Asche und Schwert
Vorteil für uns?«, fragte Spartacus.
»Ein Freigelassener wird keine echte Gefahr suchen. Er hat zu viel zu verlieren.«
»Schlag ihn mit der flachen Seite deines Schwerts, und schon ist die Ehre aller Kämpfer gesichert!«, schlug Cycnus grinsend vor.
Wieder saugte Bebryx an seinen Zähnen. Wachsam musterte er die Bäume, als erwarte er, das Holz selbst würde ihn angreifen.
»Aber er ist ein Freigelassener«, sagte Spartacus. »In einem Haus voller Gladiatoren.«
»Was meinst du damit?«, fragte Varro.
»Er ist kein schwächlicher Patrizier, der an Wein und das nächste Gelage denkt«, antwortete Spartacus. »Er muss als Gladiator sehr geschickt gewesen sein, wenn er das hölzerne Schwert bekommen hat. Wir kämpfen gegen einen Mann, der sich seinen Weg in die Freiheit zu erkämpfen wusste.«
»Oh«, sagte Varro leise. »ScheiÃe.«
Batiatus trug Schwarz. Die unvertraute Farbe überraschte ihn immer wieder, als säÃe eine Fliege auf seinem Arm oder eine Stechmücke auf seinem Hals. Er sah sich in der neapolitanischen Villa um, die auf so offensichtliche Weise derjenigen ähnelte, die er in Capua zurückgelassen hatte, als habe der Architekt versucht, jeden Aspekt des Hauses Batiatus nachzuahmen.
Die Böden waren gesäubert worden â man hatte sie geschrubbt und abgewaschen â, doch es befanden sich noch immer verräterische Flecken darauf. Für das erfahrene Auge des Besitzers einer Gladiatorenschule war ein scheinbar harmloser rosafarbener Fleck auf dem Marmor keine bloÃe Verfärbung, sondern ein Hinweis darauf, dass hier vor Kurzem eine eingetrocknete Blutlache beseitigt worden war. Aus den Friesen waren kleine Stücke abgesplittert, was darauf hindeutete, dass mehrere Personen bei einem noch nicht lange zurückliegenden Kampf Schwerter und andere metallische Gegenstände auf zu engem Raum durch die Luft geschwungen hatten.
Pelorus führte ein Haus von Kriegern, aber es gab keinen Grund, warum der Krieg in sein eigenes Heim hätte einziehen sollen. Die Sklaven hatten die schlimmsten Hinterlassenschaften beseitigt, doch noch immer konnte Batiatus das Echo des letzten, blutigen Gelages spüren.
Marcus Pelorus lag auf einer langen Bahre in jenem offenen Raum, der einst sein Atrium gewesen war. Aus dem Impluvium hatte man das Wasser abgelassen, und die Möbel waren weggeschafft worden. Die meisten Seitentüren waren fest verschlossen. Im ganzen Haus war es auffällig und verräterisch ruhig.
Batiatus trat an die Bahre und spähte, vergeblich nach weiteren Trauernden Ausschau haltend, die Seitengänge hinab. Zu seiner groÃen Ãberraschung schien er allein zu sein.
»Nun«, sagte er grimmig zu der Leiche, »im Augenblick sind nur wir beide hier, du alter Bastard.«
Pelorus sagte nichts, denn Pelorus war tot. Sein Gesicht war merkwürdig gelb. Es war mit Pollen bestäubt worden, um die Illusion zu erzeugen, er sei noch am Leben, doch man hatte des Guten zu viel getan. Anscheinend waren die pollinctores übereifrig gewesen. Batiatus hob die Hand, hielt dann aber inne. Er blickte sich um, sah niemanden und hob noch einmal die Hand, um Pelorus spöttisch gegen das Kinn zu tippen.
Ohne dass Batiatus es beabsichtigt hätte, verschob seine Bewegung das Leichentuch, das Pelorusâ Hals bedeckte, sodass die klaffende Wunde freigelegt wurde. Angewidert verzerrten sich Batiatusâ Lippen, während er die Kanten des Tuchs wieder vorsichtig zurechtrückte. Sie waren von den Bestattern nur ungeschickt untergeschlagen worden, und er schüttelte den Kopf angesichts der handwerklich so nachlässigen Arbeit in Neapel.
»Guter Pelorus, nun hast du dein Ende gefunden«, sagte er zu der Leiche. »Ein Ende, das nicht ohne Profit bleiben soll, so hoffe ich doch.«
»Und welcher Profit wäre das?«, sagte eine laute Stimme hinter ihm. Batiatus erstarrte. Er drehte sich um und sah einen schlanken, schönen Mann mit kunstvoll zerzaustem Haar, der seine patrizische Toga mit einer Leichtigkeit trug, die nur aus langer Gewohnheit stammen konnte.
»Verzeihung«, sagte Batiatus. »Ich dachte, ich sei allein.«
»Ich bin Gaius Verres, hospes des Verstorbenen«, sagte Verres.
»Quintus Lentulus Batiatus. Desgleichen.«
»Ich erinnere mich nicht, dass er diesen Namen jemals erwähnt hat. Wart Ihr eng mit ihm
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