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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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geschickte Betrüger. Wen interessiert schon, welch kindische Reimereien in den sibyllinischen Büchern stehen, wenn sich ihre Bedeutung erst nach den Ereignissen herausstellt? Das wirre Zeug, das die Frau der Geten redet, kann weder für Euch noch für mich, noch für irgendeinen edlen römischen Bürger von Bedeutung sein.«
    Â»Sie redet kein wirres Zeug, wie Ihr Euch ausdrückt. Sie ist überaus klar im Kopf. Sie ist wütend, aber nicht … hellsichtig. Und trotzdem hätte Pelorus mich niemals angelogen. Es muss doch irgendwie möglich sein zu erfahren, was sie an zukünftigen Ereignissen vorhergesehen hat.«
    Â»Die Orakel aus dem Osten springen gewiss nicht einfach morgens aus dem Bett und sprudeln über vor Prophezeiungen. Sie brauchen dazu einen gewissen Geisteszustand, den zu erreichen Elixiere und Opiate ihnen helfen.«
    Cicero klopfte Batiatus auf den Arm. »Ihr seid zu gütig, Batiatus, aber ich fürchte, meine Zeit ist begrenzt.«
    Â»Möglicherweise nicht, guter Cicero. Es gibt da eine Sache, die ich gerne mit Euch besprechen würde.«
    Â»Wie könnte ich in dieser Situation eine Hilfe für Euch sein, guter Batiatus?«
    Â»Ich könnte die Zauberin der Geten als mein Eigentum beanspruchen.«
    Â»Sie steht nicht zum Kauf.«
    Â»Das spielt keine Rolle, wenn ich beweisen könnte, dass ich ihr rechtmäßiger Besitzer bin. Zu diesem Zweck möchte ich Eure Dienste in Anspruch nehmen.«
    Batiatus gab Cicero ein Zeichen, ihm in die inneren Räume des Hauses zu folgen. Cicero tat es bereitwillig, und als die beiden auf den Schrein mit den Hausgöttern zugingen, hatte Cicero den Weinkelch in seiner Hand bereits völlig vergessen.
    Â»Verres’ Fall hört sich solide an«, sagte Cicero. »Es scheint nur noch eine Formalität zu sein, wenn er Timarchides morgen dem Magistrat vorstellt und alles, was von Pelorus’ Besitz noch übrig ist, auf ihn überträgt.«
    Â»Aber was wäre, wenn ich Verres’ Rüstung genau studiert und eine Schwachstelle darin gefunden hätte?«
    Â»Eine fenestra .«
    Â»In der Tat, ich habe eine Bresche, ein Fenster, eine Lücke gefunden. Ein Fenster für uns beide!«
    Â»Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, alle Anfragen, die man an mich richtet, zunächst einmal anzuhören«, sagte Cicero. »Aber ich kann nichts versprechen, es sei denn, die Tatsachen in einem Fall lassen mein Eingreifen sinnvoll erscheinen.«
    Â»Die Angelegenheit«, erwiderte Batiatus, »ist, ehrlich gesagt, recht simpel. Pelorus starb, ohne ein Testament zu hinterlassen. Er hat keine Erben und keine Familie.«
    Sie traten vor den Altar, auf dem Pelorus’ Hausgötter standen. Es war fast vollkommen dunkel, und das schwache Licht der flackernden Öllampen fiel auf einen kargen Schrein. Eine Statuette der Nemesis breitete drohend ihre Flügel über dem Altar aus. Auch einen Merkur gab es, der mitten im Lauf erstarrt zu sein schien. Eine weitere Statuette zeigte Diana, die ihren Bogen hielt, als wolle sie gerade einen Pfeil abschießen, doch die Bogensehne fehlte.
    Â»Seid Ihr sicher?«, fragte Cicero.
    Â»Ich bin sicher.«
    Batiatus deutete auf den Altar, auf dem die Darstellungen der kämpferischen Götter standen. Nirgendwo zwischen ihnen waren kleine Tafeln zu sehen, die irgendwelche Vorfahren gezeigt hätten. Es fanden sich keine Darstellungen von Eltern oder Vettern, Kindern oder Freunden. Auf dem Hausaltar von Pelorus gab es nur Platz für Götter, aber nicht für einen Menschen.
    Â»Ich verstehe«, sagte Cicero. »Er war allein.«
    Â»Seit meiner Kindheit waren Pelorus und ich Gefährten.«
    Â»Wie das?«
    Â»Seit mein Vater ihn gekauft hatte –«
    Â»Augenblick. Pelorus war ein Sklave?«
    Â»Eine gewisse Zeit lang, ja. Mein Vater schenkte ihm die Freiheit. Pelorus hat ihn vor Straßenräubern gerettet, und in einem Moment untypischer Großzügigkeit hat mein Vater versprochen, ihm jeden Wunsch zu gewähren, was es auch sein mochte. Natürlich bat er um seine Freiheit, und sie wurde ihm unter größtem Widerwillen zugestanden. Seither verzichtete mein Vater auf Sklaven als Leibwächter, denn er wollte verhindern, dass ein vergleichbares Ereignis noch einmal seine Gutmütigkeit und seine Geldbörse so heftig auf die Probe stellen würde.«
    Batiatus deutete auf den einzigen

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