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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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zur Bucht.«
    »Aber …«
    »Bitte frag nicht«, bat sie ihn leise. »Ich setze alles aufs Spiel, indem ich dich hier rausschmuggle. Ich kann heute nicht mitkommen.«
    »Ich habe dich schon einmal verloren«, sagte er ernst. »Und ich warte nicht noch einmal zweihundert Jahre, bis ich dich wiederfinde.«
    »Ich finde dich. Im Frühling. Am alten Hafen«, gab sie ebenso leise zurück. »Und ich werde auch dein Herz finden und gebe es dir wieder! Ich verspreche es.«
    Er nickte nur und dann schwiegen sie. Es war alles gesagt, jetzt gab es keinen Grund mehr, mit dem Abschied zu warten, und plötzlich war Summer zum Weinen zumute.
    »Dajee?«, fragte sie. »Komm, trau dich. Er beißt nicht.« Das Kind, das sich immer noch schüchtern hinter der riesigen Haiflosse verbarg, kam hervor. Es sah mit großen Augen zu Loved.
    Dann klappte ihm die Kinnlade nach unten.
    »Das ist ja gar nicht Tänzer Licht!«
    »Natürlich ist er das«, erwiderte Summer. »Der Mann, der nicht stirbt.«
    »Nein!«, rief Dajee so laut, dass ihre Stimme wie ein schrilles
Echo von den Wänden widerhallte. »Tänzer Licht hat einen langen grünen Bart!«
    »Er hat sich eben rasiert.«
    Vor Empörung riss die Kleine den Mund auf und wurde ganz blass. »Tänzer Licht würde sich nie rasieren! Dann würden ihn die Toten ja gar nicht erkennen.«
    Summer wurde auf der Stelle glühend heiß. Es darf nicht schiefgehen! Beruhige sie! Schnell!
    »Na gut, du hast mich ertappt«, lenkte sie ein. »Er konnte nicht kommen. Aber das hier ist sein …Bruder.«
    Dajee verzog das Gesicht zu einem wütenden Schmollen. Verdammt, das darf nicht wahr sein! , schoss es Summer durch den Kopf. Ich lüge die halbe Welt an und dann scheitere ich an einem Kind?
    »Dem helfe ich aber nicht!«, rief Dajee. »Du hast gesagt, Tänzer Licht kommt hier runter!«
    Sie sprang auf.
    »He, warte!« Summer erwischte das Kind gerade noch am Arm, bevor es ins Wasser springen konnte. Und lernte, warum das bei einem Mädchen wie ihm keine gute Idee war. Ein stechender Schmerz zuckte durch ihren Arm. »Au! Spinnst du?«
    Auf ihrem Handgelenk zeichnete sich ein kleiner Zahnkranz ab. Dajee funkelte sie an. »Du sollst mich nicht anfassen!«, kreischte sie. Das Echo prasselte von allen Seiten auf sie herunter.
    »Ich will doch nur einen winzigen Gefallen von dir«, rief Summer empört. »Du hast es versprochen!«
    Aber Dajees Gesicht verzog sich noch mehr zu einer trotzigen Zornesfratze, die sie wie ein ganz gewöhnliches, wütendes Kind aussehen ließ. »Ich helfe dir aber nicht!«, brüllte sie. »Und sein Bruder ist hässlich!«

    Der Hai peitschte durch das Wasser. Dann war das Mädchen schon verschwunden und ließ Summer sprachlos zurück.
    Sie hätte alles erwartet, aber nicht, dass Loved lachte.
    »Das hätte ich dir gleich sagen können. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Tierläufermädchen einspannen wolltest? Ich hätte dir die richtige Geschichte dafür geben können.«
    »Ach wirklich?«
    »Na ja, ich habe immerhin dreißig Jahre lang in den Tierläuferbergen gelebt.«
    Jetzt konnte sie ihn nur noch verblüfft anstarren. »Und warum erzählst du mir das erst jetzt?«
    »Du hast wirklich etwas für mich gewagt«, antwortete er. »Jetzt bin ich kein Gefangener mehr. Und damit sind wir auf Augenhöhe. Vertrauen gegen Vertrauen, Summer.«
    Er nahm ihre verletzte Hand und drehte die Handfläche nach oben, begutachtete die Bisswunde. Gerade als er begann, ihr den Ärmel hochzuschieben, fiel ihr das Tattoo ein.
    »Es geht schon«, sagte sie und zog die Hand weg. Er runzelte die Stirn. Hatte er das Lindenblatt gesehen?
    »Und ein Gefangener bist du leider immer noch«, fuhr Summer hastig fort. »Was machen wir jetzt? Vielleicht kann ich Dajee noch einmal anlocken. Oder…«
    Ein Ruf ließ sie beide zusammenzucken. »Tjamad?« Eine weit entfernte Stimme. Summer krampfte die Hand um die Lampe. Verdammt, es geht alles schief!
    Es war Loved, der sofort reagierte, indem er einfach zur Taschenlampe griff und sie ausschaltete.
    »Sie suchen mich jetzt schon«, flüsterte Summer verzweifelt. »Viel zu früh. Komm, ich verstecke dich. In den Generatorräumen, da ist um diese Zeit meistens niemand, der …«

    »Summer, warte!« Sein Mund war direkt an ihrem Ohr, die Worte nur ein Wispern. »Kümmere dich nicht um mich. Ich komme zurecht.«
    »Tjamad? Bist du da unten?« Sie zuckte zusammen, so laut hallte das Echo von oben. Sie kannte die Stimme. Es war Halimar.
    »Ja!«, schrie sie

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