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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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allein. Summer
wählte die Stücke aus, die ihr passten. Die meisten waren in einem helleren Braun gehalten, was sie an Farrin und Lux erinnerte. Manche der Westen und Jacken hatten geflickte Stellen und Summer versuchte nicht daran zu denken, dass es die Kleider von gefangenen Soldaten waren, die unweit von hier irgendwo in den Gefängnissen saßen. An der Tür erschien Halimar mit ihrer Silbermaske und winkte ihr, sich zu beeilen. »Im achten Turm warten Lord Joras’ Berater.«
    Als Summer wenige Stunden später endlich wieder in den Inneren Zirkel zurückkehrte, hatte sie den Kopf voller Pläne, Anweisungen und Berichte, und auf ihrem rechten Unterarm pochte noch rot die Tätowierung mit Lord Teremes’ Lindenblatt und einigen Codes und Zahlen. »Soll ich dir die Haare abschneiden?«, fragte Wij, als Summer in der Kleiderkammer ihren Rucksack vorbereitete.
    »Nein, nicht heute. Lass mich einfach allein. Ich muss mich noch vorbereiten.«
    Wij runzelte die Stirn. »Dir bleibt keine Zeit bis morgen. In vier Stunden erwartet dich Lady Mar wieder im achten Turm.«
    Das war eine schlechte Nachricht. Plötzlich drohte ihr alles aus den Händen zu gleiten. Fieberhaft überschlug sie die Möglichkeiten, die sie sich zurechtgelegt hatte. Sie richtete sich auf, tat so, als würde die Nachricht sie nicht überraschen, und nickte.
    »Gut. Ich … werde noch zur Barke gehen. Allein. Bitte stört mich nicht.« Wij nickte. Sie trat auf Summer zu und drückte sie kurz an sich. »Danke«, sagte sie. »Ich wusste immer, du lässt die Deinen nicht im Stich.«
    Summer hoffte so sehr, dass Dajee schon in der Nähe der Barke herumstreichen würde, aber es waren nur einige andere Haie, die sie weit unten dahingleiten sah. Sie erinnerte sich daran, dass das Mädchen ihr einmal erklärt hatte, wie sie es rufen konnte. Entschlossen
hob sie einen Stein auf, zerschlug ihn, bis eine scharfe Bruchkante entstand, und ritzte sich in den kleinen Finger. Hoffentlich stimmt es, dass Zia mich überall finden wird, dachte sie und tauchte den Finger ins Wasser. Ein kleiner Hai musste in der Nähe gelauert haben, er kam so schnell heran, dass Summer nur noch zurückstolpern konnte. Er schnappte tatsächlich nach ihr, obwohl sie eine Zorya war. Offenbar hatten diese Raubfische sich an ihre Nähe bereits gewöhnt. Erst als sie schon aufgeben wollte und zu dem Steg hinübereilte, fieberhaft auf der Suche nach einem anderen Plan, tauchte das Kind plötzlich außer Atem und mit rotem Gesicht auf.
    »Dajee! Ich habe auf dich gewartet.«
    »Ich weiß«, keuchte die Kleine. »Aber die Haie hier sind richtig gemein.«
    »Danke, dass du trotzdem hergekommen bist. Hör zu, ich habe nicht viel Zeit. Tänzer Licht bittet dich um Hilfe. Wirst du ihm helfen?«
    Die Kleine sperrte den Mund vor Staunen auf. Dann nickte sie andächtig.

    Tellus hatte sie kommen gehört, denn er war nicht zu sehen, als sie kaum zwei Stunden später in den Wächterraum stürzte und mit fahrigen Fingern den versteckten Hebel suchte, mit dem sich die Wand ein Stück verschieben ließ. Tellus hatte sein unausgesprochenes Versprechen gehalten. Das in die Wand versenkte Schloss war offen. Ihre Geisterfalter schwirrten voraus, als wollten sie sie zur Eile antreiben. Sie ließ die Tasche, die sie bei sich hatte, unten im Schacht stehen und nahm nicht einmal die Maske ab.

    Heute überraschte sie Loved, als sie in die Kammer stürzte. Im ersten Moment lächelte er, dann wurde er schlagartig ernst. »Ist etwas passiert?«
    »Allerdings! Ich bringe dich hier raus. Es ist alles vorbereitet. Aber wir müssen uns beeilen, die Ebbe setzt bereits ein.« Diesmal war es ihr gelungen, ihn wirklich sprachlos zu machen.
    »Zieh deinen Mantel aus«, forderte sie ihn auf. »Und jetzt wirf ein paar Decken aus dem Fenster. Und am besten noch ein Kleidungsstück von dir. Sie müssen glauben, dass du aus dem Turm gesprungen bist.«
    Loved starrte sie immer noch ungläubig an. Aber dann reagierte er und sprang auf.
    Er stellte keine Fragen, auch dann nicht, als er den schmalen Schacht sah.
    »Wirf deinen Mantel runter und klettere voraus!«, befahl Summer. »Unten steht eine Tasche. Darin ist ein Dienermantel. Zieh ihn an und verstau deinen eigenen Mantel in der Tasche. Ich komme nach!«
    Loved nickte und stürzte zum Schacht. Er fluchte, als er sich die Knie anstieß, aber irgendwie schaffte er es, sich hinunterzuzwängen. Summer wartete, bis er weit genug unten war, dann kletterte sie hinterher. Mit aller Kraft

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