Asche und Schwert
kürzlich von syrischen Sklavenhändlern erworben hat. Eine wilde, ungezähmte Priesterin, die uns von gewissen Omen berichten könnte, wenn man ihr den entsprechenden Anreiz dazu geben würde.«
Timarchides runzelte die Stirn und sah von seinem Wachstäfelchen zum Stift in seiner Hand und wieder zurück. Dann starrte er die beiden Gladiatoren durch das Halbdunkel hindurch an.
»Spartacus und Varro?«, fragte er.
»Ich bin Spartacus«, bestätigte Spartacus. Varros Gesicht blieb vollkommen ausdruckslos, als achte er bewusst darauf, keine Reaktion und keinerlei Gefühle zu zeigen. Die beiden Männer standen auf, um ihre Anweisungen entgegenzunehmen, doch Timarchides starrte wieder irritiert auf sein Täfelchen und klopfte unsicher mit dem Stylus dagegen.
»Gibt es noch andere, die so heiÃen wie ihr?«, fragte er.
Spartacus und Varro sahen einander verwirrt an.
»Im Haus Batiatus,« zischte Timarchides wütend.
»Nur wir«, antwortete Varro.
»Das ist höchst ungewöhnlich«, murmelte Timarchides. »Ihr beide seid hier zweimal aufgeführt, als catervarii und im Kampf mit gegnerischen Gladiatoren.«
»Wir haben nicht das Recht, die Absichten unseres Herrn zu kommentieren«, sagte Varro.
»Aber ich habe bei einer einzelnen Veranstaltung schon mehrfach gekämpft«, fügte Spartacus hinzu.
»Gibt es nicht genügend fähige Gladiatoren in Capua?«, fragte Timarchides und rümpfte höhnisch die Nase.
»Ich habe die meisten getötet«, sagte Spartacus leise.
Varro lachte.
Timarchides seufzte. »Dass alles so kommen musste«, sagte er.
»Was meint Ihr damit, dominus? «, fragte Spartacus.
Timarchides schniefte, öffnete die Zellentür und winkte die beiden heraus.
»Nach Jahren mühevoller Arbeit konnte Pelorus mit seiner Gladiatorenschule viele Erfolge feiern«, sagte Timarchides. Er drehte sich um und ging den Gang hinab auf die Arena zu, wobei er es als vollkommen selbstverständlich ansah, dass die beiden Sklaven ihm, dem Herrn, ohne zusätzliche Aufforderung folgen würden. Unterdessen sprach er weiter.
»Er hat aus Männern wie mir, die einst schwächliche Jugendliche waren, Götter der Arena gemacht. Er hat seine Steuern bezahlt. Er hat seine Sklaven gut behandelt. Er hat eine wunderbare Gladiatorenschule aufgebaut, um die er in ganz Neapel beneidet wurde. Und dann â¦Â«
Timarchides hämmerte dreimal gegen das schwere Gittertor, hielt einen Augenblick inne und schlug dann noch einmal dagegen, worauf die Sklaven auf der anderen Seite das Tor öffneten.
»⦠und dann bringt eine einzige Sklavin allen den Tod. Allen! Den Gladiatoren, die wie Brüder für mich waren und die ich mein halbes Leben lang gekannt habe. Den Mädchen, die bei Tisch bedienten. Sogar dem alten medicus! «
Tageslicht strömte durch das offene Tor, in der Luft lag der Gestank von Mist. Varros Augen wurden immer gröÃer, als er zwei mächtige Pferde sah. Sie trugen Scheuklappen, sodass die schlimmsten Szenen der Arena auÃerhalb ihres Blickfelds blieben. Stalljungen hielten sie am Zaumzeug. Jedes Mal, wenn ein Schrei durch die Menge ging, traten die Tiere nervös von einem Bein aufs andere. Varro warf Spartacus einen panischen Blick zu, doch der Thraker war ganz auf Timarchides konzentriert.
»Euch hat Fortuna zugelächelt, dominus «, sagte Spartacus. »Ihr hattet Glück, dass Ihr freigelassen wurdet, bevor die Tragödie ihren Lauf nahm.«
»Nun ja«, sagte Timarchides.
»Und dann kommt noch hinzu«, fuhr Spartacus fort, »dass Verres Euch beim Nachlass vorzuziehen scheint.«
Timarchides antwortete nicht. Er war schon wieder mit seinem Wachstäfelchen beschäftigt.
»Also«, sagte er und kratzte sich mit dem Stylus hinter dem Ohr. »Ihr beide werdet hier als catervarii aufgeführt. Ich zweifle nicht daran, dass ihr reiten könnt?«
»Ich konnte es schon als kleiner Junge«, sagte Spartacus.
»Auf einem Pferd?«, fragte Varro.
Spartacus und Timarchides sahen ihn fragend an.
»Natürlich«, sagte Varro und kicherte nervös. »Natürlich.«
X Â AD BESTIAS
X
AD BESTIAS
» Ihr habt noch nicht viele solcher Spiele besucht«, sagte Batiatus. Er wollte Ciceros Kelch nachfüllen, sah aber, dass dieser seinen Wein noch nicht angerührt hatte.
»Ich schätze sie nicht«, sagte
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