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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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nehmen wir den höchsten Rang ein.«
    Â»Wer sollte denn diesen Rang würdigen?«, murmelte Batiatus. »Hier ist niemand, der uns zusieht. Ich werde von einem Publikum geehrt, das nicht existiert.«
    Verres kicherte ironisch, beugte sich herab und griff zusammen mit den anderen nach einer der Tragestangen der Bahre.
    Â»Die Götter, Batiatus«, flüsterte er. »Die Götter sehen Eure Handlungen und bewahren sie in ihrem Gedächtnis.«
    Â»Scheiß auf die Götter«, gab Batiatus in scharfem Ton zurück. »Wieder einmal verschwören sie sich, um mir zu schaden.«
    Â»Ah«, sagte Verres. »Da kommt Timarchides. Wir sind bereit.«
    Batiatus folgte Verres’ Blick und sah, wie der Mann, den er nur von einigen Briefen her kannte, auf sie zukam. Es war ein sehr großer, kräftiger Grieche, dessen Haar in dichten schwarzen Locken eng an seinem Kopf anlag. Seine von der Sonne gebräunte Haut war an mehreren Stellen von dünnen weißen Narben überzogen. Er trug eine dunkle Toga mit unpassend hellem Saum, als wolle er die Farben seiner Alltagskleidung trotzig auf den Kopf stellen. In seinem Gürtel steckte ein grob zugeschnittenes Holzschwert. Batiatus mus terte blinzelnd die flache Seite der Klinge und erkannte genügend Buchstaben um zu begreifen, dass Timarchides’ eigener Name in das Holz eingeritzt worden war.
    Â»Und jetzt auch noch ein freigelassener Gladiator«, murmelte Batiatus beißend. »Damit wären alle mit Rang und Namen anwesend.«
    Langsam und in vollem Bewusstsein dessen, was er tat, hob Timarchides eine Maske vor sein Gesicht und befestigte sie. Er drehte sich um und sah Batiatus an. Sein Gesicht war eine goldfarbene Parodie von Pelorus.
    Â»Zweifellos das beste aller imagines «, sagte Verres. »Es wurde nach Pelorus’ eigener Totenmaske gestaltet. Die imago wurde in Wachs von seinem Gesicht abgenommen und vom schnellsten und genauesten Künstler gefertigt.«
    Â»Also wird Pelorus mitten unter uns in seinem eigenen Trauerzug mitmarschieren«, sagte Batiatus.
    Â»Durchaus. Und er wird in Gestalt eines Riesen unter uns weilen.«
    Â»Größer im Tod als im Leben –«, begann Batiatus, hielt jedoch sogleich inne und schnappte nach Luft, als sich hinter der Bahre eine weitere Gestalt erhob. Plötzlich schwebte über der ganzen Prozession eine gewaltige, schwarz geflügelte Kreatur, deren Gesicht keinerlei individuelle Züge trug und von einer Kapuze überschattet wurde. Das beeindruckende Wesen war doppelt so groß wie ein Mensch und wurde von einem Sklaven, den man nicht sehen konnte, auf einer Art Querbalken in die Höhe gehoben, wodurch der Eindruck entstand, als bewege sich ein Titan mitten unter den geringeren Sterblichen des Trauerzugs.
    Â»Nemesis«, hauchte Batiatus.
    Â»Eine Göttin, die für Pelorus einige Bedeutung besaß, würde ich meinen«, sagte Verres.
    Batiatus nickte.
    Â»Die Vergeltung höchstselbst?«, fragte er.
    Verres sah voller Bewunderung zur Gestalt der Göttin hinauf. »Ich hielt das für besonders passend«, sagte er, »angesichts der Art, wie Pelorus von uns gegangen ist. Und angesichts der Art, wie die Spiele ablaufen sollen, die im Rah men seiner Trauerfeier stattfinden werden.«
    Die Musiker widmeten sich ihren Instrumenten. Ein wildes Durcheinander von dröhnenden Zimbeln erklang, das von jammernden Flötentönen begleitet wurde. Die Hörner bliesen eine düstere Fanfare und kündeten der vor dem Trauerzug liegenden Welt an, dass ein Toter seine letzte Reise begonnen hatte. Verres gab den anderen Trägern ein Zeichen.
    Barca deutete mit einer Geste an, Batiatus möge beiseitetreten, als er sah, dass es ein Gewicht zu schultern gab, doch Batiatus winkte ab.
    Â»Barca«, sagte er. »Allzeit mein Beschützer. Heute gibt es eine Miniaturausgabe der Saturnalien, wenn du frei dahinschreiten darfst, während dein Herr die Last eines Sklaven trägt.«
    Â»Wie Ihr wünscht, dominus «, sagte Barca.
    In einer einzigen Bewegung nahmen die acht Männer die Bahre auf, wobei Batiatus für einen kurzen Augenblick schwankte – doch nur, bis er das Gleichgewicht wiederge funden hatte. Auf acht kräftige Schultern verteilt, lastete Pelorus’ toter Leib nicht mehr besonders schwer auf jedem von ihnen.
    Gegen seinen Willen entfuhr Batiatus ein Kichern.
    Â»Ihr amüsiert Euch, mein guter

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