Asche zu Asche
Ellenbogen auf die Knie. Er starrte auf die vielen Stapel Bücher, die auf dem Tisch lagen.
„Glaubst du, er wird es noch einmal versuchen?“ Diese Möglichkeit machte mir schreckliche Angst. Als der Souleater das letzte Mal von ihm Besitz genommen hatte, war Nathan wahnsinnig geworden. Die Erinnerung daran, wie er Marianne getötet hatte, machte ihn zu einem verwundeten Tier ohne Verstand oder Selbstkontrolle. Obwohl es Bella gelungen war, den Fluch zu durchbrechen, hatte das Ganze seinen Preis. Nicht nur, dass Nathan mich fast getötet hätte, auch unsere Beziehung hatte anschließend wie ein einziger Scherbenhaufen am Boden gelegen. Ich sah nicht im Geringsten ein, diese Konsequenzen noch einmal auf mich zu nehmen.
Nathan zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber das letzte Mal wusste ich ja auch nicht, was auf uns zukommen würde.“
Ich wankte unruhig, mir war der Gedanke unheimlich. „Bella hat gesagt, wenn du dich nicht mehr schuldig fühlst, da dir Marianne verziehen hat …“
Aus der Küche gab der Kessel ein tiefes trauriges Pfeifen von sich, und ich eilte zurück, bevor das Blut anbrannte.
„Na, das hört sich so einfach an. Aber es ist nicht so einfach für mich, zu vergessen, dass ich die Frau getötet habe,die ich liebte.“ Seine Stimme erschreckte mich. Ich hatte nicht gehört, dass er mir in die Küche gefolgt war.
Aber noch erschreckender war, dass er die Vergangenheitsform „liebte“ verwendete. Auch wenn sein Gesichtsausdruck verriet, dass er das bewusst getan hatte, wusste ich nicht, ob er sich oder mir etwas vormachen wollte.
Ich nahm zwei Becher aus dem Regal und schenkte uns das Blut ein. „Da wir gerade dabei sind, so große Fortschritte in unserer Beziehung zu machen, warum erzählst du mir nicht mehr davon?“
„Das könnte ich machen.“ Er nahm den Becher und ging zurück ins Wohnzimmer.
Ich knirschte mit den Zähnen. „Und? Wirst du wirklich mit mir darüber reden?“
Als ich ins Wohnzimmer kam, saß er wieder in seinem Sessel und rieb sich mit den Handballen die Augen. „Der Souleater ist mein Schöpfer. Er weiß alles über mich.“
„Über die Blutsbande?“ Es erschien mir so seltsam, dass Nathan und sein Schöpfer über die Blutsbande miteinander verbunden sein sollten, obwohl sie verfeindet waren. „Hörst du ihn?“
Nathan sah auf. Seine Augen waren durch die Müdigkeit gerötet. „Wenn er es will. Und er kann mich hören. Er weiß, wie er mich verletzen kann. Mit Marianne hat er mich gequält, und ich weiß, er wird es wieder tun.“
„Was ist mit den Erinnerungen an Ziggy?“ Dieser Gedanke war mir erst in diesem Augenblick gekommen. Kein Wunder, dass Nathan Angst hatte. „Nathan, wenn das wieder passiert, wissen wir jetzt, was wir dagegen unternehmen können. Du wirst das nicht noch einmal durchmachen müssen.“
„Als er mich verzauberte, wusste ich nicht, dass es sich um einen Fluch handelte. Ich erlebte noch einmal alles, was in jener Nacht geschehen war, als ich Marianne tötete. Immerwieder sah ich es vor mir. Ich würde es durchstehen, denn die Schrecken der Wiederholung sind nicht mehr so stark wie in der Nacht, als es wirklich geschah. Aber mit Ziggy …“ Nathan schaute zu Boden. „Einmal ist genug.“
„Der Souleater hatte dich nur deswegen unter seiner Kontrolle, weil du dich für den Tod von Marianne verantwortlich gefühlt hast. Du bist nicht dafür verantwortlich, dass Ziggy starb.“
Er lachte bitter. „Ist dir noch gar nicht aufgefallen, dass ich die Angewohnheit habe, mich für Dinge verantwortlich zu fühlen, die ich nicht kontrollieren kann?“
Ich erinnerte mich daran, wie Nathan mich flehend ansah, als er mich vor Cyrus’ Villa bat, auf Ziggy aufzupassen. Und ich sah das Bild vor mir, als er seinen sterbenden Sohn im Arm hielt, nachdem es mir nicht gelungen war, ihn zu retten. Wenn Nathan am Rande für Ziggys Tod verantwortlich war, dann war ich die zentrale Person in seinem psychologischen Muster. Ich war diejenige gewesen, die versehentlich seinen Tod verschuldet hatte.
„Du könntest mir die Schuld geben“, sagte ich leise und lächelte, für den Fall, dass Nathan es lieber als Witz auffassen wollte. „Ich hatte mehr mit seinem Tod zu tun als du.“
„Wenn er ein Vampir gewesen wäre, dann wäre das lustig.“ Nathan bekam kleine Fältchen um die Augen, als er mich anlächelte. „Ich will dir nicht die Schuld geben, Carrie. Ich will es dir nur erzählen.“
„Ich werde mich nicht beschweren. Du
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