Speerkämpfer von Dumnonia, aber nur sechzehn von ihnen waren bei Morgengrauen marschbereit. Die übrigen waren entweder noch betrunken oder litten so sehr, daß sie meine Flüche und Schläge ignorierten. Issa und ich schleppten jene, die am schlimmsten dran waren, zum Bach und warfen sie ins kalte Wasser, aber auch das half nicht sehr viel. Also konnte ich nur abwarten, während Stunde um Stunde mehr Männer einen klaren Kopf bekamen. An jenem Morgen hätten zwanzig nüchterne Sachsen Dun Caric verwüsten können. Die Warnfeuer, die uns meldeten, daß die Sachsen kamen, brannten noch immer, und ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen, weil ich Arthur so unbedacht im Stich gelassen hatte. Später erfuhr ich, daß nahezu jeder Krieger in Dumnonia an jenem Morgen ähnlich einsatzunfähig gewesen war; nur Sagramors einhundertundzwanzig Mann waren nüchtern geblieben und zogen sich auftragsgemäß vor den nachrückenden Sachsenheeren zurück. Wir anderen jedoch wankten, würgten, rangen nach Luft und soffen Wasser wie durstige Hunde. Gegen Mittag waren die meisten meiner Männer, wenn auch nicht alle, wieder auf den Beinen, aber nur wenige waren für einen langen Marsch bereit. Meine Rüstung, Schild und Kampfspeere wurden auf ein Packpferd geladen, während zehn Mulis die Körbe mit dem Proviant trugen, die Ceinwyn den ganzen Vormittag über fleißig gefüllt hatte. Sie würde in Dun Caric warten, entweder auf den Sieg oder – eher wahrscheinlich – auf die Nachricht, sie müsse fliehen. Dann, kurz vor Mittag, änderte sich auf einmal alles. Von Süden her kam ein Reiter auf einem schwitzenden Pferd. Es war Culhwchs ältester Sohn Einion, der sich und sein Pferd in dem verzweifelten Versuch, uns noch rechtzeitig zu erreichen, fast bis zur Erschöpfung angetrieben hatte. Beim Absitzen fiel er praktisch aus dem Sattel. »Lord«, keuchte er, stolperte, kam wieder auf die Füße und verneigte sich kurz vor mir. Ein paar Herzschläge lang war er zu

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