Asche zu Asche
es auf und goss die Flüssigkeit in die Kugelvase aus Glas, nachdem sie sie aus ihrer Eisenhalterung genommen hatte. Ein paarmal schwenkte sie das Glas hin und her. Dann nahm sie ein Feuerzeug und zündete das Kohlestückchen an, das zuihrer linken auf einem kleinen Kessel lag.
„Und, können wir jetzt gehen?“, fragte Max. Sein sarkastischer Unterton war nicht zu überhören.
Da Bella darin vertieft war, ein übel riechendes Pulver auf die Kohle zu streuen, sah sie nicht auf. „Ja, natürlich. Wir müssen uns sofort an die Arbeit machen.“
Max wartete zumindest, bis wir im Foyer waren, dann explodierte er. „Das ist ja wohl nicht wahr! Erst kommt sie in mein Haus, dann verteilt sie an uns Aufträge, erklärt sich selbst zum Albert Einstein des Okkultismus, verdammt noch mal, und dann verpestet sie mein Esszimmer mit … was war das denn eigentlich?“
„Gartengeißblatt und Kampfer“, antwortete Nathan. „Das sind Ingredienzen, die bei einer Weissagung helfen. Aber sie riechen besser, wenn sie frisch sind, als wenn sie verbrannt werden.“
„Du machst Witze!“ Max war knallrot angelaufen. Ein ziemlich interessanter Farbton, fand ich. „Hört mal zu. Sie muss hier weg. Es ist mir komplett gleichgültig, wohin sie verschwindet, aber sie muss dieses Haus verlassen.“
Auch ein wirklich beschränkter Mensch konnte erkennen, dass Max’ Problem weder Tarotkarten noch Weihrauch waren. Dennoch musste ich vorsichtig mit ihm umgehen. Wann immer ich ihn auf seine Gefühle zu Bella ansprach, hatte das zur Folge, dass Max das Gespräch abbrach, davonrannte und nichts geklärt war. „Ich weiß, dass es dir schwerfällt, sie hier zu haben, aber was ist mit uns? Wir wären drei gegen das Orakel. Und vielleicht haben wir auch noch den Souleater gegen uns!“
Er antwortete nicht, aber ich konnte sehen, dass der Muskel an seinem Mundwinkel zuckte. Ihm gefiel nicht, was ich gerade gesagt hatte, aber genauso gut wusste er, dass er mir recht geben musste.
„Bella hat uns gegenüber einen großen Vorteil“, fügte Nathan hinzu. „Sie kann auch bei Tageslicht hinausgehen. Dafür brauchen wir sie, mindestens.“
So, wie Max zwischen Nathan und mir hin- und hersah, war klar, dass er verstanden hatte, worauf wir hinauswollten. Nur wollte er nicht zugeben, dass wir recht hatten. Er stöhnte und hob die Hände. „Okay. Aber ihr zwei zahlt für das Raumspray, wenn sie da drinnen mit ihrem Zeug fertig ist.“
Nathan lachte auf. „Einverstanden. Und? Wo können wir jetzt arbeiten?“
„In der Bibliothek. Oder im Salon. Oder in einem meiner tollen Gästezimmer. Oben oder hier unten.“ Max zuckte mit den Schultern. „Geht in den Whirlpool, ist mir alles gleich.“
Ich spürte, wie mir eine heiße Welle den Nacken hinablief, als ich Nathans anzügliches Grinsen sah. „Das ist vielleicht keine so gute Idee, aber danke. Ich denke, wir gehen in die Bibliothek“, antwortete ich Max.
„Tu mir einen Gefallen, und sorg dafür, dass sie da nicht hineingeht. Da die Bibliothek ja so ‚mickrig‘ ist, wird sie sowieso schon alle Bücher gelesen haben“, sagte Max gereizt. „Ich bin oben und versuche, etwas aus Bill herauszubekommen.“
„Wir hätten es im Whirlpool machen können“, nörgelte Nathan, während ich in Richtung Bibliothek vorausging. „Das wäre bestimmt lustiger gewesen, als sich hier mit diesem Prophezeiungskram zu beschäftigen.“
Mit einem Blick machte ich Nathan klar, dass „dieser Prophezeiungskram“ alles sein würde, mit dem wir uns beschäftigten.
Die Bibliothek, die bei Weitem der größte und beeindruckendste Raum in dieser Eigentumswohnung war, lag nach vorne zur Straße hinaus. Sie ging über zwei Stockwerke, und die Decke war auf identischer Höhe mit der zweiten Etage. Bücher befanden sich vom Boden bis zur Decke, und gusseiserneWendeltreppen führten zur Galerie hinauf, die drei der vier Wände säumte, wo sich eine zweite Ebene für die Bücher befand. Ich fragte mich, wie viele private Bibliotheken Bella schon gesehen hatte und wie sie ausgesehen haben mussten, um diese hier als mickrig bezeichnen zu können.
Nathan pfiff anerkennend und legte die Karten auf einen der Lederstühle, die sich neben dem imposanten Kamin befanden. Beeindruckt strich er durch seine Haare, während er sich um die eigene Achse drehte. „Gar nicht mal so übel.“
„Ich hätte ja angeboten, dich mit Max eine Weile allein zu lassen, aber ich wollte lieber nicht wissen, worauf das hinausgelaufen
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