Asche zu Asche
herum, als wolle er testen, ob es hielte. „Wie findest du die Farbe? Ich dachte, Lila ist vielleicht zu mädchenhaft …“
Das Hinterzimmer? Die Abstellkammer mit den nackten Zementwänden, wo unter Spinnenweben der Boiler stand und die durch eine einfache nackte Glühbirne erleuchtet wurde? Ich starrte ihn an. „Na, das ist mir allemal lieber als die gelben Flecken an der Wand, wo die Wasserleitungen undicht sind!“
Nathan runzelte die Stirn und sah mich fragend an. „Worüber redest du? Carrie, ich will doch nicht, dass du da unten schläfst. Ich habe nur dein Bett erst einmal dorthin gestellt.“
Frustriert hob ich die Hände. „Und? Was hast du dir verdammt noch mal dabei gedacht? Soll ich etwa im Wohnzimmer auf der Couch schlafen?“
„Ich erwarte, dass du mit mir zusammen in meinem Bett schläfst, wie eine richtige Freundin!“ Er funkelte mich böse an, hielt überrascht inne und fing dann zu lachen an. „Himmel, müssen wir uns immer wieder missverstehen?“
Ich ging zu ihm und legte meine Arme um seinen Hals. „Wenn es um den nackten, schwitzigen Teil geht, stellen wir uns nicht so dumm an.“
Er grinste mich an, und ich war noch einmal davon überrascht, wie groß er eigentlich war. Er beugte sich hinunter, um mich zu küssen, stoppte aber in der Bewegung und fragte mich: „Und, gefällt es dir?“
„Mir gefällt das Arbeitszimmer“, musste ich zugeben. „Aber am wichtigsten ist mir, dass ich wieder zu Hause bin.“
„Morgen Abend wirst du es hier nicht mehr so schön finden“, warnte Nathan. „Hast du die ganzen Bücher im Wohnzimmer gesehen?“
„Hab ich. Ich wollte sie ignorieren.“
Er berührte meine Lippen mit seinem Mund und trat einen Schritt zurück. Dann bedeutete er mir, ihm ins Wohnzimmer zu folgen. „Wir müssen alle Bücher durchsehen, um herauszufinden, ob es einen Hinweis auf das Ritual gibt, mit dem der Souleater die Seelen seiner Zöglinge sammelt, und aus welchem Grund er das tut. Wir müssen herausfinden, welchen Bannspruch er verwendet hat, um mich unter seine Kontrolle zu bringen. Vielleicht gibt es noch weitere Informationen, die uns helfen können, jetzt wo er das Orakel aufseiner Seite hat. Das wird eine Weile dauern. Wenn du nicht zu müde bist …“
„Ich bin sehr müde“, unterbrach ich ihn, bevor Nathan vorschlagen konnte, sofort mit der Arbeit zu beginnen.
„Dann hoffe ich, dass du nicht zu müde bist, in diese Küche zu gehen und deinem Mann ein Abendessen zu kochen.“ Er bemühte sich um einen Dialekt aus dem mittleren Western, um die frauenfeindliche Aussage des Satzes zu unterstreichen.
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Oh, wie eine richtige Freundin?“
„Das hast du gesagt, nicht ich.“ Als ich mich umdrehte, um in die Küche zu gehen, hatte er tatsächlich den Nerv, mir einen Klaps auf den Po zu geben.
„Ich verbuche das gerade eben unter der Tatsache, dass du wahrscheinlich zu müde bist, um dir darüber im Klaren zu sein, dass du dich in Todesgefahr begibst“, rief ich ihm über die Schulter zu. In der Küche setzte ich den Kessel auf den Herd und nahm eine Blutkonserve aus dem Kühlschrank. „Also. Was hast du bisher herausgefunden?“
Ich wartete darauf, Papierrascheln und das Blättern in Büchern zu hören, aber es blieb still. „Nathan?“
„Entschuldige.“ Dem Ton seiner Stimme nach zu urteilen, war Nathan eine Million Kilometer entfernt. „Hm. Bella hat noch zwei weitere Versionen des Fluches gefunden, unter dem ich gestanden habe. Jedenfalls meint sie das. Die drei Flüche, die wir jetzt zusammenhaben, ähneln sich in bemerkenswerter Weise. Ich fürchte nur, dass es da draußen noch eine ganze Anzahl von Abwandlungen gibt.“
Ich schnitt den oberen Teil der Plastiktüte mit einer Küchenschere ab und füllte den Inhalt in den Kessel, bevor ich mir einen Tropfen Blut vom Daumen leckte. Schon vor Monaten hatte ich aufgehört, diese Tätigkeiten zu analysieren. Jetztwar es für mich so alltäglich geworden, Blut zu trinken.
Währenddessen dachte ich darüber nach, dass ich mir um Nathan Sorgen machte und dass wir nie wirklich darüber gesprochen hatten, was ihm vor einigen Wochen widerfahren war.
Ich zündete die Gasflamme an und setzte den Kessel bei kleiner Temperatur auf den Herd. Wenn Blut anfängt, sich zu erwärmen, kann man es eine Weile so stehen lassen, ohne sich darum zu kümmern. Ich ging zur Tür und schaute ins Wohnzimmer. Nathan saß nach vorn gelehnt in seinem Ohrensessel und stützte seine
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