Asche und Schwert
gerühmt, die ein freier römischer Bürger über einen bloÃen Sklaven besaÃ? Es gab keinen Beweis, keine Hinweise, die in diese Richtung deuteten, bis auf die reine, nackte Angst in seinen Augen, als er zu dem Mann hinaufstarrte, der die Seele der Arena war, und ihm klar wurde, dass er nirgendwohin fliehen konnte.
»Spar-ta-cus!«, sagte der Mann mit zitternder Stimme. »Spar-ta-cus!«, wiederholte er und riss seine Faust hoch. Andere wiederholten das rhythmisch gesprochene Wort. Zuerst war das Echo noch zögerlich, doch dann wurden die Stimmen lauter, während der Meisterkämpfer aus Capua die Zustimmung genoss, die ihm entgegenschlug.
SchlieÃlich wandte er sich von seinem Widersacher ab und der Menge zu, die aus hundert Kehlen den Namen rief, unter dem die Römer ihn kannten. Die Gäste feierten einen anderen. Sie feierten ein Ideal, keinen Menschen. Trotzdem nahm Spartacus die Begeisterung begierig auf.
Aus den Augenwinkeln sah er, das Varro gemeinsam mit den freien Bürgern jubelte, während Barca in feierlichem Schweigen verharrte.
Batiatus grinste breit, genoss die Reaktion der Menge und gab, indem er seinen Finger kreisen lieÃ, seinen Gladiatoren ein Zeichen. Varro und Barca traten an den Rand der Bühne und begannen ihren Rundgang entlang der Kolonnade. Jetzt waren auch sie der Menge so nahe, dass jeder sie hätte berühren können. Die Frauen kicherten aufgeregt angesichts der fast nackten Körper, und die Männer zuckten halb aus lässiger Anerkennung, halb aus verstecktem Neid mit den Schultern. Noch während sie ihren Rundgang machten, kamen die Musiker zurück auf die Bühne, und Batiatus wandte sich an die Gäste.
»Seht sie euch an! Marsâ Auserwählte!«, rief er. »Allesamt sind sie in der Arena tödliche Geschöpfe. Morgen werden sie im Gedenken an Pelorus Blut vergieÃen. Morgen werden sie in der Arena kämpfen, um seinen Tod zu rächen!«
Unter erneuten Hochrufen gab Batiatus den Musikern ein Zeichen, die sogleich zu spielen begannen. Als Spartacus und die beiden anderen Gladiatoren die Bühne verlieÃen, traten mehrere Tänzerinnen nach vorn, die Glöckchen und Zimbeln erklingen lieÃen. Im bronzefarbenen Licht funkelten ihre eingeölten, mit Glimmer bestäubten Glieder wie tausend Sterne.
Die Männer in der Menge begrüÃten sie mit lauterem Jubel als zuvor die Gladiatoren und drängten sich näher an die Bühne heran, während Batiatus das unverkennbare Rascheln von Seidenkleidern hörte: Die Frauen begaben sich zu den Tischen mit den Speisen und Getränken, wo sie eine andere Art der Ablenkung fanden.
Weil er Lucretia und Ilithyia nirgendwo sehen konnte, richtete Batiatus seine ganze Aufmerksamkeit auf die Bühne, wo sich die Mädchen im Rhythmus der Musik hin und her wanden. Er ignorierte ihre verführerischen Brüste und ihre funkelnde Haut, und seine Blicke verweilten auch nicht auf den Schatten ihrer Oberschenkel oder den Rundungen ihrer Hinterteile. Stattdessen musterte er ihre Gesichter mit den erfahrenen Augen eines Sklavenhändlers. Die Mädchen lieÃen ihre Hüften kreisen, und die Bewegungen ihrer Hände waren voller erotischer Andeutungen, doch Batiatus war aus schlieÃlich am Ausdruck ihrer Augen interessiert.
Eine starrte mit dem mürrischen, toten Blick eines Lasttieres vor sich hin. Eine andere verzog ihre Lippen, als sei ihr jeder Moment auf der Bühne unangenehm. Möglicherweise empfand sie wirklich so, doch das war nicht Batiatusâ Problem. Eine dritte kniff ihre Lippen so heftig zusammen und konzentrierte sich so verbissen auf die Tanzbewegungen, als hinge ihr Leben davon ab, und das mochte auch tatsächlich der Fall sein. Batiatus entdeckte verräterische Striemen auf ihren Schultern, die von der Peitsche stammen mussten, mit der ihre Bemühungen korrigiert worden waren, und vermutete, dass aus ihr nur unter gröÃtem Aufwand eine geschickte Tänzerin werden würde. Die vierte jedoch hatte einfach alles. Ihr langes, blondes, zu Zöpfen geflochtenes Haar reichte ihr bis auf die Hüften. Ihre hellblauen Augen â das typische Zeichen einer Barbarin aus dem Norden â funkelten im Licht der Bronzespiegel. Ihre Haut war milchweià und bildete einen deutlichen Kontrast zum dunklen, sonnengebräunten Fleisch der meisten anderen anwesenden Sklavinnen. Sinnlich und mit einem strahlenden
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