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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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Batiatus?«, fragte Verres, dessen Stimme ein wenig gedämpft von der anderen Seite der Bahre herüberklang.
    Im Rhythmus der langsamen Trommelschläge setzten sich die Träger in Bewegung.
    Â»Das Gewicht eines Mannes ist nicht besonders beeindruckend«, sagte Batiatus, wobei er seinen Blick konzentriert nach vorn richtete. »Die Sänftenträger haben das mir gegenüber noch nie erwähnt.«
    Â»Ich kann Euch nicht folgen.«
    Â»Die Aufgabe ist nicht so schwierig. Die Sklaven sollten ihre Zungen hüten.«
    Die beiden Klageweiber in Schwarz begannen zu kreischen und zu jammern, während sie mit übertriebenen Gesten der Verzweiflung der Bahre vorausgingen. Sie zerrten an ihren Haaren und schleuderten dem Himmel voller Empörung ihre trotzigen Fragen entgegen. Warum musste er von uns gehen? Warum er? Wie konnten die Götter uns so etwas antun?
    Lucretia seufzte und wandte sich zu Ilithyia um, denn sie wollte ihr gegenüber eine Bemerkung darüber machen, doch die Römerin starrte noch immer mürrisch vor sich hin. Getreu der edlen Tradition setzte Lucretia eine stoische, ungerührte Miene auf und schritt ruhig dahin, während sie den professionellen Klageweibern das öffentlich zur Schau gestellte Trauern überließ.
    Die Gesichter vor Anstrengung gerötet, schrien und schluchz ten die beiden Klageweiber und beschworen die Götter, sich in der jenseitigen Welt dem Toten gegenüber als gnädig zu erweisen.
    Â»Lasst Gnade walten«, schrien sie, »gegenüber unserem guten Plorus . Seht uns in unserer Trauer für den lieben dahingeschiedenen Pilorux .«
    Ungewollt entfuhr Batiatus ein missbilligendes Zischen.
    Â»Ist etwas nicht in Ordnung, Batiatus?«, fragte Verres. »Ist Eure Last doch nicht so leicht zu schultern, wie Ihr Euch gedacht habt?«
    Â»Ich trage leicht an diesem toten Gewicht«, erwiderte Batiatus. »Es wäre mir nur lieb gewesen, wenn jemand diesen unwissenden Huren mitgeteilt hätte, dass der Name Pelorus lautet.«
    Verres kicherte.
    Â»Es ist nicht leicht, gutes Personal zu finden«, stimmte er zu.
    Batiatus lächelte schwach und schob seine Beine Schritt für Schritt weiter in Richtung Friedhof.
    Zu Pelorus’ Beerdigung hatte sich keine große Menschenmenge versammelt. Kein Neapolitaner wartete am Straßenrand, um sich zu verbeugen und feierlich von ihm Abschied zu nehmen. Man hatte Pelorus, der in der besseren Gesellschaft so rasch aufgestiegen war, bereits vergessen, und schon jetzt galt er nur noch als unbekannter Leichnam, der von acht Männern auf seiner langsamen letzten Reise aus der Stadt getragen und von nur wenigen Trauernden begleitet wurde, die mitten am Tag brennende Fackeln in ihren Händen hielten. Die Hörner der Musiker sollten dafür sorgen, dass man dem Aufgebahrten den Weg frei machte, und Batiatus hatte sich eigentlich gedacht, es gelte, sich durch eine große Gruppe von Menschen zu schieben, die den Verstorbenen mit ihren letzten guten Wünschen begleiten wollten. In Wahrheit jedoch schienen alle den Klang der Hörner als düsteres Omen zu betrachten. Batiatus hörte, wie einige Schritte vor ihm Türen und Fensterläden zugeschlagen wurden. Trotz der lauten Musik nahm er das Schlurfen von Sandalen wahr, als Mütter ihre Kinder in die Häuser trieben. In den Höfen, die zur Straße hin offen waren, erkannte er hastig unterbrochene Arbeiten: Brunnenwasser schwappte in eilends zurückgelassenen Eimern hin und her, eben noch in Schwung versetzte Spinnräder rollten verlassen aus.
    Â»Vorsicht jetzt«, sagte Verres. »Gleich geht es den Hügel hinauf.«
    Â»Ich hatte auch nichts anderes erwartet, Scheiße noch mal«, murmelte Batiatus resignierend, während er zu dem bedrohlich wirkenden schwarzen Berg hinüber starrte, der die dem Landesinneren zugewandte Seite Neapels beherrschte und wie eine Verkörperung der Nemesis über der Stadt in den Himmel ragte.
    Sie folgten weiter ihrem Weg an Villen und anderen Häusern vorbei, die, so schien es, erst vor Kurzem von ihren Bewohnern verlassen worden waren. Es schien, als sei plötzlich alles menschliche Leben aus den Aschehügeln verschwunden, sodass nur noch die Gebäude selbst zurückgeblieben waren. Einmal verspürte Batiatus eine geradezu körperliche Erleichterung, als er sah, dass noch einige Bauern auf den Fel dern arbeiteten, doch als der Trauerzug

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