Asche der Welten
Vorsitzende. »Meine Presseabteilung gibt die volle Geschichte darüber bekannt, was Ildiraner Ihnen angetan haben: die Ermordung von Botschafterin Otema, der Umstand, dass Sie im Rahmen eines abscheulichen Zuchtprogramms immer wieder vergewaltigt wurden, und so weiter. Diese grässlichen, unmenschlichen Ildiraner ... Es passt perfekt zu der religiösen Begeisterung, die der Erzvater in unseren Bürgern weckt. Und das Beste von allem: Es entspricht der Wahrheit. Von jetzt an werden die Menschen nichts mehr von den Versprechungen der Ildiraner halten. Ihre Geschichte beweist, dass der Weise Imperator jederzeit zu Verrat bereit ist.«
»Für die von Ihnen erwähnten Verbrechen ist der frühere Weise Imperator verantwortlich«, sagte Nira. »Jora'h hat alles in seiner Macht Stehende getan, um Abbitte zu leisten. Und ich bin nicht Ihre Marionette.«
»Sie werden tun, was ich von Ihnen erwarte, es sei denn, Sie wollen das Leid des Weisen Imperators verlängern. Also los. Vergeuden wir keine Zeit.« Basil Wenzeslas nickte, und der Wächter reichte Nira den Schössling. Sie nahm ihn entgegen und war mehr an seinen zarten Blattwedeln und dem Telkontakt-Potenzial interessiert als am Geschehen auf dem Platz.
Basil wandte sich an Sarein. »Cain und ich haben drinnen einige Dinge zu besprechen. Du kannst leider nicht mitkommen, denn ich vertraue dir die grüne Priesterin an. Sorg dafür, dass Peter von unserem neuen König erfährt - insbesondere seinen Namen.«
»Ja, Basil.« Der Vorsitzende ging fort, nachdem er Sarein übers kurze Haar gestrichen hatte - eine mechanische Geste. Nira entdeckte nicht das geringste Gefühl darin, aber sie sah, wie Sarein kurz erschauerte.
Als sie im Beobachtungspavillon allein waren, berührte Nira den Schössling, projizierte ihre Gedanken ins Netzwerk des Weltwalds und nahm die wartenden Informationen in sich auf. Sie strömten ihr entgegen, und innerhalb weniger Sekunden erfuhr sie, was seit Jora'hs Gefangennahme passiert war.
Sie wusste plötzlich, dass die Faeros über Ildira hergefallen waren. In deutlichen Bildern sah sie junge Faeros, die Theroc angriffen, von Weltbäumen Besitz ergriffen und sich als lebendes Feuer ausbreiteten. Die Katastrophe war zwar überstanden, aber noch immer erinnerte Schmerz daran.
Nira schickte ihre eigenen Informationen, berichtete von der Entführung des Weisen Imperators und vom Plan des Vorsitzenden, ihn zum Verrat an König Peter zu zwingen. Wollte Basil Wenzeslas, dass die Konföderation darüber Bescheid wusste? Es spielte keine Rolle. Nira dachte daran, dass man ihr den Schössling wegnehmen würde, wenn dies hier vorbei war. Sie beschloss, Sarein nicht zu sagen, was sich auf Theroc ereignet hatte. Warum auch?
Im Telkontakt versunken, nahm sie kaum zur Kenntnis, dass auf dem Platz die Zeremonie begann. Der Erzvater trat prächtig gekleidet aufs Rednerpodium und hob seinen Hirtenstab. Er ging mit langsamen, bedächtigen Schritten, und sein Erscheinen schuf erwartungsvolle Stille auf dem Platz.
Sarein merkte, wie sehr Nira auf den Schössling konzentriert war. »Sehen Sie sich dies an. Bitte.«
Nira kehrte aus dem Informationsmeer zurück und sah den Erzvater auf dem Podium, in Begleitung eines jungen Mannes, der hinter ihm wartete. Er hatte dunkles Haar und dunkle Augen, und auf Nira machte er den Eindruck von jemandem, der überfordert war, aber versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Er trug erlesene bunte Kleidung, die ein wenig an die des Alten Königs Frederick erinnerte. Das bärtige religiöse Oberhaupt begann mit einer weiteren Rede über die Klikiss-Dämonen und König Peters angebliche Verschwörung mit ihnen, doch die Worte klangen zögernd; ihnen fehlte Nachdruck.
»Bevor wir errettet werden können«, intonierte der Erzvater, »bevor die Menschheit auf den rechten Pfad zurückkehren kann, brauchen wir jemanden, der uns mit Weitblick führt. Wir brauchen einen König, der mehr ist als nur ein König, jemanden, der den von König Peter angerichteten schrecklichen Schaden beheben kann.«
Nira übertrug die Worte in den Telkontakt, obwohl sie nicht ganz verstand, warum dem Vorsitzenden so viel daran lag. Die grünen Priester gaben sie weiter; Nira hörte, wie Celli in diesem Augenblick König Peter Bericht erstattete.
»Heute stelle ich Ihnen den neuen König der Hanse vor, einen jungen Mann, der dazu ausersehen ist, uns alle zu retten. Heil dir, König Roryl«
Der junge Mann trat vor und blieb dann so gerade und würdevoll
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