Asche zu Asche
ausgesprochen zu haben, und verschränkte die Arme über der Brust. „Gut. Wir müssen tagsüber irgendwo einen Unterschlupf finden.“ Max betrachtete die Zigarrenkiste auf seinem Nachtschrank. Darin befanden sich ungefähr zweitausend Dollar in bar. Das würde ausreichen, um etwas zu essen zu kaufen und jemanden zu bestechen, damit Max an frisches Blut kam, sollten die Vorräte unterwegs zur Neige gehen. Und ein Hotelzimmer würden sie davon bezahlen können. „Hast du schon gepackt?“
„Ich reise mit leichtem Gepäck.“ Bella machte ein sonderbares Gesicht, es drückte eine Mischung aus Trauer und Wut aus. Doch mit einem Lachen schüttelte sie die dunklen Gedanken ab. „Ich habe ja auch kaum etwas.“
Seltsamerweise verspürte er den Wunsch, sie zu fragen, woran das lag. Warum sie nicht einen Schrank voller Kleiderund Make-up hatte, um ein ganzes Bordell damit zu versorgen – nicht, dass sie Make-up brauchte –, aber er sprach es nicht aus. Sie hatte ihm deutlich gemacht, dass sie zwei verschiedene Individuen waren und dass es auch für immer so bleiben würde. Diese Art Distanz war keine gute Basis, um persönliche Informationen auszutauschen.
Nicht, dass Max daran interessiert war, tiefgehende Gespräche über emotionale Zustände und den ganzen Kram zu führen, aber trotzdem. Sie hatten eine Aufgabe zu erledigen, und es wäre wesentlich einfacher, wenn sie beide vergessen würden, was für schmutzige Dinge sie miteinander getrieben hatten.
Ungefragt sah er vor seinem inneren Auge ihr Gesicht, verschwitzt und lustvoll verzerrt. Fast konnte er das Salz auf ihrer Haut schmecken, spüren, wie sich ihre Hüften von unten gegen seine pressten …
„Ich würde gern nach Sonnenuntergang losfahren. Aber vorher müssen wir noch mit Nathan und Carrie reden“, platzte er heraus, um die Vision aus seinem Kopf zu verscheuchen. Das Letzte, was er in diesem Moment brauchte, waren plötzliche und eindringliche Halluzinationen von sexueller Aktivität.
„Ja, ich bin gespannt, wie es Cyrus ergangen ist, seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen habe.“ Bella sagte das so, als sei Cyrus ein alter Freund, der kürzlich in eine andere Stadt gezogen sei, und nicht eine seelenlose Killermaschine.
Max hatte zuvor wirklich noch nie das Gefühl gehabt, dass ihm gleich die Augen aus dem Kopf fallen würden, aber jetzt war es so weit. Er hoffte, dieses Gefühl nie wieder haben zu müssen. „Warum interessiert dich das?“
Bella runzelte die Stirn, als sei er derjenige, der seltsam und irrational war. „Weil ich an ihn gedacht und mir um ihn Sorgen gemacht habe. Ist das so schlimm?“
„Ja, ist es“, explodierte Max. „Er ist ein Mörder!“
„Er war ein Mörder“, korrigierte sie ihn, während sie die Augen verdrehte. „Du hörst dich schon an wie Nathan.“
Zornig sah Max zu ihr hinüber. „Unter normalen Umständen würdest du für diese Bemerkung eingeschläfert und ausgestopft. Aber glücklicherweise …“
„Schlägst du keine Frauen?“, beendete sie den Satz.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, was ich eigentlich sagen wollte, war: ‚Glücklicherweise gebe ich Nathan dieses Mal recht.‘ Vergleiche mich noch einmal mit Nathan, dann haue ich dir eine runter.“
„Du bist viel zu streng mit ihm.“ Sie öffnete den Reißverschluss der Reisetasche und holte zwei T-Shirts heraus. „Außerdem stehen die dir überhaupt nicht.“
„Stimmt nicht.“ Er stopfte die Shirts zurück in die Tasche. „Und Nathan ist zu streng mit sich. Ich liebe diesen Typen – also nicht schwul oder so –, aber ich mag nicht mit ansehen, wie er sich mit seinen Schuldgefühlen selber quält. Ich meine, du hast dieses Ritual bei ihm durchgeführt. Er ist darüber hinweggekommen, dass er für den Tod seiner Frau die Verantwortung trägt. Aber was ist geblieben?“
Bella brach in helles Lachen aus, das ihre Ungläubigkeit demonstrierte. „Nathan ist kein Stück über den Tod seiner Frau hinweg. Er akzeptiert, dass sie ihm vergeben hat, und er erlaubt ihrem Geist, in Frieden zu ruhen, aber er hält sich immer noch dafür verantwortlich. Und ihr Tod ist nicht das Einzige, das er mit sich herumschleppt.“
„Ja, ich weiß, jeder trägt seine emotionalen Narben mit sich herum“, gab Max kurz zurück. „Danke, du Briefkastentante.“
Bella reagierte nicht auf seine Spitzen. „Das stimmt. Jeder hat seine Narben, aber es geht darum, wie wir mit ihnen umgehen. Nathan hat sich viel mit sich selbst auseinandergesetzt,es war
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