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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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wir!«
    Â»Und was ist mit euren Sklaven?«
    Â»Wir haben keine Sklaven.«
    Â»Und auch keinen medicus, möchte ich wetten«, schnaubte Varro. »Vielleicht wird ja deshalb keiner von euch Barbaren besonders alt.«
    Ihre Stimmen verklangen, als der Karren weiterrollte, und schon bald war nichts mehr zu hören bis auf die Geräusche des Waldes. Ein gebrochener alter Mann lag schluchzend im Straßengraben, während das Licht des Tages langsam dahinschwand.
    Drei Raben flatterten heran und landeten auf einem Ast über ihm. Irgendwo zwischen den Bäumen erklang ein Rascheln, als bewege sich etwas auf den Mann zu. Er versuchte, sich aufzurichten, und das Geräusch brach ab.
    Der alte Mann verharrte wimmernd. Er wusste, dass irgendwo in den Schatten eine andere Kreatur lauerte, die mehr Geduld hatte.
    Pelorus’ Leiche war sorgfältig in Tücher gewickelt worden, auf seinem Gesicht hatte man mit einem Pinsel Blütenstaub aufgetragen, und seine Wangen waren mit ein wenig Rouge geschminkt. Timarchides sah zu, wie die Bestatter um die Bahre herum arbeiteten.
    Â»Die Anwesenheit dieser Männer macht mich nervös«, gestand er dem Mann neben sich.
    Â»Ein Gefühl, das jeder gesunde Mann teilen muss«, erwiderte Verres. »Die Bestatter erinnern uns alle an unsere Sterblichkeit. Ein einfacher Geist mag in ihnen Männer mit grimmigen Gesichtern sehen, die dunkle Kleider und bunte Hüte tragen. Doch jeder denkende Römer erkennt in ihnen die Bot schafter des Todes und macht einen großen Bogen um sie.«
    Â»Die Sklaven ebenso.«
    Â»Was ist mit ihnen?«
    Â»Sie betrachten diese Männer als Unglücksbringer. Ihr, Gaius Verres, seht sie nur, wenn jemand gestorben ist.«
    Â»Ja, natürlich, Timarchides.«
    Â»Aber die Sklaven bekommen sie auch dann zu Gesicht, wenn ihr Herr eine tief verborgene Wahrheit erfahren will. Sie sind die Vernichter menschlichen Fleisches. Wenn man sicherstellen will, dass ein Sklave einen nicht bestohlen hat; wenn man herausfinden möchte, was er einem Rivalen verraten hat; wenn man ihn auf eine Art bestrafen möchte, bei der keine körperlichen, wohl aber ewige seelische Narben zurückbleiben sollen – dann lässt man die Bestatter kommen.«
    Â»Sie sind auch Folterknechte?« Verres sah überrascht aus. »Wenn ich will, dass jemandem die Glieder verrenkt oder dass er verbrannt wird, dann befehle ich es. Auf die Umstände dabei gebe ich nicht viel.«
    Â»Die Bestatter wohnen am Stadtrand«, sagte Timarchides. »Fern von Nachbarn und neugierigen Augen. Fern aller Rettung und von Menschen, die zufällig vorübergehen und ihr Tun missbilligen könnten. Wo Schreie nicht gehört und der Geruch von brennendem Fleisch nicht bemerkt wird.« Während er sprach, verweilte sein Blick auf einem ganz bestimmten Bestatter, einem mageren, älteren Mann, der die anderen kaum aus den Augen ließ. Ihre Blicke trafen sich, und der Bestatter sah unruhig beiseite.
    Â»Hoffen wir es«, sagte Verres vieldeutig. »Doch im Augenblick sollten sich die Männer ausschließlich um ihre Aufgaben hier in diesem Haushalt kümmern. Dem du, wofür ich sorgen werde, bald wie besprochen offiziell vorstehen wirst.«
    Â»Ihr erwartet keine Schwierigkeiten?«
    Â»Pelorus war weder mit einer Frau noch mit Kindern gesegnet. Du warst sein am höchsten geschätzter Gefährte, was deine kürzliche manumissio beweist. Wer also wäre besser geeignet, das Erbe dessen anzutreten, was von seinem Reich tum noch übrig ist, nachdem der Gerechtigkeit Genüge getan wurde?«
    Timarchides warf einen Blick zur Seite, um sicherzugehen, dass niemand sie hören konnte.
    Â»Ihr spielt ein gefährliches Spiel«, sagte er leise.
    Â»Du hast also kein Verlangen nach Pelorus’ Erbe?«
    Â»Es wird nicht mehr allzu viel übrig sein«, seufzte Timarchides. »Aber ich danke Euch trotzdem.«
    Â»Wenn das alles hier erledigt ist, Timarchides, wirst du in meinem Kreis eine bedeutende Position einnehmen, das ver spreche ich dir. Nur eine Sache gäbe es da noch«, fuhr Verres fort und wedelte demonstrativ mit einem Stück Papyrus in seiner Hand. Offensichtlich hatte er es erst kürzlich geöffnet. »Es geht um die hospes . Jene Bekannten, die Pelorus für so wichtig hielt, dass ihnen beinahe der Rang von Familienangehörigen zukommt.«
    Â»Er hatte keine.«
    Â»Er hatte

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