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Asche und Phönix

Asche und Phönix

Titel: Asche und Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ihrem Kleid, ihrem Gesicht und der Klinge. Sie hatte mit etwas gekämpft. Mit etwas, das noch irgendwo in der Wohnung sein musste.
    »Was zum –«
    »Nicht!«, flüsterte Epiphany fast lautlos. »Es ist blind, aber es kann dich hören!«
    Ash wirbelte herum, den Hocker erhoben – und sah, wie etwas über den Wohnzimmerboden auf sie zugeschnellt kam. Es hinterließ eine Spur aus abgestorbenen Fetzen auf den Marmorfliesen und stank zum Himmel.
    Sie holte aus und schlug den Hocker mit aller Gewalt auf den Angreifer, gerade als er einen Arm nach ihrem Knöchel ausstreckte. Aber sie hatte die Geschwindigkeit des Wesens unterschätzt. Der Hocker traf den hinteren, zerfransten Teil, hieb dabei weitere Fleischstücke ab, hielt es aber nicht auf. Schon klammerte es sich an Ashs Bein, riss sie zu Boden und stürzte sich mit schmatzenden Lauten auf sie. Es war so groß wie ein Schäferhund, schien aber nur aus Armen, Kopf und Torso zu bestehen, ein missgestalteter menschlicher Oberkörper wie aus grauschwarzer Knetmasse.
    Dann lag es auf Ash und presste seine angewinkelten Ellbogen auf ihre Oberarme. Seine Fratze schwebte kaum eine Handbreit über ihrem. Der Gestank raubte ihr fast das Bewusstsein.
    Es hatte keine Augen mehr. Das vordere Ende der Nase fehlte, aber die Krümmung war noch zu erahnen. Ebenso das vorgeschobene Kinn. Viel mehr war von Guignols Gesicht nicht übrig geblieben.
    »Du!«, entfuhr es ihr, und bei allem Ekel fiel doch ein Teil ihrer Furcht von ihr ab. Libatique und Cale mussten seine Reste aus den Zwingern geholt und wieder zusammengesetzt haben – zumindest jene Teile, die noch zu erkennen gewesen waren. Nicht die Beine. Nicht die Augen.
    Libatique hatte das untote Ding offenbar die ganze Zeit über dabeigehabt, vielleicht im Kofferraum. Wahrscheinlich hatte er Guignol bei Epiphany abgeliefert, um in Erfahrung zu bringen, ob Ash und Parker hier Unterschlupf suchten. Er musste sie überholt haben, als sie hinter der Tankstelle gestanden hatten, und war schon vor ihnen in Monaco angekommen. Und weil er Guignols Sinne benutzte, wusste er nun, dass Ash allein aufgetaucht war. Ihm aber ging es vor allem um Parker. Mit Sicherheit suchte er ihn gerade draußen in der Stadt.
    Als sie versuchte, Guignol abzuschütteln, presste er sie mit erstaunlicher Kraft auf den Boden. Sie bekam ihre Arme nicht frei, seine Ellbogen bohrten sich tief in ihre Muskulatur, und der Schmerz war kaum auszuhalten. Jetzt öffnete er seinen Mund über ihrem Gesicht, viel weiter, als anatomisch möglich war. Licht fiel durch seine zerrissenen Wangen. Die Hunde hatten seine Zunge herausgefressen.
    Ash drehte den Kopf zur Seite, in dem hilflosen Versuch, ihm auszuweichen, wenn er im nächsten Augenblick zubeißen würde. Da sah sie, dass Epiphany nicht mehr am Boden hockte. Ihre nackten Beine waren unmittelbar neben Ash, und als diese daran hinaufblickte, erkannte sie, dass Epiphany sich den Hocker geschnappt hatte und gerade damit ausholte.
    Mit einem Aufschrei hämmerte sie ihn von der Seite gegen Guignols Schädel.
    Sein Kopf verformte sich unter dem Aufprall wie eine Crashtest-Puppe in einem Zeitlupenfilm. Der Druck auf Ashs Oberarme verschwand, im nächsten Augenblick war sie frei.
    Guignol – seine obere Hälfte – wurde ein Stück von ihr fortgeschleudert und klatschte mit einem Geräusch auf die Fliesen, als würde ein Eimer Unrat ausgekippt. Sofort fuhr er auf dem Bauch herum, um sich mit Schlängelbewegungen erneut auf die Mädchen zuzubewegen. Epiphany sprang wortlos über Ash hinweg, landete neben ihm und rammte die vier Beine des Hockers von oben tief in seinen Rücken. Vergeblich versuchte er, sie mit seinen wirbelnden Armen zu erreichen, aber sie warf sich über den Hocker und hielt ihn damit am Boden fest.
    Ash sprang auf, noch ganz taub in den Oberarmen. Ihr Blick kreuzte den von Epiphany. Im Gehen hob Ash das Messer vom Boden auf und trat mit einem festen Schritt auf Guignols linken Arm. Jetzt hatte er nur noch den rechten frei, um sich zu wehren.
    »Zeig’s dem Bastard«, keuchte Epiphany, während sie ihn mit dem Hocker auf die Fliesen drückte. Sie sah noch immer hübsch aus, selbst schmutzig und derangiert, aber ohne die spitzen Ohren wirkte sie viel tougher als auf den Glamour -Plakaten.
    Ash beugte sich vor und setzte die Messerschneide auf Guignols dürren Nacken. Er wand und schüttelte sich, versuchte nach ihr zu greifen, aber sie schlug seinen Arm einfach fort und presste die Klinge hart nach

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