Aschebraut (German Edition)
zwei Dinge getan, die seit zwanzig Jahren nicht mehr vorgekommen waren. Das Erste war, dass er sich hoffnungslos betrunken hatte, und das Zweite war passiert, nachdem ihn Diandra heimgefahren und ihm erst die Schuhe und danach die Knöpfe seines Hemds geöffnet hatte, damit er ein bisschen besser Luft bekam.
Mittendrin hatte er sie als Clea angesprochen, und sie hatte sich gewünscht, sie hieße wirklich so.
Das Erlebnis hatte sich ihr unauslöschlich eingeprägt – dass Mr Freeman sich ihr einfach hingegeben hatte, Mr Freeman, den sie respektierte und bewunderte und der weder vor- noch nachher jemals wieder fremdgegangen war. Und noch viel mehr bedeutete ihr, dass er ihr erzählt hatte, was niemals irgendjemand anderem von ihm gebeichtet worden war. »Du bist die Einzige, der ich das je erzählt habe«, hatte er ein ums andere Mal gesagt. »Du bist die Einzige, die etwas davon weiß.«
Und Diandra hatte ihn im Arm gehalten, zugehört und ihn auch weiterhin geliebt. »Ich würde alles für Sie tun«, hatte sie ihm versichert.
Und inzwischen hinlänglich bewiesen, dass das mehr als nur leere Worte gewesen waren.
20
»Ich kann einfach nicht glauben, dass du ohne mich zu Happy Endings fährst«, jammerte Trent in Brennas Handy, während sie schon auf der Suche nach der richtigen Adresse die 25. Straße hinunterlief. »Das ist, wie wenn du Maya zu Hause lassen würdest, während du ein Justin-Bieber-Konzert in Disney World besuchst.«
»Trent? Du erholst dich noch von einer Überdosis Pillen.«
»Und wenn schon. So geht es der Hälfte der Leute bei Happy Endings wahrscheinlich auch.«
»Und vor allem ist Maya über Bieber längst hinweg.«
»Seine neuen Songs sind echt nicht schlecht.«
Brenna spähte auf die Nummern auf der anderen Straßenseite und lief weiter, bis sie vor der 140 stand.
»Dann sind wir also da?«
»Ja … ich glaube, ja.« Falls dies das richtige Gebäude war und Charlie Frankel ihr nicht eine falsche Hausnummer in seiner Mail geschrieben hatte, war das Unternehmen in der größten Abstellkammer angesiedelt, die in ganz New York zu finden war. Das Haus war grau und langweilig und alles andere als bemerkenswert – die Art von Gebäude, die vielleicht einmal als Parkhaus vorgesehen gewesen und durch minimale Umbauten für die Ansiedlung menschlichen Lebens hergerichtet worden war.
»In Ordnung, nur damit du weißt, dass ich dir nicht böse bin: Ich habe RJs Bonität geprüft.«
Brenna blieb mitten auf dem Gehweg stehen. »Wie hast du das geschafft?«
»Hallo? Mrs Tannenbaum hat uns seine Sozialversicherungsnummer genannt.«
Sie stieß einen Seufzer aus. »Ich habe nicht gemeint, wie du diese Prüfung hinbekommen hast, sondern wie dir das in einem Krankenhaus gelungen ist.«
»Ohhhh … Annette hat mir meinen Laptop vorbeigebracht.«
Dann ist sie also nicht mehr Mrs Shelby? , dachte Brenna, sagte aber nichts. Denn da sie bereits ihr eigenes Leben nur mit Mühe auf die Reihe zu bekommen schien, blieb einfach kein Raum mehr für die Sorge um Trents Wohlergehen.
»Also, was hat die Prüfung ergeben?«
»Dass er bis über beide Ohren verschuldet ist.«
»Nun, das wussten wir bereits.«
»Ja, aber trotzdem gibt’s da eine interessante Kleinigkeit. Ich kenne einen Typen bei dem Unternehmen, dessen Karte er am stärksten belastet hatte, und auf diese Weise habe ich herausgefunden, wofür er die ganze Kohle ausgegeben hat.«
»Und?«
»Für Filmequipment.«
»Was soll daran seltsam sein? Schließlich hat er eine Filmschule besucht.«
»Ganze drei Monate. Und ohne dass er jemals einen Job beim Film bekommen hätte – außer als Cutter dieses Pornozeugs. Auf seinem Mac Pro war alles drauf, was ein Super-Cutter braucht, aber rate mal, auf wen die Sachen zugelassen sind? Auf Happy Endings . Was ein wirklich netter Bonus für ihn war.«
»Ich kann dir immer noch nicht folgen.«
»Das einzige Equipment, was er für die Arbeit brauchte, wurde von seinem Boss bezahlt. Aber aus irgendeinem Grund hat er sich zusätzlich noch Lampen, Mikros und eine von diesen Steadicams gekauft. Er hat innerhalb von gerade einmal einem Vierteljahr vierzigtausend Dollar für die ganzen Sachen auf den Tisch gelegt.«
»Und am Ende war er so verschuldet, dass er sich die Kohle für die schicke Kamera von Pokrovsky leihen und das Risiko eingehen musste, dass der wahnsinnige Zinsen für das Geld verlangt«, führte Brenna aus.
»Genau. Dabei hatte er diese Kreditkarte bis vor drei Monaten kaum jemals
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