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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Clements
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tränenerfüllten Augen an. Noch einmal bat sie ihn, die Bücher für die geforderte Summe zu erwerben, und aufs Neue wandte sich Tarquinius angewidert ab.
    Und so nahm die Sibylle drei weitere Bücher, die Hälfte der Bände, die jetzt noch übrig waren, und warf auch sie, weinend, als ermorde sie ihr eigenes Kind, ins Feuer.«
    Wieder trat Varro gegen die Asche und wirbelte eine weitere Funkenwolke auf.
    Â»Tarquinius starrte in die Flammen und sah, wie drei weitere Bücher zu Asche verbrannten, während die Hexe stumm vor sich hin weinte. Mit einem Blick voller Trauer sah sie zu den letzten Büchern und sagte schluchzend: ›Jetzt gibt es nur noch drei Bände, König Tarquinius. Sie sollen dir gehören zum zehnfachen Preis dessen, worum ich dich ursprünglich gebeten habe.‹
    Zehnmal so viel, meine Freunde! Der Gegenwert tausendjähriger Mühen für einen Bruchteil des zu Beginn Angebotenen!«
    Â»Aber was in diesen Büchern konnte so wertvoll sein?«, wollte Spartacus mit drängender Stimme wissen.
    Â»Das fragte sich Tarquinius auch. Etwas in den Augen der Hexe verriet ihm, dass das seine letzte Chance war. Er spürte etwas in ihrer verdrehten, widernatürlichen Art zu verhandeln, das sein Herz mit Furcht erfüllte. Und obwohl er sich über sich selbst ärgerte und die Wut in seiner Brust kochte, befahl er seinen Sklaven, ihm das Vermögen zu bringen, das die Hexe gefordert hatte. Sie ging davon, beladen mit den Reichtümern, die zu schaffen ein einzelner Mensch eintausend Leben bräuchte, und ließ den König mit nichts als drei Büchern zurück. Tarquinius öffnete die Bücher und betrachtete ihre seltsam gestalteten Buchstaben, die zu einer Form des Griechischen gehörten, die so alt war, dass ein gebildeter Römer die Sprache kaum lesen konnte. Langsam entzifferte er Vers um Vers geheimer Orakel und begann schließlich die Ungeheuerlichkeit dessen zu begreifen, was er getan hatte. Erst jetzt, als er im schwindenden Licht des Feuers die kostbaren, brüchigen Schriftrollen glättete, verstand Tarquinius, welch monströses Verbrechen er begangen hatte. Und Tarquinius saß vor den Flammen und weinte.«
    Â»Was stand in den Büchern?«, fragte Barca. Er sah aus, als sei er bereit, die Antwort notfalls aus dem Geschichtenerzähler herauszuprügeln.
    Â»Das werdet ihr mir sagen! Was könnte umso mehr wert sein, je weniger es davon gibt? Was müsste ein Buch beschreiben, bei dessen Lektüre ein Herrscher über das allzu frühe Ende der Worte in Tränen ausbricht?«
    Â»Die … Geschichte Roms?«, fragte Spartacus.
    Â»DIE GESCHICHTE ROMS! Von den frühesten Zeiten an, als dieses Wort zum ersten Mal an den Ufern des Tibers ausgesprochen wurde, bis zum Sturz der Könige und der Gründung der Republik. Unsere Schwierigkeiten mit Karthago und die Krise, in die wir durch Hannibals Invasion gerieten. Die Unruhen in unserem eigenen Land und unsere Feldzüge in Griechenland und Hispanien. Ihr und ich, hier in diesem Augenblick! All unsere Siege und all unsere Leidenschaften. Unsere heute noch ungeborenen Kinder und die Kinder unserer Kinder. Sklaven und Adlige, Bauern und Soldaten, Ehefrauen und Mütter. Alles, was wir sind und was wir sein werden. Die Menschen, die wir treffen, und die Feinde, gegen die wir kämpfen. Die Frauen, die wir lieben, und die Orte, wo wir uns niederlassen. Die Meere, die wir befahren, und die Berge, die wir besteigen. Alles und jedes, das Rom war und jemals sein wird, stand in diesen Büchern! «
    Â»Und Tarquinius sah zu, wie sechs von ihnen verbrannten.«
    Â»Genau das tat er.«
    Â»Ein Narr«, murmelte Spartacus.
    Â»Vielleicht.«
    Â»Roms Geschichte ist Roms Geschichte. Ich werde nichts damit zu tun haben.«
    Â»Oh doch, Spartacus, das hast du schon längst, ob du willst oder nicht.«
    Â»Alle Bücher müssen enden«, sagte Spartacus nachdenklich.
    Der Riegel rasselte in der Zellentür. Die Männer drehten sich um, erkannten einen Aufseher, der sich am Schloss zu schaffen machte.
    Â»Varro, man verlangt nach dir«, grunzte der Aufseher.
    Die drei Gladiatoren sahen einander überrascht an.
    Â»Spartacus ist der Meisterkämpfer aus Capua«, sagte Varro vorsichtig.
    Â»Varro. Und nur Varro.«
    Â»Bist du sicher, dass sie nicht die Bestie von Karthago wollen?«
    Â»Du wirst gewünscht, Varro. Du

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