Asche und Schwert
noch bewahren könnte, wenn es ihm nur gelänge, sich mit einer letzten Flucht in Sicherheit zu bringen.
»Ich habe meine Befehle«, sagte Spartacus widerwillig.
»Wenn du siegst«, sagte der Junge, »werde ich sterben, nur weil ich zum Haus eines Herrn gehörte, der ermordet wurde. Das ist alles, was du erreichen wirst.«
Spartacus lockerte seinen Griff ein wenig. Plötzlich war er bereit, sich Batiatus zu widersetzen und das Streben nach einem gröÃeren Ziel zurückzustellen.
Genau in diesem Augenblick stach der Junge mit seinem Messer zu.
Medea konnte gerade noch eine einzelne Silbe ausstoÃen und mit der Hand nach dem Messer greifen. Die Klinge durchbohrte das weiche Gewebe zwischen den Fingern und drang tief in das Fleisch ihrer Handfläche ein. Sie schrie auf, doch schon hatte der Junge das Messer wieder aus ihrer Hand gezogen und ihr einen tiefen Schnitt versetzt, der von ihrer Brust bis zu ihrem Unterbauch reichte.
Spartacus griff nach ihr, doch es gelang ihm nicht, das ausströmende Blut zu stillen, während der sardische Junge von ihnen wegsprang und wie ein wildes Tier über die Mole dem auslaufenden Schiff hinterherrannte.
Medea drückte ihre Hände auf die klaffende Wunde. Ihre Lippen zitterten unkontrolliert.
»Endlich«, sagte sie, »habe ich erreicht, was ich immer wollte: Mein Tod hat einen Sinn. Ich sterbe, um dich zu retten.«
»Wir werden einen medicus finden«, sagte Spartacus verzweifelt, während er gequält das Blut betrachtete, das ungehindert aus ihrem Körper strömte, die Holzplanken des Piers tränkte und in langen Fäden in das Wasser darunter tropfte.
»Es ist zu spät«, sagte sie. »Lüg mich jetzt nicht an, Thraker, nachdem wir so ehrlich zueinander waren. Der Feind meines Feindes ist mein Freund«, sagte sie mit pfeifendem Atem und legte ihre Hand an seine Wange.
»Ein â medicus  â¦Â«, wiederholte Spartacus, doch seine Worte blieben ihm im Hals stecken, als ihm klar wurde, dass keine Hoffnung auf Hilfe bestand.
»Kümmere dich nicht um Verres und Timarchides«, sagte sie mit einem Lächeln, das ihren Schmerz überspielen sollte. »Es wird kein gutes Ende mit ihnen nehmen.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich kann in die Zukunft sehen, Thraker«, sagte sie hustend. »Glaubst du mir immer noch nicht?«
»Entschuldige.«
»Und ich sehe auch deine Zukunft, Thraker. So viele Wunder liegen vor dir.«
»Meine Frau? Siehst du meine Frau?«
»Deine Sura? Deine geliebte Sura? Ja, Thraker, ich sehe sie. Ich sehe, dass ihr wiedervereint werdet, aber â¦Â« Sie hustete erneut. Schwarzes Blut strömte aus ihrem Mund und rann über ihre Wangen. »Entschuldige.«
Spartacus hatte schon früher sterbende Krieger in den Armen gehalten. Er fühlte jenes Zucken in Medeas Körper, das das Ende ankündigte, weil die inneren Organe ihr Zusammenwirken aufgaben und jedes von ihnen gleichsam in Panik für sich selbst zu kämpfen begann.
»Ich sehe meine Wälder«, flüsterte sie. »Schneebedeckte Wälder bei Sonnenuntergang â¦Â«
»Verzeih mir«, sagte er zu ihr. »Ich hätte dich beschützen müssen.«
»Das hast du getan«, sagte sie. »Denn ich hatte nur eine einzige Botschaft.«
»Hat die Schlampe Botschaft gesagt?«, wollte Batiatus wissen, als er über die Mole auf sie zustolperte. »Hat sie wirklich Botschaft gesagt?«
»Batiatus?«, sagte Medea röchelnd. »Man wird Euren Namen ⦠überall in der Republik ⦠kennen ⦠Ihr werdet berühmt sein ⦠als dominus  ⦠von Spartacus â¦Â«
»Ja, ja«, sagte Batiatus wegwischend, als er endlich die Stelle erreichte, wo die beiden lagen. »Sag mir nicht, was ich hören will, Frau. Auf solche Tricks falle ich nicht herein. Gib mir ein Wort für Cicero. Gib mir etwas für die sibyllinischen Bücher!«
»Sie stirbt«, flüsterte Spartacus mit rauer Stimme.
»Und das kostet mich ein beschissenes Vermögen!«, schrie Batiatus.
Medeas Augen wurden glasig. Sie schien auf etwas zu starren, ohne es zu sehen. Ihre Stimme war nur noch ein Krächzen, als gehöre sie nicht mehr ihr selbst, halb erstickt von Blut.
» Ãber eure Lasttiere «, sagte sie würgend, » thrakische Befreiung .«
»Was?«, sagte Batiatus. »Verdammt, was
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