Asche und Schwert
rieseln, wobei er darauf achtete, sich mit den Fingern über das Gesicht zu streichen. Neben ihm ragte der Gladiator Barca auf. Er trug eine dunkle Tunika und sah sich, dem Schutz seines Herrn verpflichtet, wachsam um.
Gaius Verres kam auf die beiden zu, wobei er dem riesigen Leibwächter einen Blick zuwarf, als warte er auf die Erlaubnis näher zu treten. Barcas Blick war weder einladend noch abweisend, doch er behielt den Römer ständig im Auge.
»Ihr erweist ihm die angemessene Ehre«, wandte sich Gaius Verres an Batiatus. Verres war inzwischen dem Anlass entsprechend gekleidet. Seine helle, strahlend saubere Toga hatte er durch eine schwarze Tunika mit dunkelgrauer Kapuze ersetzt. Auch er kniete auf der Suche nach etwas geeigneter Asche in den Schmutz, wobei er seine Finger behutsam über sein Gesicht führte, um einen Käfig aus dunklen Stangen auf seine Wangen zu zeichnen.
»Ich würde Euch gerne einen guten Morgen wünschen, Gaius Verres«, sagte Batiatus feierlich, »doch das kann ein Morgen unter diesen Bedingungen niemals sein.«
»Der Tod kommt zu uns allen«, sagte Verres nachdenklich. »Verabschieden wir uns von unserem guten Pelorus so würdig, wie wir nur können.«
»Wo mögen nur seine anderen Freunde sein?«, sagte Batiatus. Er sah sich um, weil er sehen wollte, ob Verres eine neue Gruppe von Trauernden anführte, doch genau wie zuvor konnte er auÃer den angeworbenen Helfern niemanden entdecken.
»Wir beide bilden die ganze Gruppe«, sagte Verres und tätschelte Batiatusâ Arm.
»Aber Pelorus starb bei einem Gelage, umgeben von Dutzenden von Gästen. War ihre Freundschaft so schwach?«
Besorgt starrte Batiatus zu den anderen sechs Trägern hin über, bei denen es sich ausnahmslos um mürrisch dreinblickende Bestatter handelte. Keiner von ihnen sah ihm in die Augen. Noch während er sie musterte, zogen sie ihre weiÃen Masken über, die mit den imagines der Götter geschmückt waren. Betrübt darüber, dass Pelorus keine Familien- imagines hatte, die auf dieser Prozession hätten mitgeführt werden können, schüttelte Batiatus den Kopf, doch gleich darauf erinnerte er sich daran, dass Pelorus erst kürzlich in den Adelsstand aufgestiegen war.
In der Nähe standen Lucretia und Ilithyia, die mit gereck tem Hals die StraÃe hinabspähten und erfolglos nach weite ren Trauernden Ausschau hielten. Gleich neben den Frauen befand sich eine Gruppe von Sklaven und Dienern. Auch sie trugen Masken mit Darstellungen von Göttern und Heroen. Batiatus erkannte einen Herkules und einen Theseus, einen Jason und einen Achilles, einen Hektor und einen Ajax â allesamt Krieger. Weil sie selbst keine imagines mitführten, zogen Lucretia und Ilithyia ihre Schleier von ihren Kopfbedeckungen herab und steckten sie fest, wodurch ihre Gesichter fast unsichtbar wurden.
Batiatusâ Blick fiel auf eine breithüftige und wohlgeformte Frau, die einen Schleier und Trauerkleidung trug, doch ansonsten konnte er niemanden entdecken, der als Freund oder Verwandter in Frage gekommen wäre.
»Ich sehe Flöten und Trommeln, Trompeten und Hörner«, sagte Batiatus leise zu Verres. »Ich sehe bezahlte Klageweiber, Bestatter und Sklaven, die den Weg frei wischen. Ich sehe meine Frau und ihre entnervende Freundin sowie eine weitere Frau, die mir nicht vertraut ist. Euch. Und mich. Und niemanden sonst. Und niemanden sonst!«
Er stieà ein Knurren in Richtung der sechs Männer aus, die regungslos in der Nähe warteten. Jeder von ihnen trug eine dunkle, langärmelige Tunika und einen hellen bunten Hut, der ihn als Bestatter auswies.
»Nach althergebrachtem Recht kann ein Herr, der im Sterben liegt, einigen Sklaven, die in seinem Dienst stehen, die Freiheit schenken, sodass bei seiner Beerdigung einige Männer und Frauen zugegen sind, die sich als Freigelassene dankbar unter den anderen Trauergästen bewegen dürfen«, kommentierte Verres.
Batiatus stieà ein wütendes Schnauben aus und sagte trocken: »Nichts spricht dafür, dieses Vorrecht auszuüben, wenn die Sklaven versucht haben, sich selbst zu befreien und dabei ihrem Herrn den Tod brachten.«
»Es ist eine Ehre, einer der Männer zu sein, die die Bahre tragen«, bemerkte Verres. »Ihr und ich, Batiatus, wir beide werden ganz vorne gehen, denn unter allen Menschen, mit denen Pelorus bekannt war,
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