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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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Capua nicht genügend Ablenkungen?«, fragte Lucretia, wobei sie ihre Lippen kaum auseinanderbrachte.
    Â»Natürlich hat die Stadt einen gewissen primitiven Charme. Auch wenn dieser Zauber fast in Hitze und Staub versinkt. Hast du nicht manchmal genug von diesem Ort?«
    Â»Die Familie Batiatus lebt seit drei Generationen in Capua.«
    Â»Es ist eine Tugend, den Ort gelegentlich zu wechseln.«
    Â»Sagt eine, die sich mit den Fingernägeln in die Steine der Via Appia krallt, wenn man sie aus der Ewigen Stadt der Sieben Hügel fortzerrt! Vielleicht werde ich uns zu gegenseitigen hospes machen und immer dann vor deiner Tür erscheinen, wenn ich Lust auf Seeluft habe.«
    Â»Doch wenn mein Mann Konsul werden sollte …«, sagte Ilithyia.
    Â»Eine Ehre, die im Augenblick noch vor ihm liegt.«
    Â»Ein Weg, den er mühelos beschreiten wird.«
    Â»Aber gewiss doch, Ilithyia.«
    Â»Und er wird für seine Ziele göttlichen Beistand finden.«
    Â»Durch Opfergaben? Durch Spiele zu seinen Ehren?«
    Â»Mein Mann bemüht sich darum, im Senat Unterstützung zu finden. Die Kriege in den Provinzen laufen zurzeit nicht gut für uns, weshalb man ihm einen weiteren Aufstieg beim Militär unmöglich macht. Darum sucht er nach anderen Betätigungsfeldern.«
    Â»In der Politik? Bei den Göttern?«
    Â»Die Verhältnisse sind so unsicher wie das Herbstwetter. Einen Augenblick lang ist es sonnig, und gleich darauf rauscht der Regen herab.«
    Â»Und niemand kann das Wetter vorhersagen.«
    Ilithyia kicherte und nahm Lucretias Hand.
    Â»Ein einzelner Mensch nicht«, flüsterte sie. »Aber vielleicht zehn ganz besondere Männer.«
    Lucretia runzelte die Stirn.
    Â»In Rom gibt es eine Gruppe von Männern – eine handverlesene Gemeinschaft, wie du dir denken kannst –, die neuen Mitgliedern offen steht, wenn der Tod jemanden aus ihren Reihen fordert. Diese Männer konsultieren Bücher voller Prophezeiungen aus früheren Zeiten, um die Richtung zukünftiger Handlungen zu bestimmen.«
    Â»Und dein Mann besitzt den Zugang zu künftigen Ereignissen, die jetzt noch niemand kennt?«
    Â»Es wäre möglich, dass er einen solchen für sich gewinnen kann, wenn man ihn dessen würdig erachtet.«
    Â»Um was für Bücher handelt es sich?«
    Â»Um gewisse Bücher, die sich in Rom befinden. Sie werden von den Priestern auf dem Kapitol aufbewahrt. In ihnen finden sich Orakel und Vorhersagen aus der ganzen bekannten Welt. Alles zum höheren Nutzen Roms. Kataloge voller Prophezeiungen.«
    Â»Ich habe davon gehört«, sagte Lucretia.
    Â»Dann hast du sicher auch gehört, dass nur wenige Zugang zu diesen Büchern haben.«
    Lucretia lachte, und durch ihre Heiterkeit schienen die Belastungen der Reise wie weggeblasen.
    Â»Wenn die Priester auf dem Kapitol wirklich Bücher hätten, die die Zukunft vorhersagen können, würden wir dann nicht längst wissen, was uns in kommenden Zeiten erwartet?«
    Â»Wir sind Bürger Roms, Bürger der größten Republik, die die Welt je gesehen hat!«
    Â»Aber es wäre trotzdem ein Segen, wenn man wüsste, ob es heute noch regnet.«

IV  IMAGINES
    IV
    IMAGINES
    Der Hügel war von alten und jungen Zypressen bedeckt, die wie lange, grüne Finger in den Himmel ragten. Darunter erstreckten sich die Straßen und Häuser Neapels bis zum fernen Meer. Darüber stiegen weitere Hänge sogar noch höher hinauf, und der Hügel wurde zu einem dunklen Ascheberg, der über Neapel thronte wie ein ewiger Schatten.
    Der Geruch nach Harz lag in der Luft. Wenn sich die Bäume im Wind bogen, waren für einen kurzen Moment, bevor die Äste wieder ihre ursprüngliche Lage einnahmen, leuchtend weiße Gedenksteine dahinter zu erkennen.
    Einige Sklaven bedeckten den Stapel aus trockenem Holz mit Zypressenzweigen, während andere zusammengerollte Zimt- oder Kassienrinde in die Lücken zwischen den Baumstämmen und dem Stroh schoben. Die letzten, grünsten Zweige lehnten sie an die Seiten des Holzstapels, wodurch der fachmännisch errichtete Scheiterhaufen verhüllt wurde und wie ein grüner, scheinbar von selbst gewachsener Altar mitten im Wald auf einem Hügel wirkte. Bei jeder Bö schaukelten die Zweige im Wind, sodass es aussah, als würde der Altar at men.
    Dann wandten sich die Sklaven anderen Aufgaben zu. Sie fegten

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