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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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sagte er. »Ich bin, worauf Ihr mich selbst so unverblümt hingewiesen habt, erst seit Kurzem ein freier Bürger und noch nicht an die Ketten der Konvention gewöhnt, die sogar die Freien binden.«
    Â»Das eilt auch nicht«, erwiderte Batiatus einigermaßen verwirrt über den plötzlich so veränderten Ton seines Gegenübers. Er klopfte Timarchides auf den Arm im Versuch, zwischen ihnen so etwas wie Kameradschaftsgeist zu schaffen, und wandte sich ab, um nach einem freundlicheren Gesprächspartner zu suchen.

VII  ROMA AETERNA
    VII
    ROMA AETERNA
    Unregelmäßige Schnarchlaute ausstoßend, lag Bebryx in seiner Ecke. Er atmete schwer und hatte eine Hand auf den nässenden Verband an seiner Schulter gelegt. Überall um ihn herum waren leere Weinkrüge verstreut.
    Probeweise schüttelte Varro eines der Gefäße und schleuderte es dann an die Wand. Es prallte mit einem Krachen ab, doch Bebryx rührte sich nicht.
    Â»Der Wein hat Bebryx besiegt«, sagte Varro. »Er hat ihm heftiger zugesetzt als der Kampf heute Morgen.«
    Barca ignorierte ihn und streckte sich neben den Resten des immer schwächer brennenden Feuers aus. Wütend kauerte sich Varro vor der warmen Asche zusammen und sah zu, wie Spartacus sich auf ein Strohbündel sinken ließ.
    Â»Ein bequemes Leben kann einem Mann ebenso schaden wie der Hunger«, bemerkte Spartacus. »Es kann ebenso tödlich sein wie ein Speer.«
    Varro verzerrte sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen und stocherte im Feuer.
    Â»Vielleicht«, sagte er.
    Â»Und vielleicht«, fuhr Spartacus fort, »wird auch Rom eines Tages von innen heraus zu Fall gebracht werden. Nicht durch irgendwelche Barbaren, sondern durch Honig und Pökelfleisch.«
    Â»Du verstehst überhaupt nichts, mein thrakischer Freund«, sagte Varro lächelnd. »Solche Luxusgüter sind der Lohn der Tugend Roms. In Maßen genossen fügen sie den Bewoh nern von Roma aeterna, der ewigen Stadt, keinen Scha den zu.«
    Â»Nichts ist ewig, nicht einmal Rom«, sagte Spartacus. »Irgendwann wird eine Zeit kommen, in der Rom nur noch eine ferne Erinnerung bildet, wie das ägyptische Theben oder Barcas Karthago.« Barca gab ein empörtes Knurren von sich, doch er hörte Spartacus weiter zu. »Eines Tages werden sich alle fragen, was es denn mit der ruhmreichen Größe Roms auf sich hatte.«
    Â»Auch dieser Ruhm ist ewig«, protestierte Varro. »Die Menschen werden unsere Straßen und unsere Aquädukte sehen, unsere Statuen und unsere Tempel, und sie werden eine Republik vor Augen haben, die bedeutender ist als jede andere.«
    Â»Du siehst Backsteine und Marmor und republikanische Eleganz. Aber ich sehe die Backsteinmacher, die Steinmetze, die Weber und die Wasserträger. Roms Macht beruht nicht auf Siegeslorbeeren oder edlen Gefühlen. Sie beruht auf unzähligen Sklaven.«
    Â»So spricht die Ameise, die ein Blatt zurück in ihren Bau trägt und ihre eigene Bedeutung überschätzt.«
    Â»Eine große Nation kann untergehen. Frag Barca, was aus Karthago wurde. Was ist Karthago heute außer einem Haufen unfruchtbarer Ruinen in Afrika?«
    Â»Karthago hatte keine göttliche Bestimmung«, sagte Varro nachdrücklich.
    Â»Und Rom hat eine?«
    Â»Durchaus.«
    Â»So spricht der Opferstier, den man sein ganzes Leben lang nährt und in jeder Hinsicht umsorgt – und der sein unausweichliches Ende nicht im Geringsten ahnt.«
    Barca quittierte die schlagfertige Erwiderung des Thrakers, mit der dieser Varros Argument für seine eigenen Zwecke zu nutzen verstand, mit einem Kichern. Gleich darauf jedoch wurde er wieder ernst.
    Â»Glaubst du nicht, dass die Menschen Karthagos von ihrer Stadt etwas Ähnliches behauptet haben, wenn sie sich um ihre Lagerfeuer versammelten?«, fragte Spartacus. »Und zwar bis zu dem Augenblick, in dem sie in die Sklaverei verkauft wurden?«
    Auf der anderen Seite des Feuers runzelte Barca stumm die Stirn.
    Â»Karthagos Untergang war vom Schicksal beschlossen«, sagte Varro vorsichtig, wobei er sich mit einem Nicken gleichsam bei Barca entschuldigte. »Genauso wie Roms Aufstieg vom Schicksal beschlossen wurde.«
    Â»Wer bürgt dafür? Etwa die Götter, die dir so übel mitgespielt haben?«
    Â»Natürlich.«
    Â»Zeig mir ihre Worte. Zeig mir ihre Versicherungen.«
    Varro lachte. »Das, worum du mich bittest,

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