Ascalon – Das magische Pferd, Band 2: Ascalon – Das magische Pferd. Das Geheimnis der Maya (German Edition)
war nicht mehr wichtig. Überleben war das Einzige, das zählte. Mit letzter Kraft versuchte sie sich aufzurappeln, aber die Beine versagten ihr den Dienst.
Dann waren die Maya-Krieger bei ihr. Ein Schatten fiel auf ihr Gesicht, als sie sich vor ihr aufbauten, die Speere drohend erhoben.
Muriel keuchte. Auf allen vieren versuchte sie davonzukrabbeln, aber auch dieser Versuch scheiterte kläglich. Die Männer packten sie bei den Armen und zerrten sie unsanft in die Höhe.
»Mitkommen!«, befahl der eine barsch, während der andere ihr ein Feuersteinmesser in die Seite drückte. Muriel schluchzte auf. Sie wollte sich wehren, aber auch dazu fehlte ihr die Kraft. Am Rande der Ohnmacht stolperte sie zwischen den Kriegern dahin, die sie zum Tempel zurückbringen wollten.
Sie hatten noch keine zehn Meter zurückgelegt, als ein schrilles Wiehern aus dem Wald erklang. Die Männer hielten erschrocken inne und schauten sich um.
Das Wiehern wiederholte sich.
Ascalon? Muriel horchte auf. Ein vertrautes Gefühl streifte ihr Bewusstsein und gab ihr neuen Mut. Sekundenbruchteile später spürte sie auch schon die Erschütterungen im Boden, die einem galoppierenden Pferd vorauseilen.
Ascalon! Muriels Herz machte vor Freude einen Sprung. Sie hatte nicht wirklich daran geglaubt, dass der Wallach sein Versteck verlassen würde, um ihr zu helfen, schließlich durfte er nicht von den Maya gesehen werden.
Ascalon hingegen schien das nicht zu kümmern. Er kam! Und wie er kam! Einem zornigen Götterpferd gleich brach er aus dem Wald hervor und preschte mit wehender Mähne auf die beiden Krieger zu. Diese standen vor Schreck wie erstarrt. Der Anblick des fremden Wesens, das da auf sie zustürmte, schien sie zu verwirren. Für einen Moment standen sie nur da und hielten Muriel fest, dann aber schienen sie sich der Gefahr bewusst zu werden und gingen zum Angriff über. Ein Speer flog dem Wallach entgegen, der ihm geschickt auswich, seinen Kurs aber unbeirrt beibehielt. Auch der Speer des zweiten Maya verfehlte das Ziel. Ascalon wieherte schrill, stieg mit wirbelnden Vorderhufen und schüttelte die prächtige Mähne. Ein Bild wie im Film.
Das war zu viel für die beiden Krieger. Sie ließen Muriel los und ergriffen die Flucht. Ascalon setzte ihnen noch ein Stück weit nach, dann machte er kehrt und trabte mit zufriedenem Schnauben auf Muriel zu.
»Ascalon. Ach, Ascalon.« Muriel hatte Tränen in den Augen, als sie die Arme um den Hals des Wallachs schlang. Aber diesmal waren es Tränen der Freude und Erleichterung. »Bring mich fort von hier«, flüsterte sie ihm zu. »Bring mich schnell nach Hause.«
Muriel konnte später nicht mehr sagen, wie sie auf Ascalons Rücken gelangt war. Irgendwo hatte ein großer Steinblock gestanden, eine halb verfallene Mauer oder irgendetwas anderes, das sie benutzt hatte, um aufzusteigen.
Der Ritt, der dann folgte, war wie eine Befreiung gewesen. Mit jedem Schritt blieb das Erlebte ein Stück weit hinter ihr zurück und die Angst verlor sich im Wind, der ihr durch die Haare fuhr. Nur ein einziges Mal noch drehte sie sich um und betrachtete die majestätische Silhouette Tikals, dann setzte Ascalon zum Sprung an.
Dunkelheit, Kälte und Stille waren Muriel fast schon vertraut, als Ascalon in die seltsame Zwischenwelt eintauchte, die das Gestern und Heute miteinander verband. Selbst die gleißenden Blitze, die sie aufzuhalten versuchten, hatten viel von ihrem anfänglichen Schrecken verloren. Ascalon galoppierte so unbeirrt durch das Unwetter, als kenne er weder Müdigkeit noch Erschöpfung, und endlich, nach einer Zeit, die Muriel wie eine kleine Ewigkeit vorkam, waren in der Dunkelheit allmählich wieder die Umrisse von Bäumen zu erkennen.
Als sie die Lichtung schließlich erreichten, war die Kleidung und der Federschmuck der Maya-Priesterinnen fort. Es war eine Wohltat, den vertrauten Stoff der Jeans und das weiche T-Shirt auf der Haut zu spüren. Die Sneakers hingegen fühlten sich nach den Tagen des Barfußlaufens fast wie Fremdkörper an. Aber all das war nichts, verglichen mit dem Hochgefühl, das Muriel übermannte, als sie die Hütte der Schicksalsgöttin in der Ferne entdeckte.
Ich habe es geschafft! Geschafft! Geschafft! In ihrem Kopf gab es nur diesen einen Gedanken. Sie war so glücklich und erleichtert, dass sie am liebsten laut gelacht hätte. Wie schon nach ihrem ersten Ritt durch die Zeit hielt Ascalon auch diesmal direkt auf die Hütte zu. Muriel wusste, dass die Göttin sie dort
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