Ascalon – Das magische Pferd, Band 2: Ascalon – Das magische Pferd. Das Geheimnis der Maya (German Edition)
eine lange und sehr mühsame Zeit. Ich will nicht unhöflich sein, aber ich möchte wirklich nur noch nach Hause.«
»Das verstehe ich.« Die Göttin legte Muriel den Arm um die Schultern und begleitete sie zur Tür. »Der erste Auftrag ist immer der schwerste«, sagte sie mitfühlend. »Den anderen erging es nicht anders. Ich stehe in deiner Schuld und respektiere deinen Wunsch. Ascalon wird dich wohlbehalten nach Hause tragen, und wenn du jetzt auch noch erschöpft sein magst, so wirst du feststellen, dass du dort nichts mehr davon spüren wirst.«
»Danke.« Muriel atmete auf. Tatsächlich wünschte sie sich nichts sehnlicher, als wieder nach Hause zu kommen. In ihr Elternhaus, in ihr Zimmer und in ihr herrlich weiches Bett.
Mit wenigen Schritten war sie bei Ascalon und schwang sich auf dessen Rücken, aber gerade als sie losreiten wollte, fiel ihr noch etwas ein. »Ich habe das Faltbuch gestohlen«, sagte sie und senkte schuldbewusst den Blick. »Das war natürlich nicht recht, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen.« Sie verstummte, als müsse sie erst den Mut für das sammeln, was sie fragen wollte. Dann sagte sie: »Habe ich … können Sie mir sagen … Ich meine, ist es nicht möglich, dass ich damit die Vergangenheit verändert habe?«
»Dass du dir darüber Gedanken machst, spricht für dich«, erwiderte die Göttin. »Natürlich ist es gefährlich, in der Vergangenheit Dinge zu verändern. Das muss ich dir ja nicht mehr erklären. In diesem Fall jedoch kannst du beruhigt sein. Es ist kein Schaden entstanden. Das hätte ich gespürt.«
»Puh, da bin ich aber froh.« Muriel lächelte, wurde aber gleich wieder ernst. »Und was ist mit den Maya-Kriegern, die Ascalon gesehen haben? Sie sagten doch, er dürfe nicht gesehen werden, weil die Maya keine Pferde kannten.«
»Nun, auch da kannst du beruhigt sein«, entgegnete die Göttin. »Sollten die beiden wirklich jemandem von dem seltsamen Tier erzählt haben, das sie gesehen haben wollen, dann wird es ihnen nicht anders ergangen sein als dir, wenn du jemandem erzählst, dass du mit der Schicksalsgöttin sprechen kannst.«
»Sie meinen, man hätte die beiden für verrückt gehalten?«
»Richtig.« Die Göttin schmunzelte und zwinkerte Muriel zu. »Und falls doch mal irgendwo ein Faltbuch auftaucht, in dem von einem Pferd die Rede ist, kann ich dich und Ascalon ja jederzeit zurückschicken, um das Buch auszutauschen.«
»O nein.« Muriel lachte, aber die Bemerkung der Göttin erinnerte sie daran, dass sie noch eine Frage hatte: »Wissen Sie eigentlich, was aus Ah Hunahpu geworden ist?«, erkundigte sie sich. »Er war einer der Ballspieler, die sich freiwillig gemeldet haben, um ihr Blut für das Leben Ah Coyopas zu geben.« Sie stockte und sagte dann: »Ist er …? Hat … hat er gewonnen?«
»Deine Sorge um den jungen Mann ehrt dich«, erwiderte die Göttin schmunzelnd. »Aber sie ist unbegründet. Das Spiel hatte keine Sieger. Ich weiß, dass Ah Coyopa damals starb, noch bevor es zu Ende war.«
… noch bevor es zu Ende war. Muriel erschauerte. Erst jetzt wurde ihr klar, wie knapp die Zeit wirklich gewesen war, die ihr noch zur Verfügung gestanden hatte. Hätte sie sich tiefer im Dschungel verlaufen … Sie verbot es sich, den Gedanken zu Ende zu führen. Sie hatte es geschafft, alles andere zählte nicht.
»Danke.« Muriel reichte der Göttin zum Abschied die Hand. »Das ist gut zu wissen.«
»Ich habe dir zu danken«, entgegnete die Göttin. »Ich bin stolz und glücklich, so treue Helfer zu haben.«
»Keine Ursache!« Muriel grinste. »Ich helfe gern.« Sie schnalzte mit der Zunge und Ascalon trabte an. Unter dem Zweitakt der Hufe blieben die Lichtung und die Göttin rasch hinter ihnen zurück, als sie in den Wald hineinritten und den Weg nach Hause einschlugen.
Wieder daheim
Es war stockdunkel, als Ascalon zum Sprung über den Weidezaun ansetzte. Die Luft war schwülwarm und drückend. Bis auf ein paar dicke Tropfen, die von den Blättern der Bäume zu Boden fielen, war es trocken.
Ich bin zu Hause! Muriel atmete tief durch. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass man »zu Hause« auch riechen konnte. Nach den langen Tagen im Dschungel Mittelamerikas nahm sie die sonst so vertrauten Gerüche fast überdeutlich wahr. Der Duft der feuchten Gräser, das liebliche Aroma des Jasmins am Rande der Weide und den typischen Geruch des Pferdestalls …
Muriel schloss die Augen und gab sich ganz dem Glücksgefühl hin, das sie
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