Asche und Schwert
scheint es, müssen alle Nachrichten gleichermaÃen von dort kommen. Ich protestierte und sagte, dass ich im Auftrag der Republik in fernen Breiten gewesen sei, und irgendein Narr glaubt, das munter bestätigen zu müssen, indem er sagt: âºOh ja, Ihr seid in Afrika gewesen, nicht wahr?â¹Â«
»Afrika!«
»Afrika! Also erwiderte ich, dass ich Sizilien besucht habe, und da unterbricht mich der nächste Narr von bescheidenen Geisteskräften und sagt: âºAber natürlich. Wie stehen die Dinge in Syrakus?â¹Â«
»Ihr wart nicht in Syrakus?«
»Sizilien ist mehr als nur Syrakus! Aber ich verzichtete dar auf, das richtig zu stellen. Stattdessen erklärte ich, meine Zeit auÃerhalb der Grenzen Italiens sei sowohl nützlich als auch ertragreich gewesen, und tat so, als wäre ich nur ein weiteres Mitglied der römischen Meute, das in den Bädern Puteolis Entspannung sucht. Ich habe eine wertvolle Lektion gelernt.«
»Dass Puteoli voller Narren ist?«
»Dass die Römer gegenüber allen Tatsachen und Belehrungen taub sind. Wo ich herkam, interessierte niemanden; es zählte nur, wo ich an Land gegangen war. Also sorgte ich dafür, dass man mich sah . Dass man mich in den richtigen Kreisen erblickte, in den Bädern, bei Familien, die mich einluden â wenn sie mich einluden.«
»Und welcher Angelegenheit schulden wir Dank für die Ehre Eures Besuches hier bei uns?«, mischte sich Batiatus, vom Wein gestärkt, in die Unterhaltung.
Die versammelten Römer zuckten sichtlich zusammen, als der lanista ein Thema anschnitt, das in diesem Rahmen geradezu unanständig wirken musste.
»Es handelt sich ⦠um eine religiöse Angelegenheit«, sagte Cicero vorsichtig.
»In welchem Sinne genau?«, wollte Batiatus wissen. Er bemerkte nicht, dass Verres sich zurückzog, um seinen Namen nicht durch eine Unterhaltung beschädigt zu sehen, die jeden Augenblick ein unangenehmes Ende finden musste. Allerdings verschwand Verres nicht völlig, und während er vorgab, die Ereignisse in der Arena zu betrachten, lauschte er auch weiterhin allem, was auf dem Balkon gesprochen wurde.
»Ihr seid erfrischend direkt, Batiatus«, sagte Cicero lachend. »Rom hat mich beauftragt, eine mögliche Prophezeiung zu untersuchen.«
»Die Vorhersage einer Vorhersage?«, sagte Batiatus stirnrunzelnd.
»In der Tat!«
Voller Anspannung standen Ilithyia und Verres nebenein ander. Ohne zu blinzeln, ruhte ihr Blick auf den zuckenden Flammen und dem verbrannten Fleisch der Hingerichteten. Ihre Lippen waren erwartungsvoll geöffnet.
»Hat Rom mit den sibyllinischen Büchern nicht schon genug Prophezeiungen?«, fragte Batiatus ohne diplomatische Verbrämung.
»Die sibyllinischen Bücher werden zur Zeit ⦠erneuert«, sagte Cicero und holte zischend mit zusammengebissenen Zähnen Luft. »Die Priester auf dem Kapitol sind bereit, über Ergänzungen nachzudenken.«
»Es sollen noch mehr hinzugefügt werden? Wie Wasser in einen Krug oder Wein in eine Trinkschale!« Batiatus kicherte über seine Geschicklichkeit im Gespräch und nutzte die Gelegenheit, um seinen und Ciceros Weinkelch nachzufüllen.
»So läppisch ist das nicht«, bemerkte Cicero. »Es handelt sich um eine ernsthafte Angelegenheit der Republik. Wir wollen uns weitere göttliche Zeichen sichern. Es geht darum, Pro phezeiungen aus der ganzen bekannten Welt zu sammeln.«
»Als suche man einen Wahrsager auf?«, lachte Batiatus.
»Absolut nicht!«
Verres und Ilithyia wechselten einen nervösen Blick, als Batiatus das Thema immer noch nicht ruhen lieÃ. Ebenso wie die Dame aus Rom unterdrückte Verres ein Lächeln. Ilithyia fuhr sich mit dem Finger über den Hals in jener überall bekannten Geste des Kopfabschneidens. Verres nickte grinsend. Er tippte mit seinem Weinkelch gegen den ihren, und beide kämpften dagegen an, laut loszulachen.
»Ihr ähnelt einer unsicheren jungen Frau«, fuhr Batiatus fort, »die bei der Hand genommen werden will und Geschichten über ihren zukünftigen Ehemann hören möchte. Im Hafen gibt es einen Ãgypter, der Euch aus der Hand liest und Euch sagen kann, wie viele Kinder und wie viele Geliebte Ihr haben werdet.«
»Die sibyllinischen Bücher sind nicht das Werk ägyptischer Wahrsager!«, erwiderte Cicero, der empört die Stimme
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