Asche zu Asche
gebt es auf, das Pfand erlangen zu wollen, das ich brauche, um meine Ordnung herzustellen.“
„Den Souleater?“, flüsterte Max, als könnte sie uns nicht hören.
„Er trägt viele Namen. Gebt auf, ihn zu verfolgen, dann werdet ihr meiner Gnade sicher sein.“ Ein schrecklicher Krach ließ die Wände noch einmal erzittern. „Stellt euch meinen Plänen in den Weg, und ihr werdet meinen Zorn spüren!“
Wieder wehte ein heftiger Wind, dieses Mal schien er aus allen Richtungen zu kommen und in das Esszimmer hineinzuwehen, während uns die Präsenz des Orakels verließ. Die Türen knallten zu und schlossen uns aus, gerade in dem Moment, als Bellas Körper zu Boden fiel. Wir hörten ihn auf dem Teppich aufschlagen, und Max rannte zur Tür.
Als er die Klinke hinunterdrückte, fluchte er. „Sie geht nicht auf!“
„Sie muss den Souleater gemeint haben.“ Nathan beeilte sich, Max zu helfen, aber typisch Nathan, er war schon wieder woanders mit seinen Gedanken. „Als du seinen Namen sagtest, hat sie ihn nicht verleugnet.“
Max antwortete nicht, sondern zerrte weiter an der Türklinke, bis das Holz darum herum anfing zu splittern. „Nun komm schon!“
„Lasst es uns durch die Küche versuchen“, drängte ich, aber sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, ließen sich die Türen leicht öffnen. Nathan stolperte rückwärts und landete fluchend auf dem Marmorboden. Max, der offensichtlich darauf vorbereitet war, dass sie aufgingen, schaffte es, sich auf den Füßen zu halten. Er rannte ins Esszimmer und rief Bellas Namen.
Ich half Nathan aufzustehen und lief dann Max hinterher. „Beweg sie nicht! Vielleicht hat sie sich beim Fallen das Genick gebrochen.“
Aber es war zu spät. Max hatte Bella schon angehoben und auf seinen Schoß gezogen. Er schlug ihr leicht auf die Wangen. „Bella, komm schon! Wach auf!“ Er sah mich an. „Carrie, sie atmet nicht mehr!“
„Leg sie wieder hin!“ Ich griff nach ihrem Handgelenk, während Max sie vorsichtig zurück auf den Boden gleiten ließ. „Kein Puls!“
„Nun tu doch etwas!“ Er schlug sich mit den Fäustenauf die Oberschenkel. „Du musst ihr doch irgendwie helfen können!“
„Kannst du wiederbeleben?“, fragte ich ihn und überdehnte Bellas Nacken.
Max schüttelte den Kopf. „Ich kenne es nur aus Filmen. Sag mir, was ich machen soll.“
„Kneif ihr die Nase zu und atme ihr in den Mund, wenn ich es dir sage. Ich mache die Herzmassage.“ Ich drehte mich zu Nathan um. „Ruf den Krankenwagen.“
„Nein!“ Max schüttelte den Kopf. „Morgen ist Vollmond. Sie wird sich verwandeln, während sie vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln im Krankenhaus liegt.“
„Nathan, hol das Telefon.“ Ich sah Max an, der mich ängstlich anstarrte. „Wenn wir sie beim zweiten Versuch nicht zurückgeholt haben, dann rufen wir einen Krankenwagen.“
Max nickte grimmig.
Ich habe es immer gehasst, eine Herz-Lungen-Massage vorzunehmen. Meistens musste ich sie in der Notaufnahme bei Patienten anwenden, die über siebzig waren und einen Herzstillstand erlitten hatten. Und oft waren ihre Rippen durch das Alter so brüchig, dass sie unter meinen Händen knackten wie Hähnchenknochen.
Aber Bella war recht kräftig. Vielleicht lag es daran, dass sie jünger oder eine Werwölfin war – ich wusste es nicht. Jedenfalls führte ich die ersten Bewegungen der Herzmassage aus, ohne ihr die Knochen zu brechen. „Jetzt atmen!“
Max zögerte keine Sekunde. Bellas Brustkorb hob sich durch den eintretenden Sauerstoff, aber als Max sich aufrichtete, fiel ihr Oberkörper wieder zusammen.
Noch einmal fühlte ich ihren Puls – immer noch nichts – und fing noch einmal an, ihren Brustkorb zu bearbeiten.
Wenn die Herzmassage abebbt, verlangsamt sich die Blutzirkulation im Herzen. Auch wenn man den Vorgang wiederholt,beeinflusst das nicht die Geschwindigkeit der Zirkulation. Es ist so, als wenn man einen Wagen auf hundert beschleunigt, dann auf siebzig abbremst, dann wieder auf achtzig beschleunigt und schließlich auf fünfzig zurückfällt. Bellas Fingernägel zeigten die ersten Signale einer Zyanose. Blau war unter diesen Umständen noch nie eine vielversprechende Farbe gewesen.
Aber wir hatten Glück, wir mussten keinen Rettungsdienst rufen. Als Max dieses Mal in ihren Mund ausatmete, zuckte ihr Körper, und hustend erwachte sie wieder zum Leben, während sie keuchend und hechelnd nach Luft rang.
„Bella, alles ist in Ordnung, ganz ruhig“, versicherte ich ihr und fühlte
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