Asche zu Asche
hast ja vorher auch nichts erzählt.“ Das war die größte Ironie meines Lebens, ich wollte etwas haben und bekam es am Ende auch, fühlte mich dann aber damit unwohl.
Seinen Kopf schüttelnd griff Nathan nach einem der zahllosen Bücher vor ihm auf dem Tisch. „Nimm dir ein Buch und lies.“
„Ich habe doch gesagt, dass ich zu müde bin“, protestierte ich.
„Ich weiß. Nimm es als Gegenleistung für dein neues Arbeitszimmer.“ Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und schenkte dem Buch seine ganze Aufmerksamkeit.
Ich grummelte in mich hinein, gehorchte aber. Es gelang mir, zwei Seiten halbherzig zu lesen, als in der Küche das Telefon klingelte.
Nathan stand auf, um ranzugehen, und nahm seinen Becher mit. „Willst du noch einen Schluck, wenn ich schon gehe?“
Ich schüttelte den Kopf und legte die Hand über meinen Becher.
Auf den Seiten wirbelten die Buchstaben Zeile für Zeile umher. Ich war so müde, dass ich kaum noch klar sehen konnte, und musste mich doppelt anstrengen, um eine Zeile zu begreifen. Von dem Anruf bekam ich nichts mit, bis ich hörte, dass sich Nathans Stimme verändert hatte.
„Gut. Das sag ich ihr.“ Er legte auf, ohne sich zu verabschieden. Dann kam er ins Wohnzimmer zurück. „Es war Cyrus. Dahlia wird morgen nach Sonnenuntergang zu ihm gehen. Du sollst um zehn Uhr da sein.“
„Du hast mir nicht gesagt, dass er es ist.“ Ich meinte es zum Teil als Beschwerde, zum Teil als Frage.
Nathan zuckte mit der Schulter. „Er hat nicht nach dir gefragt.“
Ich versuchte, nicht allzu verletzt auszusehen. Aber seltsamerweise fühlte ich mich zurückgesetzt. „Kommst du mit?“
„Lieber nicht.“ Er setzte sich wieder in den Lehnstuhl und nahm das Buch in die Hand. „Du kannst mein Mobiltelefon mitnehmen, falls du Angst hast, dass er etwas anstellen wird.“
„Nein, das glaube ich kaum.“ Ich schob die Idee, dassCyrus versuchen würde, mir etwas anzutun, mit einer Handbewegung zur Seite. „Aber es macht dir doch nichts aus, dass ich gehe, oder?“
„Natürlich nicht“, antwortete Nathan ein wenig zu fröhlich. „Schließlich ist er ja der Grund, warum wir wieder zurückgekommen sind.“
An der Art, wie er es sag te, hör te ich, dass er sich wünsch te, wir wären in Chicago geblieben. Aber das spielte keine Rolle. Morgen sollte ich Cyrus wiedersehen.
8. KAPITEL
Schlechte Nerven
Max konnte sich viele schreckliche Dinge vorstellen, die auf ihrer Reise hätten geschehen können, aber dass Bella sich alle hundert Kilometer übergeben musste, übertraf all seine Vorstellungen.
„Weißt du, wir könnten schon viel weiter sein, wenn ich nicht vier- oder fünfmal in der Nacht anhalten müsste, damit du kotzen kannst“, murmelte er und wischte sich die Hände an den rauen Papierhandtüchern der Tankstelle ab.
Bella hob ihren Kopf aus der Toilette – was ein Beweis dafür war, wie tapfer oder dumm sie war, diesem verdammten Ding so nahe zu kommen – und versuchte, Max zu antworten. Alles, was herauskam, war ein spektakulärer Strahl Erbrochenes.
„Du bekommst keine Sandwiches mehr aus dem Kühlregal.“ Ungeduldig zerknüllte er das Papiertuch und warf es in den überquellenden Mülleimer in der Ecke. „Kannst du dich vielleicht für einige Minuten zusammenreißen, damit ich uns ein Hotel besorgen kann?“
Bellas Antwort war das Echo ihres Stöhnens in der Schüssel.
Max lehnte sich gegen die Wand, überlegte es sich dann aber schnell anders. „Hier stinkt es.“
„Es tut mir leid, dass ich nicht warten konnte, bis wir im Ritz-Carlton sind“, brachte sie hervor und spuckte ins Becken, bevor sie sich den Mund mit dem Handrücken abwischte.
Max zupfte eine Handvoll Papiertücher aus dem Spender an der Wand und reichte sie ihr. „Lass dich nicht unterkriegen. Wisch dir das Gesicht ab, dann fahren wir weiter.“Sie schnappte sich die Tücher und zischte: „Toll, wie du mit einem kranken Menschen umgehst!“
„Reisekrankheit ist keine Krankheit. Es nervt, aber es ist keine Krankheit.“
Er starrte ihr geradewegs in die Augen. Sie schienen glanzlos, und sie hatte dunkle Ringe. „Oh Scheiße.“
„Was?“ Sie wurde noch bleicher und sah sich in der Toilette um, als suche sie einen Fluchtweg.
„Du hast doch hoffentlich keine komische Hundekrankheit, oder?“ Er ging einen Schritt zurück.
Ihre Panik wich Wut. „Ich habe keine Hundekrankheit . Mir geht es einfach gerade nicht so gut. Wahrscheinlich liegt es daran, dass mich jemand wie du, ein Vampir,
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