Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
atemlos, um etwas zu sagen, dann überstürzten sich seine Worte vor heftiger Erregung, aber er hatte es so eilig, seine Nachricht an den Mann zu bringen, und hatte dem dramatischen Augenblick so aufgeregt entgegengefiebert, daß es ihm nicht gelang, sich verständlich zu machen, doch ich vermochte herauszuhören, daß er von Süden komme und daß die Sachsen dort einmarschierten.
Ich führte ihn zu einer Bank vor der Halle und setzte ihn dorthin.
»Willkommen auf Dun Caric, Einion ap Culhwch«, sagte ich betont formell. »Und nun fangt noch einmal von vorne an.«
»Die Sachsen, Lord«, antwortete er gehorsam, »haben Dunum angegriffen.«
Also hatte Guinevere recht gehabt, und die Sachsen waren im Süden einmarschiert. Sie waren aus Cerdics Land hinter Venta gekommen und bereits tief nach Dumnonia eingedrungen. Dunum, unsere Festung dicht an der Küste, war gestern im Morgengrauen gefallen. Culhwch hatte das Fort lieber aufgegeben, als seine hundert Mann überwältigen zu lassen, und zog sich nun vor dem Feind zurück. Einion, ein junger Mann mit der gleichen untersetzten Figur wie sein Vater, blickte bedrückt zu mir auf. »Es sind einfach zu viele, Lord.«
Die Sachsen hatten uns düpiert. Zuerst hatten sie uns überzeugt, daß
sie nichts Böses im Süden planten, dann hatten sie in unserer Festnacht angegriffen, weil sie wußten, daß wir die fernen Warnfeuer mit den Flammen von Beltane verwechseln würden, und nun marschierten sie an unserer Südflanke. Aelle stieß vermutlich an der Themse entlang vor, während Cerdics Truppen an der Küste wüteten. Einion war sich nicht sicher, ob Cerdic den Südangriff selbst führte, denn er hatte nirgends dessen Banner mit dem rotbemalten Wolfsschädel und der Haut eines Toten entdeckt, aber er hatte Lancelots Standarte, den Seeadler mit dem Fisch in den Fängen, gesehen. Culhwch glaubte, daß Lancelot seine eigenen Gefolgsleute und dazu zwei-bis dreihundert Sachsen anführte.
»Wo waren sie, als Ihr aufgebrochen seid?« fragte ich Einion.
»Noch südlich von Sorviodunum, Lord.«
»Und Euer Vater?«
»Der war in der Stadt, Lord, aber er wagt das Risiko, dort eingeschlossen zu werden, nicht einzugehen.«
Also würde Culhwch die Festung Sorviodunum eher aufgeben, als dort in der Falle zu sitzen. »Will er, daß ich zu ihm stoße?« erkundigte ich mich.
Einion schüttelte den Kopf. »Er hat Nachricht von Durnovaria geschickt, Lord, daß die Leute dort nach Norden kommen sollen. Er meint, Ihr würdet sie beschützen und sie nach Corinium bringen.«
»Wer ist in Durnovaria?« wollte ich wissen.
»Prinzessin Argante, Lord.«
Ich fluchte leise. Arthurs junge Gemahlin durfte ich nicht zurücklassen, und jetzt begriff ich, was Culhwch mir vorschlug. Da er wußte, daß Lancelot nicht aufzuhalten war, wollte er, daß ich alles rettete, was es in Dumnonias Kernland an Wertvollem gab, und mich nordwärts nach Corinium zurückzog, während Culhwch alles tat, um den Feind aufzuhalten. Es war eine verzweifelte, provisorische Strategie, die dazu führen würde, daß wir dem Feind den größten Teil von Dumnonias Territorium überließen, doch es bestand immer noch die Chance, daß wir alle in Corinium zusammenkommen und Arthurs Schlacht schlagen konnten, obwohl ich, indem ich Argante rettete, Arthurs Plan preisgab, Störangriffe gegen die Sachsen in den Hügeln südlich der Themse zu führen. Das war schade, aber ein Krieg verläuft nur selten nach Plan.
»Weiß Arthur davon?« fragte ich Einion.
»Mein Bruder reitet zu ihm«, beruhigte mich Einion, und das bedeutete, daß Arthur noch nichts vom neuesten Stand der Dinge gehört hatte. Es würde Spätnachmittag werden, bis Einions Bruder Corinium erreichte, wo Arthur Beltane verbracht hatte. Inzwischen befand sich Culhwch irgendwo südlich der großen Ebene, und Lancelots Heer war –
ja, wo? Aelle marschierte vermutlich immer noch nach Westen, und möglicherweise war Cerdic bei ihm, was wohl bedeutete, daß Lancelot entweder weiterhin an der Küste entlangmarschieren und Durnovaria erobern oder sich nach Norden wenden und Culhwch nach Caer Cadarn und Dun Caric folgen konnte. Wie dem auch sei, überlegte ich, dieser Landstrich hier wird binnen drei bis vier Tagen von sächsischen Speerkämpfern wimmeln.
Ich gab Einion ein frisches Pferd und schickte ihn mit der Botschaft nordwärts zu Arthur, daß ich Argante nach Corinium bringen würde, schlug ihm aber vor, Reiter auszusenden, die uns bis Aquae Sulis entgegenkamen, um sie
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