Aschebraut (German Edition)
landete direkt auf seiner Mailbox. »Rufen Sie mich bitte an. Es geht um RJ Tannenbaum.« Ohne eine weitere Erklärung legte Brenna wieder auf. Ihre Bagels waren fertig. Warum tun Sie so, als würden Sie RJ nicht kennen? Vielleicht weil er Pornos schneidet, weil er Schulden bei der Russenmafia hat, wegen irgendeiner anderen Sache, die für Menschen, dessen Kunden Kinder waren, peinlich wäre … oder weshalb sonst? Brenna musste einfach wissen, was es war.
N
Während Diandra sich bemühte, irgendwelche Hinweise auf Robin Tannenbaums Mac Pro zu finden, hörte sie ein ungewohntes Klingeln vor der Wohnungstür. Seltsam. Sie lebte am Ende eines langen Ganges, ohne Nachbarwohnungen, und wenn sie einen Handy-Klingelton vernahm, stand offenkundig irgendwer vor ihrer Tür.
»Hallo?«, rief sie.
Und hörte nichts.
Sie dachte kurz an Trent. Sie hatte ihn im Speck auf die Klingeltöne seines Handys angesprochen (rief ihn jemand an, hörte man Ludacris, und bei einer eingehenden SMS sang Justin Timberlake), und er hatte ihr erklärt, er würde einen ganz speziellen Klingelton nur für ihre Anrufe und Nachrichten herunterladen, nämlich David Guettas Sexy Chick . Und das hatte er nicht nur zum Spaß dahingesagt, sondern tatsächlich gemacht. Diandra spürte einen Kloß im Hals und musste schlucken. Trent. Aber manche Dinge waren einfach nicht zu ändern. Über manche Dinge dachte man am besten gar nicht nach.
Jetzt hörte sie den Klingelton nicht mehr. Wahrscheinlich einfach jemand, der durchs Treppenhaus gegangen war.
Sie wandte sich wieder dem Laptop zu. Öffnete die nächste Final-Cut-Professional-Datei, sah, dass es abermals ein Porno war. Hätte sie nicht ganz genau gewusst, dass dies RJs Computer war – sie hatte seinen Namen oben rechts auf dem Bedienfeld gelesen, als sie gestern früh bei Trent war –, und hätte Trent den Monitor nicht sofort zugeklappt und ihr stolz erklärt, er wäre einer »Riesensache« auf der Spur, dann hätte sie gedacht, der Kerl erlaubte sich einen ausgefeilten Scherz mit ihr. Was du auch immer tust, bitte, bitte, klau mir nicht diesen Computer, auf dem nichts als eine Reihe schlechter Pornos sind … Aber so was hätte Trent niemals getan. Dafür wäre er viel zu naiv gewesen. Zu naiv und zu direkt.
Abermals verspürte sie Gewissensbisse. Oh, hör auf. Warum hatte Mr Freeman sie nicht angerufen? Dabei hatte sie die Hölle für ihn durchgemacht. Hatte Dinge nur für ihn getan, von denen sie nicht mal in ihren schlimmsten Alpträumen gedacht hätte, dass sie sie jemals tun würde, ohne dass auch nur ein »Danke« von ihm kam.
Sie vernahm ein Klopfen an der Wohnungstür und wandte sich von Tannenbaums Computer ab. Es fing ganz leise an, wurde aber immer lauter, bis sie irgendwann den Eindruck hatte, jemand trommele mit seinen Fäusten auf das Holz. »Hallo?«
Saffron? Schließlich hatte er ihr all diese Pillen überlassen. Vielleicht wollte er ja auch noch echtes Geld dafür.
Langsam schlich sie bis zu ihrer Tür, lugte vorsichtig durch den Spion und hatte das Gefühl, als springe ihr das Herz vor Freude aus der Brust. »O mein Gott«, wisperte sie. »O mein Gott!«
Sie riss die Tür für Mr Freeman auf.
Zum ersten Mal seit drei Jahren stand er ihr direkt gegenüber, atmete dieselbe Luft wie sie, sah ihr ins Gesicht …
Und schwieg.
Er schien sich nicht im mindesten zu freuen, sie zu sehen, doch das spielte keine Rolle, das war vollkommen egal. Er hatte den langen Flug aus Kalifornien hinter sich und war müde, weiter nichts. Er war hier in ihrer Wohnung. Mr Freeman war bei ihr.
Überglücklich schlang sie ihm die Arme um den Hals. Er roch nach Scotch, und das rief herrliche Erinnerungen in ihr wach.
»Mr Freeman, haben Sie getrunken?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Er packte sie unsanft bei den Schultern und warf sie zu Boden.
Was …? In ihren Augen brannten Tränen. Sie hatte sich die Knie aufgeschlagen, doch das war es nicht, das tat nicht derart weh.
»Was … was ist passiert?«
Er kniete sich neben sie und rammte ihr die Fäuste in den Bauch.
Sie konnte nicht mehr atmen, und vor ihren Augen tanzten weiße Flecken. »Was ist los?«, stieß sie mit rauer, schwacher Stimme aus. Tränen strömten ihr übers Gesicht, Rotz lief ihr aus der Nase, aber sie war zu schockiert und zu verletzt, um irgendetwas davon zu spüren.
Und noch immer sagte er kein Wort.
Weinend zog sie die Knie an die Brust und schützte sich auf diese Weise vor dem Menschen, dem sie sich
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