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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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Spielen zu seinem Gedächtnis feiern«, fuhr Verres fort. Seine Stimme war voller Selbstvertrauen. Es war die Rede eines Mannes, der geübt darin war, anderen deutlich zu machen, dass seine Worte von weitreichender Bedeutung waren.
    Â»Wenn ich eure Namen rufe«, zischte Batiatus seinen Gladiatoren zu, »werdet ihr vortreten, als würdet ihr in die Arena selbst marschieren.«
    Â»Dominus«, antworteten die Männer im Chor.
    Â»Und bei allen Göttern, bemüht euch um eine gladiatorenhafte Ausstrahlung.«
    Â»Dominus.«
    Vor dem Vorhang steigerte sich Verres’ Stimme zu einem wahren Crescendo, und er ließ das Stichwort für Batiatus, den lanista der Stunde, einfließen.
    Batiatus schob sich durch einen Schlitz im Vorhang, als Verres ihn vorstellte.
    Â»Bürger von Neapel«, rief Batiatus mit warmer Stimme, »vereint in Trauer und Schmerz und zugleich in Erwartung! Die überlebenden Sklaven meines guten Freundes Pelorus werden morgen ad gladium sterben, in gerechter Sühne für ihre Verbrechen. Doch der morgige Tag wird auch das Beste sehen, was eine andere Stadt zu bieten hat. Oh ja! Hervorragende Gladiatoren aus den Hügeln Campaniens, die größten Krieger aus jenem von Gott Mars selbst erwählten Ort – Capua!« Batiatus beendete seine kleine Rede mit großer Geste und wartete auf wenigstens einen Bruchteil jener Jubelrufe, die Pelorus erhalten hätte, doch er erntete nichts als versteinertes Schweigen.
    Â»Capua!«, rief Batiatus wieder, diesmal mit schon ein wenig schriller Stimme.
    Verres applaudierte, zunächst allein, doch nach und nach schlossen sich ihm einige der Gäste zögernd an.
    In düstere Schatten gehüllt, warteten die Gladiatoren hinter dem Vorhang, während sie von Batiatus angepriesen wurden.
    Â»Und hier gebe ich euch – Varro!«
    Varro warf den beiden anderen Gladiatoren einen gequälten Blick zu und trat, die Arme in einer Siegespose erhoben, vor den Vorhang. Vereinzelte Hochrufe erklangen.
    Â»Und hier ist die Bestie von Karthago – Barca!«
    Barca wischte den Vorhang beiseite und knurrte die Menge drohend an, deren Applaus deutlich lauter wurde.
    Â»Und hier die Zierde unseres ludus . Der Regenmacher. Der Mann, der den Schatten des Todes erschlagen hat. Der Meisterkämpfer aus Capua – Spartacus!«
    Spartacus packte den Vorhang, riss ihn aus seinen Halterungen und starrte in ein Meer erwartungsvoller Gesichter. Er musste dabei nach unten blicken, denn die Gäste drängten sich um die Bühne. Für die Zuschauer im Atrium wirkten die Gladiatoren wie Götter, die hoch über sie hinwegragten.
    In völligem Schweigen ging er nach vorn und hielt in der Menge Ausschau nach –
    Frauen starrten hungrig zu ihm hinauf. Ihre Blicke wanderten langsam über seine Brust und seine Oberschenkel. Die Männer sahen ihn voller Bewunderung oder Neid an … Und da, da in der ersten Reihe erkannte er die leise Andeutung eines höhnischen Lächelns auf dem Gesicht eines Römers, der Mitte zwanzig sein mochte. Spartacus sah das verächtliche Funkeln in den Augen eines jungen Mannes, der meinte, dass kein Gladiator eine solche Bewunderung verdient hatte.
    Er trat aufreizend nahe an die Menge heran; um ihn zu berühren, hätten die Frauen nur die Hand heben müssen. Langsam und sich seiner Sache völlig bewusst ging er zu der Stelle, an der er die Herausforderung gespürt hatte.
    Damit hatte seine Beute nicht gerechnet. Der Mann hatte Spartacus bereits vergessen und griff geistesabwesend nach einer Platte mit verschiedenen Leckereien. Erst als Spartacus ihm schon sehr nahe gekommen war, bemerkte er, dass er die Aufmerksamkeit des Gladiators auf sich gezogen hatte. Der junge Mann hob den Kopf. Jetzt waren seine Augen geweitet und voller Furcht, als Spartacus an den Rand der Bühne trat, wo sich im bronzefarbenen Licht seine festen Muskeln unter der mit Öl eingeriebenen Haut deutlich abzeichneten. Der Gladiator starrte hinab auf den Mann, dessen Blicke zuvor noch wie Dolche gewesen waren.
    Als sie sich zum zweiten Mal in die Augen sahen, erkannte Spartacus die ganze Angst eines Gegners, der erst jetzt begriff, dass es zwischen ihm und dem wilden Tier aus der Arena keine schützende Absperrung gab. Hatte er vor seinen Freunden damit geprahlt, dass Gladiatoren nichts weiter als Komödianten und Spaßmacher waren? Hatte er sich der Macht

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