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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Gesicht. Milch und Blut und Scherben spritzten durch die Luft, Diandra schrie und ließ das Messer fallen, und als Brenna brüllte: »Lauf!«, rappelte sich Maya auf, stolperte in Richtung Küche, Brenna schnappte sich den iPod und warf ihn dem Mädchen, als Diandra stöhnte, hinterher. Nimm das Ding und gib damit irgendwem Bescheid …
    Diandra stürzte sich auf Brenna, aber die war schneller. Schließlich hatte Diandra bisher auch noch nie mit jemandem gekämpft. Schließlich hatte sie bisher immer nur ahnungslosen Männern Schlaftabletten eingeflößt. Brenna rammte ihr die Fäuste nacheinander in den Magen, und Diandras Miene drückte Schmerzen und noch etwas anderes aus.
    Etwa einen Hauch von Scham?
    »Mr Freeman«, stieß sie mit geschlossenen Augen aus. »Bitte nicht.«
    Und dann war Brenna über ihr, legte ihr die Hände um den Hals, und ein ums andere Mal gingen ihr Diandras Worte durch den Kopf. Ich wusste es, ich wusste es, ich wusste es … »Was hat Gary Freeman zu verbergen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Warum hatte er das Tagebuch von meiner Schwester in seinem Haus versteckt?«
    »Das sage ich Ihnen nicht.«
    »Du solltest es mir besser sagen. Denn sonst bringe ich dich mit bloßen Händen um, und dann wird kein Mensch mehr da sein, der ihn schützen kann, und er wird bis an sein Lebensende ins Gefängnis gehen.«
    Brenna wusste, dass sie sich mit diesen Sätzen ziemlich aus dem Fenster lehnte, denn sie war sich gar nicht sicher, ob der Mann etwas verbrochen hatte, weswegen er im Gefängnis landen könnte. Aber Diandra protestierte nicht.
    Sie blickte aus verschwommenen Augen zu ihr auf. Ihre pinkfarbenen Wangen wiesen dicke Spritzer ihres eigenen Blutes auf, Mascara rann ihr in Strömen über das Gesicht, und mit einem Mal war abermals der 30. Oktober. Brenna saß mit nassem, schwerem Plastikregenmantel neben Maya auf der Bank und beobachtete, wie die anderen Passagiere in Richtung der Gangway stolperten …
    Während der eisige Wind ihnen in die Gesichter beißt und überall um sie herum so eisiges Wasser stiebt, dass es sich in die Haut zu brennen scheint, sieht sie in die Augen einer jungen Frau. Die Ärmste sieht vollkommen fertig aus, obwohl ihr Freund hinter ihr steht, eine Hand auf ihre Schulter legt und so fest zudrückt, dass sämtliche Farbe aus den Fingerspitzen weicht.
    »Mr Freeman kann nicht ins Gefängnis gehen«, holte Diandra Brenna in die Gegenwart zurück. »Dort würde er sterben.«
    »Warum hast du Shane Smith getötet?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Sie sieht wieder auf die junge Frau, der die Mascara über die Wangen läuft, die noch fertiger als Maya und sie selbst aussieht und eine bodenlose Traurigkeit verströmt, während ihr ahnungsloser Freund sie lächelnd an sich zieht.
    »Du wolltest ihn nicht umbringen«, stellte Brenna fest. »Es hat dir furchtbar weh getan, nach allem, was er für euch getan hatte. Für dich und Mr Freeman.«
    »Hören Sie auf!«, schrie Diandra und versuchte Brenna abzuschütteln, aber die rammte ihr eins ihrer Knie in den Bauch, und sie schrie vor Schmerzen auf.
    »Was hat Shane gewusst? Was hat RJ gewusst? Welcher Sache bin ich auf der Spur?«
    »Das sage ich Ihnen nicht.«
    »Was hat Gary Freeman meiner Schwester angetan?«
    »Mr Freeman liebt mich mehr als sonst jemanden auf der Welt.«
    »Er liebt dich nicht. Er liebt die Rolle, die du spielst. Er will sie, nicht dich.«
    »Sie?«
    »Wenn dir so viel an ihm liegt, warum hast du dann aufgehört, die Rolle für ihn zu spielen?«
    Und dann legte Diandra ihr plötzlich die Hände um den Hals, nahm ihr die Luft und rollte sich über sie. Vor Brennas Augen tanzten bunte Flecken, und sie nahm das blutige Gesicht nur noch verschwommen wahr. Die verlaufene Mascara und die unglücklichen, falschen blauen Augen.
    Es kommt Brenna wie ein Morsezeichen vor, als sich das Mädchen dreimal an die Unterlippe klopft.
    Sie will sterben.
    »Was für eine Rolle?«, Diandra lockerte den Griff um ihren Hals, und endlich bekam Brenna wieder Luft. »Was für eine Rolle liebt er? Was hat er Ihnen erzählt?«
    »Die Rolle von Lula Belle«, stieß Brenna hustend aus.
    Diandra presste die blutigen Lippen aufeinander und sah Brenna aus zusammengekniffenen Augen an. »Was?«
    »Er hat mir erzählt, dass er von Lula Belle besessen ist. Dass er ständig ihre Stimme hört.« Brenna atmete zischend ein und aus, denn jede Faser ihres Körpers tat ihr weh. »Er hat gesagt, er kriegt sie einfach nicht mehr

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