Asche und Schwert
können«, stimmte Varro zu.
»Dann solltet ihr als Narren gekleidet sein.« Timarchides nickte. Er biss sich auf die Unterlippe und sah unruhig zum Balkon hinauf, wo sich die Würdenträger angeregt unterhielten.
»Diese Spiele wurden in aller Eile zusammengeschustert«, klagte er. »Ich war zu sehr mit der Beerdigung beschäftigt, um ein angemessenes Schauspiel zu organisieren.«
»Was wünscht Ihr, das wir tun sollen?«
»Vielleicht â¦Â«, sagte Timarchides nachdenklich. »Vielleicht könnte ich irgendwo Komödienmasken besorgen.«
»Damit könnte man deutlich machen, dass unser Auftritt für ein wenig befreiende Komik sorgen soll«, stimmte Varro zu.
»Beeilt Euch! Seht zu, was Ihr finden könnt!«, sagte Spartacus.
Timarchides eilte ins Halbdunkel zurück, während Varro ihm hinterhergrinste.
»Hast du gerade einem freien Bürger eine Anweisung gegeben?«, fragte er.
Spartacus zuckte mit den Schultern. »Das Schicksal selbst hat beschlossen, dass er gehen und nachsehen soll. Ich war nur die Stimme des Schicksals.«
»Das wollen wir hoffen, mein Freund«, sagte Varro. »Denn einem Freigelassenen, der uns nicht besonders freundlich gesinnt ist, würde eine solch saturnalische Umkehrung der Verhältnisse etwas ganz anderes als ein Lächeln entlocken.«
»Ich bin wohl nicht das geeignete Publikum«, erklärte Cicero.
»Ihr seid Römer. Was Ihr vor Euch seht, entspricht der Tradition«, protestierte Batiatus.
»Das höre ich immer wieder. Aber ich kann nicht verstehen â nein, verzeiht.«
»Bitte, sprecht weiter, bester Cicero. Ihr seid hier unter Freunden.«
»Nun gut. Ich begreife nicht, wie irgendein zivilisierter Zuschauer dabei Genuss empfinden sollte, wenn ein Mensch, der sich nicht wehren kann, von einem wilden Tier in Stücke gerissen wird. Ich kann wenig GröÃe darin erkennen, wenn Tiere so zur Schau gestellt werden und zu meiner Unterhaltung sterben sollen.«
»Aha! Ihr gehört also zu jenen Römern«, rief Batiatus.
»Zu welchen Römern?«
»Zu denjenigen, die das Blut und den Schmerz nicht wahr haben wollen, auf denen unsere Republik errichtet wurde. Ihr sprecht von zivilisierten Zuschauern. Meint Ihr damit die Römer, die in den Städten leben? Sollte das der Fall sein, so seht Euch nur um. Da habt Ihr den Pöbel vor euch, den Ihr so sehr verachtet. Seht, wie die Menge das BlutvergieÃen bejubelt. Seht, wie der Anblick der Natur in ihrer wilden Rohheit den Zuschauern ein ungekünsteltes Vergnügen verschafft.«
»Es ist nicht natürlich, einen Menschen anzuzünden, der an einen Pfahl gefesselt ist«, widersprach Cicero.
»Nicht einmal einen Menschen, der an der Ermordung seines Herrn teilhatte?«, entgegnete Batiatus.
»Ein Verbrechen rechtfertigt das andere nicht.«
»Aber Ihr seid doch selbst ein Mann der Gerechtigkeit. Ihr versucht doch ganz bewusst, Ãbeltäter ihrer Strafe zuzuführen.«
»Das stimmt, ich spreche Strafen aus«, gab Cicero zu. »Aber nicht, um eine Meute zu unterhalten, die wie Vieh dazu blökt.«
»Die Leute lieben es.«
»Sie wissen es nicht besser.«
»Ha! Welches Buch könnte ihnen das hier bieten?«
Die Trompeter intonierten die Fanfare zum Einzug der wilden Tiere, als ein halbes Dutzend gefesselter Sklaven in die Arena gedrängt wurde. Wachen, deren Körper vollständig von ihren Rüstungen bedeckt waren, trieben die kleine Gruppe mit ihren langen Speeren vor sich her. Die Aufseher gehörten zu den Tierbändigern, die dafür sorgen sollten, dass sich sowohl Menschen wie Tiere nach Plan verhielten, und ihre Rüstung diente dazu, sie vor allen Eventualitäten zu schützen.
Das kleine Häufchen der Sklaven wurde in die Mitte der Arena gedrängt. Sie trugen nichts als Lumpen, und die Hände eines jeden waren mit einer Eisenkette gefesselt. So konnten sie sich zwar frei bewegen, waren aber unbewaffnet. Flüstern und Kichern erklang in der Menge, als den Zuschauern klar wurde, dass es sich bei einem der Sklaven um eine Frau handelte.
»Vor euch stehen die Anführer«, erklärte Verres. »Sie haben nicht das Recht, als Gladiatoren zu sterben, sondern sollen vielmehr wie gewöhnliche Mörder bei lebendigem Leib von wilden Tieren gefressen werden.«
»Anführer? Wovon sprecht Ihr?«, fragte Cicero, der
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