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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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anderen Gegenstand, der ebenfalls zum Schrein gehörte – ein Holzschwert, das an der Wand hing.
    Â»Das ist der Beweis«, sagte er.
    Cicero nahm das Schwert von den Haken in der Wand und las blinzelnd im Halbdunkel die einfachen Worte, die in die Seite der Klinge eingegraben worden waren. Der Text bestand größtenteils aus Abkürzungen, welche man in Gruppen von jeweils zwei oder drei Buchstaben in das Holz geritzt hatte, doch die Bedeutung war offensichtlich: Pelorus, ein Gladiator aus Capua, um seiner Tapferkeit willen aus sei nem Dienst befreit, mit dem Segen seines Herrn, Titus Lentulus Batiatus, und im Dank an die Götter .
    Â»Woher kam er ursprünglich?«, fragte Cicero.
    Â»Vom Sklavenmarkt. Er wurde als Junge gekauft, um mein Gefährte und manchmal auch mein Beschützer zu sein. Seine Eltern waren Kimbern aus dem hohen Norden, die beim Feldzug von Gaius Marius in Gefangenschaft gerieten.«
    Â»Nun, Batiatus, ich fürchte, Ihr werdet enttäuscht sein, aber niemand außer einem römischen Bürger kann ein Testament machen.«
    Â»Das trifft gewiss nicht zu«, sagte Batiatus und nahm mit einem selbstgefälligen Grinsen auf dem Altar Platz. »Was ist mit dem König von Asien, der sein gesamtes Reich der Republik vermacht hat?«
    Â»Der Staat kann Ausnahmen zulassen, wo es zu seinem Nutzen ist. Doch für Privatpersonen gilt die Regelung nach wie vor.«
    Â»Aber wir alle sind jetzt römische Bürger. Dieses Vorrecht wurde auf alle Angehörigen lateinischer Völker ausgeweitet. Mag sein, Ihr selbst wurdet als römischer Bürger geboren, Cicero, aber sogar ein bescheidener Campanier wie ich genießt jetzt diesen Rang. Das galt auch für Pelorus.«
    Cicero lehnte sich neben Batiatus an den Altar. Er lächelte leise in sich hinein, als ihm klar wurde, dass sich ein neues und gefährliches Schlupfloch andeutete.
    Â»Batiatus, mein Freund«, hauchte er, »Ihr habt völlig recht. Ein weiteres Problem, das die Anwälte der Republik noch auf Jahrzehnte hinaus beschäftigen wird.«
    Â»Wenn Pelorus also Anspruch darauf hat, als römischer Bürger betrachtet zu werden, welche Folgen hat das dann für seinen Besitz, sofern er ohne Erben stirbt?«
    Â»Es geht hier weniger um sein Bürgerrecht als um seinen Rang als Freigelassener.«
    Â»Und bei einem Freigelassenen, der ohne Testament aus dem Leben scheidet, fällt sein Eigentum an seinen früheren Besitzer?«
    Â»In der Tat. Da sein Besitzer Euer verstorbener Vater war, der seinerseits Euch, Batiatus, sein Erbe hinterlassen hat, kann ich verstehen, warum Ihr in dieser Sache so interessiert seid. Ihr habt eine Bresche von gewaltigen Ausmaßen entdeckt.«
    Â»Werdet Ihr meinen Fall übernehmen?«
    Â»Gibt es denn einen Fall?«
    Batiatus beugte sich so weit vor, wie es angebracht erschien. »Verres hat die Dinge in die Hand genommen«, sagte er. »Er hat sich selbst zum Nachlassverwalter erklärt.«
    Â»Zum familiae emptor, dem ›Käufer der Familie‹ , der die Aufgabe hat, Pelorus’ Besitz so zu verteilen, wie Pelorus selbst es gewünscht hätte?«
    Â»Aber woher, verdammt noch mal, sollte Verres irgendetwas über Pelorus’ Wünsche wissen? Was gibt ihm das Recht, Entscheidungen zu treffen, wenn er gar nicht wissen kann, wie er dabei vorgehen sollte?«
    Â»Das alles sind sehr gute Fragen, bester Batiatus«, sagte Cicero. »Worauf beruft sich Verres?«
    Â»Darauf, dass der sterbende Pelorus ihn bat, seinen Besitz größtenteils dem Freigelassenen Timarchides zukommen zu lassen.«
    Â»Und?«
    Â»Der Beweis für eine solche Absicht fehlt seltsamerweise.«
    Â»Pelorus verfolgte andere Absichten?«
    Â»Ich könnte mir vorstellen, dass Pelorus überhaupt keine Absichten hatte, weder in die eine noch in die andere Richtung.«
    Â»Warum?«
    Â»Ich kannte ihn sehr gut. Er war ein Mensch, der ganz im Hier und Jetzt lebte. Pelorus’ Existenz war sicher und behütet – so glaubte er jedenfalls. Er hatte keine Feinde. Er hatte wohlhabende Freunde. Er hat nicht damit gerechnet, dass sein Leben schon so früh enden würde.«
    Etwas klapperte im Flur. Die beiden Männer sahen auf, konnten aber im Mondlicht nichts erkennen.
    Â»Ich spüre, dass der Thraker nicht einverstanden ist«, sagte Medea und kratzte sich am Kopf. Ihre Ketten rasselten in der

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