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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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allein. Sofort.«
    Mit einem Ruck setzte sich Lucretia auf.
    Â»Ich sehe, du hast ein ruhiges Zimmer gefunden, fern aller unablässig sich regenden Lippen«, sagte Ilithyia.
    Â»Ein erschöpfender Tag«, sagte Lucretia, »der uns viel gekostet hat.«
    Â»Eine Quälerei«, stimmte Ilithyia zu. »Man würde erwarten, dass Timarchides in der Lage wäre, genügend Bänke und Kissen zu besorgen.«
    Â»Im Tod«, sagte Lucretia nachdenklich, »zieht Pelorus bedeutend mehr Freunde an als im Leben.«
    Ilithyias Augen wurden vor Aufregung immer größer. »Die Leute überrennen uns geradezu!«
    Â»Aber wer kann sagen, bei wem es sich um einen echten Freund von Pelorus handelt und bei wem um einen zufälligen Gast? Niemand steht an der Tür, kein Freier und kein Sklave.«
    Â»Jeder bessere Römer hätte einen nomenclator, der ihn an all die Namen erinnert«, erläuterte Ilithyia, als bestünde auch nur die ferne Möglichkeit, dass Lucretia diese Tatsache unbekannt war. »Derjenige meines Mannes ist wirklich geschickt. Immer hat er unsere Verabredungen im Kopf und überhaupt alle Dinge, an die man sich erinnern muss. Kein Gesicht erscheint an unserer Tür, ohne dass der nomenclator flüstert: ›Herr, das ist dieser oder jener, der von hier oder da kommt. Seine Frau heißt Calpurnia, und er treibt es heimlich mit seinem Lieblingssklaven.‹«
    Lucretia hob eine Augenbraue. »Wir sind die Summe derer, die uns kennen«, sagte sie. »Ich stand Pelorus nicht besonders nahe, und doch trage ich Fragmente seines Bildes in meinem Geist. Dinge, die mein Mann gesagt hat. Dinge, die mein verstorbener Schwiegervater erwähnt hat. Ich führe die Bruchstücke seines Lebens mit mir – aus zweiter Hand. Und doch ist das alles, was von ihm bleibt.«
    Â»Unsinn«, erwiderte Ilithyia. »Morgen wird es ihm zu Ehren einen ganzen Tag voller Spiele geben.«
    Â»Wer belastet schon sein Gedächtnis mit dem Namen dessen, der die Spiele veranstaltet?«, sagte Lucretia.
    Â»An große Spiele denkt man noch Jahre später zurück!«, widersprach Ilithyia. »Es überrascht mich, dass du, die Frau des Besitzers einer Gladiatorenschule, etwas anderes behauptest.«
    Â»Wenn ich sterbe, würde ich es vorziehen, dass man im Tempel den Göttern opfert, anstatt Spiele zu veranstalten.«
    Â»Ich will Spiele! Ich will die besten Männer und überwältigende Kämpfe in der Arena. Ich will die herrlichsten Muskeln, die sich zu meinen Ehren gegen den Tod stemmen. Ich will, dass die Menge Männer sieht, die von Klingen durchbohrt werden – Männer, die unter Schmerzen meinen Namen herausschreien!«
    Â»Das wird dir nur wenig Trost bringen.«
    Â»Ich will sie im anderen Leben hören. Ich will ihr Keuchen und ihr Stöhnen wahrnehmen. Ich will, dass sie ihre Siege zusammen mit den ludiae in einer Orgiefeiern, und wenn sie ihren Samen in ihre Huren ergießen, sollen sie sagen: ›Ich tue das für Ilithyia.‹« In ekstatischer Befriedigung schnappte Ilithyia nach Luft und lachte über ihre Fantasien anlässlich ihrer eigenen Begräbnisfeierlichkeiten.
    Â»Glaub mir«, sagte Lucretia gähnend, »ich weiß Bescheid. Gladiatoren machen sich über solche Dinge nicht allzu viel Gedanken.«
    Â»Sie leben für die Veranstalter der Spiele und für diejenigen, zu deren Ehren sie auftreten«, widersprach Ilithyia schmollend ihrer Freundin. »Du zerstörst alle meine Illusionen. Je mehr ich darüber erfahre, wie es wirklich zugeht, umso geringer wird mein Verlangen nach den Freuden der Arena.«
    Â»Entschuldige«, sagte Lucretia. »Nach dem Kampf heute Morgen bin ich verbittert und nicht allzu freundlich.«
    Â»Und ich ausgedörrt und von Husten geplagt«, erklärte Ilithyia. »Und doch wäre Pelorus stolz auf das Haus Batiatus gewesen, das ihm zum Antritt seiner letzten Reise ein so bewegendes Schauspiel schenkte.«
    Â»Ich glaube nicht, dass dabei von Stolz die Rede sein kann«, erwiderte Lucretia und stellte ihren Weinkelch ab. Sie ließ ihren Blick über die dunklen Winkel des Zimmers schweifen und lauschte auf den fröhlichen Lärm, der aus den Haupträumen herüberklang. Sie hörte, wie Schritte von draußen ohne jede Hast näher kamen.
    Â»Was meinst du damit?«, fragte Ilithyia. »Ich dachte, das Haus Batiatus sei das

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