Aschebraut (German Edition)
angerührt.«
Während eines Augenblicks erinnerte sich Brenna an den Medizingeruch in Pokrovskys Wohnung, spürte das kalte Metall des Stuhls, auf dem sie saß, begegnete Pokrovskys kaltem Blick …
»Er wollte dieses Geld für eine dämliche Kamera. Er meinte, er säße an einem Projekt, das die Welt verändern würde – was aus meiner Sicht derselbe Schwachsinn wie die Filmschule in Kalifornien war.«
»Muss ein dolles Projekt gewesen sein«, sagte sie jetzt.
»Hä?«
»Trent, hast du inzwischen rausgekriegt, was aus diesem Shane Smith geworden ist?«
»Nein. Den Namen Smith gibt es so oft, dass das ohne Sozialversicherungsnummer ein bisschen schwierig ist.« Trent seufzte. »Natürlich engen seine sogenannten Filme das Feld ein bisschen ein, aber im offiziellen Regisseurverzeichnis ist der Kerl nicht aufgeführt. Was mich nicht wirklich überrascht.«
»Ich würde ihn wirklich gerne finden.«
»Und warum?«
Sie sah eine Lücke im Verkehr und lief schnell über die Straße. »Weil er angeblich einen Film drehen wollte, bevor er verschwunden ist. Und ein Mann kann ja wohl schlecht allein all diese Gerätschaften bedienen.«
»Jeder Regisseur braucht eine Crew.«
»Ja«, stimmte ihm Brenna zu. Wobei das noch nicht alles war. Sie erinnerte sich an die Bibelstelle, die RJ so ordentlich am Rand der Spielberg-Aufnahme notiert hatte, dass das Bild von seinem Lieblingsregisseur unversehrt geblieben war.
Seid getrost und unverzagt, fürchtet euch nicht und lasst euch nicht vor ihnen grauen …
»Wenn man Angst hat«, sagte sie, »braucht man jemanden, dem man vertrauen kann.«
»Wem sagst du das, Schwester?«
»RJs Anrufliste.«
»Ja?«
»Bist du sicher, dass nicht irgendwelche Anrufe bei Shane dabei gewesen sind?«
»Ich hab dir die Nummer doch geschickt.«
»Nur dass die Mail nie bei mir angekommen ist.«
»Na toll.«
»Wie bitte?«
»Als Die-Frau-deren-Namen-ich-nicht-nennen-kann in meine Wohnung kam, wollte ich sie dir gerade schicken.«
»Diandra?«
»O Mann, jetzt wird mir wieder schlecht.«
»Tut mir leid.«
»Mach das nicht noch mal.« Er atmete tief durch. »Aber wie dem auch sei, ich habe vergessen, dir zu sagen, dass das Handy direkt neben dem Laptop lag, als sie ihn mitgenommen hat.«
»Na super. Dann hat sie das also auch noch eingesteckt.«
»So schlimm ist das nicht«, versicherte ihr Trent. »Denn die Liste war ganz kurz. Ich habe alle Nummern ausprobiert, und außer mit seinem Boss hat er nur mit irgendwelchen Restaurants telefoniert. Chinesen, Pizzerien, Thailändern. Das Essen seiner Mom hat diesem Typen ganz eindeutig nicht geschmeckt.«
»Ferngespräche waren also nicht dabei?«
»Nun, im September hat er viermal nacheinander dieselbe Nummer in Kalifornien gewählt. Das fand ich ziemlich aufregend, denn weder vorher noch danach ist diese Nummer noch mal in der Liste aufgetaucht.«
»Und?«
»Nichts. Es war die Nummer einer Künstleragentur. Ich habe gefragt, ob ein Shane Smith bei ihnen arbeitet, und sie haben gesagt, den Namen hätten sie noch nie gehört. Dann habe ich gefragt, weshalb RJ bei ihnen angerufen hat, und da haben sie einfach aufgelegt. Ich hasse Los Angeles.«
Abrupt blieb Brenna mitten auf dem Gehweg stehen. Vor lauter Überraschung brachte sie keinen Ton heraus.
»Versteh mich nicht falsch. Natürlich gibt es jede Menge heißer Bräute dort, die Strände sind phantastisch, man wird superbraun, und Disneyland ist echt der Hit.«
Brenna blieb auch weiter stumm.
»Brenna?«, fragte Trent.
Und endlich brachte sie den Satz heraus: »RJ hat bei einer Künstleragentur angerufen.«
»Ja. Ich denke, wahrscheinlich ging es um sein Filmprojekt, und sie haben ihn einfach abserviert.«
»Kannst du dich an die Nummer noch erinnern?«
»Nein. Ich bin schließlich nicht du.«
»Und wie sieht es mit dem Namen aus?«
»Einen Augenblick …« Er überlegte angestrengt. »Er … um … irgendwas mit F …«
Brenna schloss die Augen. »Freeman Talent International.«
»Genau. Aber warum fragst du überhaupt, wenn du die Antwort bereits kennst?«
Brenna starrte auf das Haus, vor dem sie stand, und ein Gefühl der Kälte breitete sich in ihr aus. »Das erzähle ich dir später«, erklärte sie. »Jetzt sehe ich mir erst mal diesen Pornoschuppen an.«
N
Hinter Charlie Frankels Schreibtisch hing eine Reihe Werbeposter für diverse Happy-Endings -Videos. Brenna konnte gar nicht anders, als sie anzustarren, nachdem sie von der Empfangsdame – einer
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