Asche zu Asche
„Wir könnten als Nächstes … wie wäre es mit diesem hier?“
Sie kam mit einem kabellosen Bohrer auf ihn zu, während sie probehalber den Schalter ein paarmal betätigte. „Wie wäre es?“
„Ich werde dir nichts erzählen. Und offensichtlich sie auch nicht.“ Er deutete mit dem Kopf zu Bella. „Also, ich nehme an, wenn du mich wirklich foltern willst, dann mach mal hin, aber du verschwendest deine Zeit.“
Anne griff nach dem Seil und zog es nach unten, sodass seine Füße wieder über dem Boden schwebten. „Ich entscheide hier, ob ich meine Zeit verschwende oder nicht.“
„Du musst noch etwas übrig lassen, was verbrennen kann, wenn die Chefin herkommt“, warnte sie der andere Vampir. „Oder ich bin verschwunden, wenn sie kommt.“
„Du wirst sowieso nicht hier sein, denn du bist überhaupt nicht eingeladen.“ Ganz der Teenager, verteilte Anne ihre Schläge mit einer geübten Schnodderigkeit, die für jemanden in der elften Klasse tödlich gewesen wäre.
Max konnte nicht sehen, wie der Vampir ihre Worte aufnahm. „Also, wann kommt sie?“
„Was, hast du Angst?“ Sie kam einen Schritt näher und hielt immer noch das Seil in der Hand. Mit einem zweiten Zug kam Max in Schwingungen, nur ganz leicht.
Er zuckte mit den Beinen und hoffte, dass es so wirkte, als wolle er sie fernhalten.
„Hat der kleine Max vor dem großen bösen MädchenAngst?“ Noch einmal schaltete sie die Bohrmaschine an.
Fast war sie an ihm dran. Sie war nah genug, und er war kurz davor, seine Hände aus den Fesseln zu schütteln. Er musste die Reihenfolge exakt …
Noch einen weiteren Schritt kam sie auf ihn zu und hob den Bohrer. „Wie wäre es … mit den Augen?“
„Ja, wie wäre es?“ Max schwang sich mit dem Schwung, den er aufgebaut hatte, nach vorn und trat ihr den Bohrer aus der Hand, bevor er seine Beine um ihren Brustkorb schwang. Sie hatte den Fehler gemacht und mit seinen Fingern angefangen. Ihr Fehler war nun sein Vorteil, denn seine Hände waren rutschig vom Blut. Die fehlenden Glieder machten seine Hand schmal genug, um sie durch die Manschetten zu zwängen, und sein Körpergewicht erledigte den Rest.
Max warf Anne um und landete mit einem dumpfen Plumps auf dem Boden. Gemeinsam rutschten sie über den blutigen Marmor. Er wollte nicht darüber nachdenken, ob die klebrigen Teile seiner ehemaligen Finger unter ihnen begraben wurden. Sich von so einer Frage ablenken zu lassen, war ein denkbar schlechter Zeitpunkt, schließlich hatte er Anne endlich auf den Boden gerungen. Bevor sie sich sammeln und schreien konnte, griff er nach ihrem Kopf und drehte ihn ruckartig zur Seite, bis der Nacken knackte. Das würde sie nicht töten, aber erst einmal würde sie zu nichts mehr in der Lage sein.
Der Vampir, der Bella bewacht hatte, stürzte mit Gebrüll nach vorn. Max ergriff den Bohrer, drückte auf den Schalter und erwischte ihn an der Kehle, als er gerade dabei war, auf ihn zuzuspringen. „Sorry, ich konnte es nicht zulassen, dass du Hilfe rufst.“
Der Vampir krümmte sich auf dem Boden, direkt unter dem Oberlicht. Max griff sich Annes regungslosen schlaffen Körper und zog ihn neben den Wächter. „Tut mir leid, Mädchen,früher warst du echt ein netter Kumpel – aber das war damals.“
Während er sich die Hand über die Augen legte, zog er an dem Seil und erleuchtete damit den ganzen Saal.
„Max, nein!“, schrie Bella. Geblendet vor Schmerzen sah er sie aufstehen und fallen.
„Verdammt, Bella!“ Wenn sie an Ort und Stelle geblieben wäre, dann wären seine Chancen viel besser gewesen. Er umging den direkten Lichteinfall, während seine Haut schon von der geringen Bestrahlung brutzelte. Ihm gelang es, sie vom Boden aufzuheben und sie wieder in den Stuhl zu setzen, bevor er sich in Flammen auflöste.
„Wirst du wohl ruhig sein? Willst du, dass dieses ganze beschissene Haus hier reinstürmt?“ Er hielt inne, ließ sich in einer dunklen Ecke fallen und rollte in Sicherheit. „Roll dich hier herüber, und dann nichts wie weg.“
Die Angst, die er in ihrem Gesicht sah, als sie ihm näher kam, brach ihm das Herz. Er ahnte, wie er wohl aussehen musste. Blut auf seinen Armen, getrocknetes und frisches. Eine zerstörte Hand, ein fehlender Zeh. Er war wohl nicht allzu attraktiv gewesen, auch schon bevor er sich fast selbst entzündet hatte.
Der ekelerregende Geruch von verbrannten Vampiren erreichte ihren Unterschlupf. Bella würgte und hielt sich die Hand vor die Nase. Als er den Kopf hob, sah
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