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Asche zu Asche

Asche zu Asche

Titel: Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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wäre.“ Ich schob ihn zu der gegenüberliegenden Wand. Die riesigen Fenster gingen hinaus auf den Grant Park, und dahinter ahnte man das Ufer des Lake Michigan. Ich zeigte auf das Aquarium, das man am Rand des Parks erkennen konnte. „Max hat seine Beziehungen, und wir durften einmal nach Kassenschluss hineingehen.“
    „Haben da nicht schon alle Fische geschlafen?“, neckte mich Nathan. Er stand ruhig neben mir und ließ die Lichter der Stadt auf sich wirken. Dann drehte er sich zu mir um. „Du … du magst ihn doch nicht etwa, oder?“
    „Nein, natürlich nicht.“ Ich unterdrückte den Wunsch, ein du Idiot hinterherzuschicken. „Jedenfalls nicht so, wie du denkst.“
    Er lächelte. Wahrscheinlich hatte er für sich selbst das du Idiot hinzugefügt. „Tut mir leid. Ich weiß, dass es dumm von mir ist, so etwas zu denken. Aber weißt du … er kommt daher, hat ein riesiges Haus in einer Metropole, er ist jung …“
    „Du bist jung“, erinnerte ich ihn. „Jedenfalls siehst du jung aus.“
    Obwohl er normalerweise sehr blass war, wurde er ein wenig rot. „Das weiß ich. Aber mittlerweile lebe ich schon seit hundert Jahren, und allmählich fange ich an, mich auchmeinem Alter gemäß zu verhalten.“
    Fange an, mich meinem Alter gemäß zu verhalten? „Bei allem, was recht ist, Max ist um die Fünfzig.“
    „Max ist ein Teenager, egal, wie alt er ist.“ Nathan betrachtete die Straße unter uns. Seine Augen waren grau, irgendwie kühl. „Ich kann verstehen, warum du hergekommen bist. Du wolltest mit jemandem zusammen sein, mit dem du dich identifizieren kannst.“
    „Was ich will, ist jemand, der mich liebt.“ Ich betrachtete ihn aufmerksam, um mir keine seiner Reaktionen entgehen zu lassen. „Jemanden, der mich so lieben kann wie ich ihn. Aber danach habe ich nicht gesucht, als ich nach Chicago fuhr.“
    Nathan hob eine Hand, als wollte er mich berühren. Ich wehrte sie ab und deutete auf den Kamin. „Wir müssen noch was erledigen.“
    Nathan brachte mir bei, wie man mit einem Pendel umgeht. Zuerst zeigte er mir, wie man die Kette absolut still über einem Buch hielt, damit der Kristall ruhig hing. Ich stellte zwei Fragen. Die erste lautete: „Ist dies ein Buch?“ Das Pendel kreiste eng im Uhrzeigersinn. Die zweite Frage lautete: „Ist dies ein toter Fisch?“ und brachte weite Kreise in der Gegenrichtung hervor.
    „Mehr ist da eigentlich nicht dran“, erklärte mir Nathan. „Im Uhrzeigersinn bedeutet ja, in die andere Richtung bedeutet nein. Jedenfalls für dich. Es ist bei jeder Person verschieden.“
    Es war viel leichter, als Bella es hatte klingen lassen. Entweder hatte sie ein Talent dafür, die Dinge komplizierter zu machen, als sie waren, oder sie hatte meine Intelligenz unterschätzt. Wahrscheinlich Letzteres, da Werwölfe die Intelligenz anderer Lebewesen meistens geringer als ihre eigene einschätzten.
    Ich suchte mir einen Atlas und ließ das Pendel über die verschiedenen Kontinente kreisen, indem ich wieder und wieder fragte: „Ist das Orakel hier?“ Derweil legte Nathan die Karten ständig von Neuem in komplizierte Folgen. Sobald ich herausgefunden hatte, dass das Orakel in Nordamerika zu finden sei, suchte ich mir andere Landkarten und ging systematisch Bundesstaat für Bundesstaat oder Provinz für Provinz durch. Manchmal schwang das Pendel stark aus, dann musste ich es wieder ausrichten und mit dem betreffenden Staat von vorn beginnen. Manchmal bekam ich dann eine anders lautende Antwort. Jedes Mal, wenn das Pendel mir mit einem „Ja“ antwortete, schrieb ich den Staat auf. Obwohl das Orakel nicht in all diesen Staaten gleichzeitig sein konnte, hatte Bella uns ja aufgetragen, jedes Ergebnis zu notieren. Schließlich sollte sie sich dann um die letzten Details kümmern.
    Wir hatten ungefähr eine Stunde lang still vor uns hingearbeitet, als Nathan aufsah und mich mit gerunzelter Stirn ansprach: „Hast du das auch gehört?“
    Jetzt, wo er es erwähnte, hörte ich auch etwas. Alle paar Minuten hörten wir ein Geräusch, das aus der Bibliothek über uns kam.
    Langsam erhob ich mich und betrachtete die Wände. Das Geräusch wurde lauter und heftiger, bis irgendwann der Kristalllüster, der über uns hing, anfing zu schwanken und zu klirren. „Das hört sich an, als käme das aus …“
    „Aus dem Esszimmer“, sagte Nathan, sprang auf und rannte zur Tür. Wir liefen gerade die Treppen in die obere Eingangshalle hinauf, als Max uns aus der dritten Etage entgegenkam.

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