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Asche der Welten

Asche der Welten

Titel: Asche der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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RUSA'H
    In den glühenden, vom Feuer gereinigten Resten des Prismapalastes schuf Rusa'h die Linien des neuen Thism, um dem ildiranischen Volk Anleitung zu geben. Die Seelenfäden waren hell und heiß wie die Leuchtfasern eines Glänzers. Er musste aufbrechen und sehen, was er bisher geleistet hatte.
    Rusa'h ließ Flammen aus dem Boden und den Wänden wachsen und formte daraus feurige Vorhänge um sich herum, bis sie ihn kugelförmig umschlossen. Im Innern dieser Kugel flog er durch verbrannte Korridore, zerbrach eine in der Hitze spröde gewordene Tür und gelangte nach draußen. Sein strahlender Körper schwebte über den in sich zusammengesunkenen Türmen und Minaretten des Palastes, und von dort aus schaute er über seine Domäne. Er ließ seinen blitzenden Blick über Mijistra streichen, einst das Juwel im Herzen des Ildiranischen Reichs.
    Rusa'h fühlte sich zwischen zwei widerstreitenden Verpflichtungen hin- und hergerissen: Er wollte das ildiranische Volk führen und kontrollieren, und gleichzeitig drängte es ihn, den Faeros zu neuer Größe zu verhelfen. Die feurigen Elementarwesen in ihm scherten sich nicht um das Reich; ihr Kampf hatte eine weitaus größere Bedeutung. Aber er wollte sein Volk retten.
    Er hatte enttäuscht zur Kenntnis nehmen müssen, dass die jungen Faero-Funken auf Theroc ausgelöscht worden waren. Die Verdani hatten sich mit unerwarteter Stärke zur Wehr gesetzt, unterstützt von den Wentals, grünen Priestern und sogar Schiffen des menschlichen Militärs. Es war ein Rückschlag für die Faeros, nicht aber für Rusa'h. Hier auf Ildira hatte er alles, was er brauchte - abgesehen vom Weisen Imperator Jora'h, der trotz der vielen verzweifelten Rufe im Thism nicht heimkehrte.
    Früher oder später würde Rusa'h seinen Bruder finden. Es war nur eine Frage der Zeit.
    In seinem Feuerschiff flog er über die Dächer von Mijistra, blickte auf Monumente, Museen und längst trockene Springbrunnen hinab. Der Saal der Erinnerer war leer und verkohlt. Die meisten Quartiere der Handwerker, Metallarbeiter, Techniker und Chemiker waren niedergebrannt. Rusa'hs Flug führte über ein medizinisches Zentrum hinweg, ein Landefeld, über Lagerhäuser mit Lebensmitteln für eine Bevölkerung, die gar nicht mehr da war.
    Das Ausmaß der Leere stimmte ihn traurig. Jetzt, da die Hydroger in ihren Gasriesen festsaßen, konnten die Faeros ganz nach Belieben schalten und walten. Sie konnten zerstören, was sie wollten, und ungestört wachsen, bis sie zur dominanten Kraft im Spiralarm und darüber hinaus wurden.
    Rusa'h dehnte sein Bewusstsein bis in weite Ferne, und ein Teil davon begleitete die Faeros, als sie durch ihre Transtore von Stern zu Stern sprangen. Sie tanzten in der wieder zum Leben erwachten Sonne Durris-B, in der jetzt erneut das Feuer der Kernfusion brannte. Auch andere Sterne hatten die Faeros neu entzündet und erhoben so Anspruch auf ein stellares Territorium, das ihnen die Hydroger genommen hatten.
    Doch Ildira gehörte ihm. Das ildiranische Volk war seines. Erneut erinnerte er die Faeros mit allem Nachdruck daran.
    Unter seinem flammenden Schiff sah Rusa'h einige verzweifelte Flüchtlinge, die gerade ein Lebensmittellager verließen - dort hatten sie Proviant für eins der nur unzulänglich verborgenen Flüchtlingslager abgeholt. Rusa'h hätte sich nähern und ihnen ihr Seelenfeuer stehlen können, um es den Faeros zu schenken, aber er entschied sich dagegen. Zwar fühlte er die Unruhe der Feuerwesen, doch er hielt sie zurück. Er durfte ihnen nicht erlauben, völlig zügellos zu werden. Er hatte die feurigen Elementarwesen für seine eigenen Zwecke einsetzen wollen, doch sein Einfluss auf sie hatte Grenzen. Ihr Chaos konnte recht mächtig sein.
    Sein feuriges Schiff flog in einem weiten Bogen über Mijistra und kehrte zum Prismapalast zurück. Ein Dutzend großer Feuerkugeln erschien am Himmel darüber und glitt umher, wirkte dabei gierig, unersättlich und launisch. Die Faeros wollten irgendetwas zerstören.
    Vielleicht konnten sie ihm dabei helfen, Jora'h zu finden ...

26 WEISER IMPERATOR JORA'H
    Allein an Bord des Kriegsschiffs - weit von der Erde und Ildira entfernt, fernab von allen - , bemühte sich Jora'h, bei Verstand zu bleiben. Zusammengekauert saß er in seinem Quartier und wusste nicht, wie viele Tage vergangen waren. Er fühlte nur die schreckliche Leere, die sich endlos um ihn erstreckte.
    Während des größten Teils seines Lebens hatte er das Ildiranische Reich für allmächtig

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