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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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zusammenflossen. Allen voran die wütende Summer, die von Anzej verraten worden war; die Hafenarbeiterin, die sich so gut verstellen konnte; und das Mädchen aus Maymara, das ein Messer an der Kehle fühlte und beschloss, auch diesmal nicht zu sterben.
    Sie wirbelte herum und war mit einem Satz bei dem Haufen Pflastersteine. So schnell, dass sie selbst die Bewegungen kaum wahrnahm, warf sie zwei Steine in ihre Tasche, um sie in eine Waffe zu verwandeln. Noch nie hatte sie einen Menschen verletzt, aber nun machte sie im Schwung auf dem Absatz kehrt und rannte - direkt auf Nummer eins zu. In Zeitlupe sah sie, wie er begriff und viel zu langsam reagierte. Völlig überrascht versuchte er noch den Stock hochzureißen, doch da krachten die Steine schon mit voller Wucht gegen seine Schulter und fällten ihn wie einen Baum. Summers Weg zurück war frei.
    Sie musste aus vollem Hals geschrien haben, denn nun, als sie auf die Straße stürzte, flogen die Fenster auf, verschlafene Gesichter erschienen.
    »Mord!«, brüllte der zweite Kerl hinter ihr aus vollem Hals. »Überfall! Sie wollte meinen Herrn töten! Haltet sie!«
    Ein Mann, der eben mit einem Besen vor die Tür trat, nahm den Rufer beim Wort und stellte sich Summer in den Weg. Die
Gaffer an den Fenstern schrien entsetzt auf, als Summer ihm die Tasche mit den Steinen mit aller Kraft gegen die Brust schleuderte und der Mann zu Boden ging. Sie sprang über den Liegenden und raste weiter. Ohne das Gewicht der steingefüllten Tasche war sie schneller - und schon nach wenigen Straßen schienen ihre Verfolger sie aus den Augen verloren zu haben. Zumindest für den Moment. Kopflos bog sie nach rechts ab, nur um sich in einem weiteren Hof wiederzufinden, diesmal wirklich eine Sackgasse. Kurz entschlossen riss sie sich den Mantel von den Schultern, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, stieg blitzschnell auf die Mülleimer, kletterte über die Mauer und sprang. Mit aufgeschürften Knien und Händen landete sie atemlos auf der anderen Seite. Möwenkreischen gellte in ihren Ohren. Seewind kühlte ihre glühenden Wangen. Doch sie brauchte ein, zwei Sekunden, um noch im Laufen zu begreifen, wo sie sich befand.
    Der Hafen war voller, als sie vermutet hatte. Hunderte von Menschen, die sich am Kai drängten. Und an den Piers vier Rekrutenschiffe, bauchige, schwarz gestrichene Frachter mit drei Masten. Das erste Schiff hatte bereits abgelegt und nahm Kurs auf den Horizont.
    Summer hielt sich links dicht bei der Mauer. Verzweifelt hielt sie Ausschau nach einer Möglichkeit, unsichtbar zu werden. Mit etwas Glück würde sie zwischen den Schaulustigen, die sich hinter den Absperrungen ballten, untertauchen können. Und was dann? Genau auf diese Idee würde jeder kommen!
    Das Scheppern eines zu Boden fallenden Mülleimerdeckels erschreckte sie halb zu Tode. Ein Blick über die Schulter bestätigte ihre Befürchtung. Der untersetzte Mann mit dem Stock sprang gerade ebenfalls über die Mauer, entdeckte Summer und nahm die Verfolgung auf. Dann ist auch der Blutmann nicht weit .
Schneidet er mir den Weg ab? Der Gedanke peitschte neue Energien in ihr auf. Sie duckte sich und warf sich nach links in die Gasse zwischen zwei Häusern. Ihre einzige Chance: Im Labyrinth zu verschwinden. Dummerweise gab es keine Abzweigung. Diese Gasse war kaum breiter als ein Arm lang, sie konnte nur beten, dass ihr jetzt niemand in die Quere kam. Hinter sich hörte sie wieder Schritte. Verdammt! Er war hinter ihr!
    Zu allem Überfluss spürte sie nun, wie die Schwäche ihre Beine schwer machte. Lange würde sie diese Treibjagd nicht mehr durchhalten.
    Endlich tauchte eine Quergasse auf. Keuchend bog sie ab - und hörte im selben Moment einen Schrei, einen gebrüllten Fluch - und ein hässliches Geräusch, als wäre jemand niedergeschlagen worden. Der Schwindel ließ sie straucheln. Sie hielt an und presste sich mit dem Rücken gegen die Mauer. Jetzt erst spürte sie, dass sie ihr kleines Klappmesser immer noch bei sich hatte: Es steckte in der hinteren Hosentasche. Sie musste es ohne nachzudenken dort verstaut haben. Hastig holte sie es hervor und versuchte mit zitternden Fingern die Lederhülle herunterzuziehen, während eine andere Summer in ihr sie verhöhnte. Einen Mörder mit einem Muschelmesser erledigen? Na, viel Glück! Dann knickten ihre Knie ein und sie rutschte an der Hausmauer nach unten.
    Lauf weiter! Er holt auf, er …
    Doch niemand kam, nur die Stille rauschte in ihren Ohren mit dem Meer um die

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