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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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schwere Kleider gehüllt, die Welten entfernt von ihren üblichen leichten Seidenstoffen waren, beobachtete Ilithyia im Säulengang, der Pelorus’ Haus umgab, das ferne Meer. Sie hörte näher kommende Schritte und das Rascheln groben Stoffs.
    Â»Du solltest dich um deinen Ehemann kümmern, Lucretia«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. »Ich glaube, er schmollt nach der Reise immer noch.«
    Â»Ich glaube, es wird ihm guttun, etwas allein zu sein.«
    Â»Du bist grausam.«
    Â»Ich kenne meinen Mann. Außerdem bin ich nicht gerne in einem Haus, in dem noch immer eine Leiche aufgebahrt ist. Soll er doch alles Unglück auf sich ziehen!«
    Ilithyia lächelte stumm in sich hinein.
    Â»Deine Trauerkleidung steht dir«, sagte Lucretia.
    Â»Danke«, sagte Ilithyia. »Es war nett von dir, sie mir zur Verfügung zu stellen.«
    Â»Für eine gute Freundin tue ich doch alles.«
    Â»Ich selbst habe nichts dergleichen, nicht einmal in Rom. Es wird von einem erwartet, dass man sich bei einer Beerdigung in Lumpen hüllt, und dazu sind all meine Kleider viel zu fein.«
    Lucretia lächelte mit zusammengebissenen Zähnen.
    Â»Nur aufgrund deiner selbstlosen Hilfe bin ich in der Lage, so armselige Kleider zu tragen«, sagte sie.
    Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Die Großen und Wohlhabenden Roms haben begonnen, hier ihre Ferien villen zu bauen.«
    Â»Bei allem, was heilig ist – warum nur?«
    Â»Der Blick auf die Bucht. Die Seeluft.«
    Â»Aber die Reise hierher ist entsetzlich. Wie wir aus eigener Erfahrung bestätigen können.«
    Â»Nicht mit dem richtigen Reisegefährten«, sagte Ilithyia nachdrücklich. »Man muss sich übrigens auch nicht durch das hügelreiche Hinterland von Capua schleppen, weißt du. Man kann die Via Appia umgehen und von Rom aus die Straße nehmen, die an der Küste entlang führt.«
    Â»Du nimmst mich auf den Arm, Ilithyia. Auf dieser Route liegen Cumae und die Feuerfelder.«
    Â»Die Feuer – was?«
    Â»Hast du sie noch nicht gesehen? Die ganze Region ist von Pforten zum Todesreich durchzogen. Geschmolzene Felsen, die direkt aus Vulcanus’ Ofen zu stammen scheinen. Kochend heißes Wasser, das aus Erdspalten emporschießt.«
    Â»Wenn man dich hört, könnte man glauben, dass das etwas Schlechtes ist.«
    Â»Der Staub! Das Felsgestein, das sich in puderige Asche verwandelt und auf alles graue Schmutzwolken herabregnen lässt.«
    Â»Das ist alles bloß eine Frage der Perspektive«, erwiderte Ilithyia und berührte Lucretias Arm in einer herablassenden Geste. »Sieh durch den groben Backstein hindurch auf den Marmor, den künftiger Reichtum mit sich bringen wird.«
    Â»Möchtest du damit andeuten, dass Pelorus klug und vorausschauend gehandelt hat?«
    Â»Das, was für dich die Tore des Hades sind, ist für manch anderen eine reinigende heiße Quelle. Warum Armeen von Sklaven befehligen, um Wasser zu heizen, wenn die Natur selbst diese Aufgabe für einen erledigen kann? Stell dir vor, wie die Villen der reichsten und edelsten Römer sich entlang der Küste um Neapel ziehen. Das Land hier ist billig.«
    Â»Weil die früheren Besitzer in einem Krieg, der eine ganze Generation verschlang, den Tod fanden«, sagte Lucretia verzweifelt.
    Â»Und die Gegend strotzt nur so von Geschichte . Die Höhle der Sibylle von Cumae. Die alten griechischen Kolonien. Außerdem kannst du von Neapel aus ein Schiff in Richtung Norden nach Ostia nehmen. Und du kannst über Land auf der Via Appia durch Capua reisen. Es gibt Straßen in Richtung Süden, und wenn dich deine Geschäfte noch weiter weg führen, kannst du direkt von Neapel nach Sizilien oder weiter in den Osten segeln.«
    Â»Vielleicht möchtest du ja für immer hier bleiben«, sagte Lucretia eisig.
    Â»Vielleicht«, erwiderte Ilithyia, wobei sie den Ton ihrer Freundin ignorierte. »Wenn es mehr Personen von angemessenem Rang gibt, die mich hier willkommen heißen! Sind die anderen Trauergäste schon angekommen? Ich will diese Prozession hinter mich bringen. Danach werden wir den Weinkeller trockenlegen.«
    Batiatus kniete im Schmutz Neapels, der eher einem erstickenden Staub aus schwarzem Puder oder der Asche der Hölle glich. Sorgfältig strich er mit mehreren wischenden Bewegungen eine Faust voll zusammen und ließ sie sich über den Kopf

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